„Gute Freunde“: China und Nordkorea wollen Beziehungen stärken – Treffen zwischen Xi und Kim
Bei einem Treffen in Peking haben Xi Jinping und Kim Jong-un eine verstärkte Zusammenarbeit vereinbart. Für Nordkorea ist derzeit allerdings ein anderes Land wichtiger als China.
China und Nordkorea wollen nach Jahren der Entfremdung ihre Beziehungen ausbauen. Das sagte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Donnerstag bei einem Treffen mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un in Peking. China sei „entschlossen, die bilateralen Beziehungen zu wahren, zu festigen und weiterzuentwickeln“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua den chinesischen Staatschef. Nordkorea und China seien „gute Freunde“. Kim sagte demnach, „die Vertiefung und Weiterentwicklung der bilateralen Beziehungen bleibt das unerschütterliche Bestreben“ Nordkoreas. Sein Land sei zudem bereit, „die für beide Seiten vorteilhafte wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zu vertiefen“. Nordkoreas staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete zunächst nicht über das Treffen.

Kim war am Dienstag mit dem Zug in Peking eingetroffen, unter anderem in Begleitung seiner Schwester und seiner Tochter. Am Mittwoch nahm er an der Militärparade zum 80. Jahrestag der japanischen Niederlage im Zweiten Weltkrieg teil, an der Seite von Xi und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sowie etwa zwei Dutzend weiteren Staats- und Regierungschefs. Es war das erste Mal, dass Kim an einem multilateralen Treffen teilnahm.
China und Nordkorea sind enge Partner – vor allem wirtschaftlich
Xi Jinping und Kim Jong-un hatten sich zuletzt im Juni 2019 in Pjöngjang getroffen. Ein halbes Jahr später machte Nordkorea mit Ausbruch der Coronapandemie seine Grenzen dicht, bis zu einer Russland-Reise im September 2023 verließ Kim das Land nicht, worunter auch die Beziehungen zu Chinas litten. Auch die intensive Diplomatie mit den USA – Kim hatte Donald Trump in dessen erster Amtszeit dreimal getroffen – kam zu einem Ende. Obwohl die Gipfel keinerlei Ergebnis brachten, zeigte sich Trump zuletzt mehrfach zu einem erneuten Treffen mit Kim bereit. Ob Kim darüber nun auch mit Xi sprach, ist nicht bekannt.
China und Nordkorea teilen eine mehr als 1400 Kilometer lange Grenze und sind seit dem Korea-Krieg, in dem chinesische „Freiwillige“ auf der Seite des Nordens kämpften, auch politisch eng verbunden. 1961 unterzeichneten beide Länder einen Verteidigungsvertrag – den bislang einzigen der Volksrepublik China. Dennoch sind die Beziehungen zwischen den beiden Nachbarländern kompliziert. So zeigte sich Peking erbost über den ersten nordkoreanischen Atomtest 2006 und konnte in der Folge auch die weitere nukleare Aufrüstung des Landes nicht verhindern. Heute verfügt das Kim-Regime Schätzungen zufolge über mehrere Dutzend Sprengkörper sowie über Interkontinentalraketen mit einer Reichweite von bis zu 15.000 Kilometern. Bei dem Treffen mit Kim in Peking sagte Xi nun, sein Land sei „bereit, die Koordinierung mit Nordkorea zu verstärken, um Frieden und Stabilität auf der Halbinsel zu bewahren“.
„Ich glaube nicht, dass China großen politischen Einfluss auf das nuklear bewaffnete Nordkorea hat“, sagte der Nordkorea-Experte Ramon Pacheco Pardo vom Londoner King‘s College im Vorfeld des Treffens mit Xi unserer Redaktion. „China hat jedoch Einfluss darauf, inwieweit die nordkoreanische Wirtschaft weiterhin die Eliten des Landes versorgen kann.“ So kommen beispielsweise ausländische Luxusgüter meist über China nach Nordkorea, obwohl internationale Sanktionen das eigentlich verhindern sollen. Die Volksrepublik ist Schätzungen aus Südkorea zufolge für 98 Prozent des nordkoreanischen Außenhandels verantwortlich.
Nordkorea und Russland: Partner im Ukraine-Krieg – und auch darüber hinaus?
Für Pacheco Pardo ist China deshalb auf lange Sicht der wichtigste Partner Nordkoreas. Kurzfristig aber komme diese Rolle Russland zu. Am Mittwoch hatte sich Kim zu einem Gespräch mit dem russischen Präsidenten getroffen. Dabei dankte Putin dem nordkoreanischen Diktator für die Entsendung von Soldaten nach Russland. Kim sagte, dass Nordkorea jederzeit bereit sei, Russland zu helfen, und dies als „brüderliche Verpflichtung“ sehe. Laut dem südkoreanischen Geheimdienst sind bislang etwa 2000 nordkoreanische Soldaten im Ukraine-Krieg ums Leben gekommen, insgesamt habe Kim mindestens 10.000 Kämpfer nach Russland entsendet, vor allem in die Grenzregion Kursk. Nachdem Nordkorea seine Beteiligung an dem Krieg zunächst abgestritten hatte, trat Kim zuletzt mehrfach öffentlich bei Gedenkveranstaltungen für tote nordkoreanische Soldaten auf.
Beobachter glauben, dass die Allianz mit Kim für Wladimir Putin derzeit zwar wichtig sei, auch, weil Nordkorea das Land mit Waffen und Munition versorge. Nach einem möglichen Kriegsende in der Ukraine könnte sich Russland aber wieder anderen Partnern zuwenden und Nordkorea an Bedeutung verlieren. Auch deshalb sei Kim nun nach China gereist – er wolle die angeschlagenen Beziehungen zu Peking verbessern. Ob ihm das geglückt ist, blieb nach dem Treffen mit Xi trotz der optimistischen Rhetorik zunächst offen.