Zwei Diktatoren hassen den Westen: Erfüllt Kim Jong-uns Nordkorea Putins verzweifelte Wünsche?

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Putin und Kim Jong-un feiern mit Pomp ihren Gipfel. Doch vor allem geht es Putin um eins: Er braucht dringend Waffen für seinen Krieg in der Ukraine.

„Unbesiegbarkeit und Dauerhaftigkeit“: Das zeigt das Gipfeltreffen von Russlands Präsident Wladimir Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un – wenn man der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA glaubt. Die Beziehungen beider Länder seien zu einer „starken strategischen Festung“ für die Aufrechterhaltung des Friedens, der Sicherheit und der internationalen Gerechtigkeit geworden. Und zu einem Motor der multipolaren Welt.

Große Teile dieser Welt sehen eher zwei schurkische Diktatoren, die den Westen hassen. Und Putins neue Anbiederung an das isolierte Kim-Regime legt vor allem eins nahe: Ihm gehen im Ukraine-Krieg Waffen und Munition aus. Und seine hochgepuschte Kriegswirtschaft kann sie nicht schnell genug selbst herstellen.

Putin und Kim: Nordkoreas Waffen verlängern Ukraine-Krieg

Nordkorea ist kein Land, das für eine florierende Industrie bekannt ist. Doch Waffen hat es schon immer in großer Zahl hergestellt. Auch forscht es seit langem an Atomwaffen. Im September 2023 hatten sich Putin und Kim erstmals getroffen, damals auf einem Weltraumbahnhof in der ostsibirischen Baikal-Amur-Region. Dort sollen sie erstmals nordkoreanische Waffenlieferungen vereinbart haben, etwa von Artilleriemunition. Beide Seiten schweigen sich dazu aus, doch es gilt als sicher, dass Russland in der Ukraine nordkoreanische Munition und Waffen einsetzt. „Ich denke, dass Nordkorea weiterhin Artilleriegranaten und Raketen liefern wird“, sagt der Nordkorea-Experte Ramon Pacheco Pardo vom King‘s College London. „Und ich denke, dass Nordkorea um Treibstoff, Lebensmittel, Waffenkomponenten und Fachwissen für die Entwicklung von Waffensystemen bitten wird.“

Nordkorea führt zwar regelmäßig provokante Raketentests durch, doch die gehen öfter mal schief. Deshalb dürften die Nachbarstaaten Japan und Südkorea wenig erfreut über russische Technologiehilfe sein. Pardo glaubt, dass sowohl Europa als auch Asien angesichts der neuen Bromance zwischen Putin und Kim beunruhigt sind.

Für Asien von Bedeutung sei, dass „Nordkorea mit Sicherheit Technologietransfers und den Austausch von Fachwissen fordern wird, die Pjöngjang helfen werden, seine Waffen- und Satellitenprogramme schneller zu entwickeln“, meint der Experte. Für Europa bedeute die Liaison, dass Nordkoreas Waffen es Putin ermöglichen, „seine Invasion in der Ukraine über einen längeren Zeitraum fortzusetzen“, so Pardo zu IPPEN.MEDIA.

Russland und Nordkorea haben am Mittwoch ein „Grundlagenabkommen“ unterzeichnet, das die Beziehungen vertiefen soll. Putin hatte direkt vor seiner Reise in einem Beitrag für die Staatszeitung Rodong Sinmun angekündigt, „alternative Handels- und Zahlungsmechanismen zu entwickeln, die nicht vom Westen kontrolliert werden“ und „eine gleichberechtigte und unteilbare Sicherheitsarchitektur in Eurasien aufzubauen“. Eurasien ist Putins Schlagwort für eine von Moskau angeführte Gemeinschaft, zu der er etwa ehemalige Sowjetstaaten von Belarus bis Kasachstan zählt, sowie Verbündete in Asien wie China – und nun auch Nordkorea.

Wladimir Putin steht vor einer roten Wand mit Flaggensymbol Nordkoreas
Putin in Pjöngjang: Verkauft Nordkorea ihm die dringend benötigten Waffen? © Gavriil Grigorov/POOL Pyongyang North Korea/Imago

Putins Russland längst abhängig von China

Doch Russland führt vielleicht kleine Nachbarstaaten an – ist aber selbst längst von China abhängig geworden. Und ein wahrer Alliierter ist China nicht, auch wenn Peking toleriert, dass chinesische Firmen militärisch nutzbare Güter an Russland verkaufen, die im Krieg zum Einsatz kommen.

Chinesische Firmen erfüllten gern die Nachfrage, die durch den Wegfall westlicher Produkte in Russland entstanden sei, sagt der Sicherheitsexperte und ehemalige Nato-Botschafter der USA Kurt Volker. Peking helfe Russland immer dann, wenn es China selber nützt, sagte Volker im Gespräch mit unserer Redaktion: „China schaut nur auf chinesische Interessen.“

Die neue Achse zwischen Moskau und Pjöngjang betrachtet Peking mit Argusaugen. „Ich glaube nicht, dass China besonders wohl ist bei den wachsenden Beziehungen zwischen Russland und Nordkorea“, sagt Nordkorea-Experte Pardo. „Peking betrachtet sich als Hauptakteur in den internationalen Beziehungen Nordkoreas. Ich denke, es ist bezeichnend, dass Peking eindeutig versucht, sich von jeglichem Gerede über eine Achse China-Russland-Nordkorea zu distanzieren“, erklärt Pardo IPPEN.MEDIA. Auch lehnt China den Bau von Atombomben durch Nordkorea ebenso ab wie die US-Verbündeten Japan und Südkorea.

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