Olympia-Schütze Ulbrich selbstbewusst: „Ich hätte genauso gut gewinnen können“
Sportschütze Maximilian Ulbrich im Interview über seine ersten Wettkämpfe bei Olympia.
Landkreis - Maximilian Ulbrich musste nicht einmal eine Nacht darüber schlafen. Bereits neun Stunden nach seinem Wettkampf im Luftgewehr Einzel stand er unserem Kollegen Christian Heinrich Rede und Antwort. Ein Austausch mit einem Athleten, der in der Niederlage zeigt, wer er ist: ein Großer seiner Zunft.
Herr Ulbrich, Ihre ersten beiden Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen sind gelaufen. Im Luftgewehr Mixed wurden Sie Vierter, im Einzel sprang Platz 14 heraus. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?
Das ist irgendwie schwierig einzuschätzen. Zu gemischt sind die Gefühle, die in mir hochkommen. Zum einen gab es bei den Wettkämpfen nichts, von dem ich sagen könnte, dass ich es anders hätte machen müssen. Ich habe alles nach bestem Wissen und Gewissen erledigt. Zum anderen ist es schon enttäuschend, weil ich mir etwas ganz anderes vorgestellt habe.
Was macht die Enttäuschung so groß?
Das Bittere ist, dass ich einen guten Wettkampf abgeliefert habe, bei dem am Ende nur zwei von insgesamt 60 Schuss schlecht waren. Wenn nur einer von ihnen besser gewesen wäre, stünde ich im Luftgewehr-Finale und wir wären alle froh darüber, was ich geleistet habe. So bleibt nur die Genugtuung, dass ich es mir bis zum Schluss ermöglicht habe, den Einzug ins Finale offenzuhalten.
Ihr erster Schuss war gleich eine 9,5. Es gibt bessere Varianten, um in einen Wettbewerb zu starten.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich den Fehler rechts außen habe. Das hängt mit meinem Anschlag zusammen. Leider passiert mir das ausgerechnet bei Olympia wieder. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie ich das korrigieren kann und habe schon ein paar Ideen. Nach Olympia gönne ich mir erst eine Pause und dann arbeite ich daran, bis alles wieder passt.
Der zweite Schuss, der ziemlich daneben ging, war eine 8,7. In der Weltspitze ist das fast unverzeihlich.
Als ich den Schuss abgab, ahnte ich schon, dass er nicht ganz gut ist. Als dann eine 8,7 angezeigt wurde, war ich einigermaßen perplex. Das war das erste Mal, dass ich dachte, verflixt, jetzt wird es schwierig.
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Was Sie dann gemacht haben, war unglaublich. Obwohl Ihre Lage ziemlich aussichtslos war, kämpften Sie sich wieder nach vorne.
Ohne mich jetzt selbst loben zu wollen, aber das war sicherlich eine Leistung, bei der nicht viele andere Sportler mithalten können. Ich habe mir nach den ersten zwei Serien gedacht: Gut, dir fehlen drei Ringe, aber die kannst du aufholen. Ich habe mich dann darauf konzentriert, was ich machen muss, dass ich es noch schaffe. Das ging nur über dicke Zehner, aber die kamen dann auch. 106,2, 105,2, 105,8, das waren super Serien. In der letzten Serie wurde es dann etwas weniger, denn die Anspannung und der Druck waren so hoch.
Am Ende fehlte Ihnen nur der Hauch von neun Zehntel, um das Finale zu erreichen.
Ich mag die Situation nicht, wenn nichts mehr möglich ist. Deshalb habe ich immer darauf geachtet, was ich jetzt schießen muss, um noch eine Chance zu haben. Ich war so nah dran. Erst mit dem vorletzten Schuss war ich raus.
Beim Luftgewehr Mixed haben Sie mit den drei letzten Versuchen noch das Unmögliche geschafft.
Das hätte ich jetzt auch wieder bringen müssen. Aber es funktioniert nicht immer.
Auch wenn Sie dieses Mal gescheitert sind: Der Kampf, den Sie geliefert haben, verdient höchste Bewunderung.
Leider ist es so, dass es nicht viele Leute gibt, die das richtig einschätzen können. Wer weiß schon, was dies für eine extreme Leistung ist, sich noch einmal hoch zu kämpfen, wenn man am Boden liegt? Das ist es ja, was alles für mich so schwierig und so widersprüchlich macht. Ich weiß, wie gut ich im Vorfeld gearbeitet habe. Ich weiß, was meine Leistung wert ist. Dass ich am Ende nicht dafür belohnt wurde, ist schwer zu akzeptieren.
Was nehmen Sie mit aus dieser Erfahrung?
Ich habe für mich die Bestätigung erhalten, dass meine Technik sauber ist und meine Wettkampfvorbereitung funktioniert. Ich bin absolut konkurrenzfähig. Ich weiß, dass ich die nächsten Jahre viele Finals schießen und Medaillen gewinnen kann. Bei Olympia 2024 sollte es vielleicht noch nicht sein. Aber mal ehrlich. Ich hätte den Wettkampf im Luftgewehr genauso gut gewinnen können.