KENFO als Vorbild – Wie ein Atommüll-Fonds die Zukunft der Rente sichern soll
Atommüll soll die Zukunft der Rente sichern
Die Bundesregierung will die Rente durch einen Fonds unterstützen. Ein Atommüllfonds könnte als Vorbild dienen. Wie sieht das im Detail aus?
Berlin – Traditionell zahlen die Arbeitnehmer direkt für die Rente derer, die den Arbeitsmarkt bereits verlassen haben, und erfüllen damit den Generationenvertrag. In Zeiten aber, zu denen die Rententöpfe immer mehr Rentner versorgen müssen, aber immer weniger Einzahlungen vonseiten der Arbeitnehmer erfolgen, müssen neue Lösungen her. Seit längerer Zeit sucht die Bundesregierung darum nach einer Möglichkeit, die Kapitalmärkte stärker für sich zu nutzen – und für die Altersvorsorge.
KENFO investiert in Atommüll-Lagerung – Regierung plant ähnliche Lösung für die Rente
Die Regierung hat einen im Jahr 2017 eingerichteten Fonds in den Blick genommen, der sich mit der Finanzierung von Atommüll-Lagerung beschäftigt. Der sogenannte Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (KENFO) soll dabei helfen, die Rente zu sichern. In diesem Rahmen könnte er einige neue Aufgaben erhalten.
Der Fonds existiert seit 2017 – damals war das sogenannte Entsorgungsfondsgesetz in Kraft getreten. Dieses hatte der Bundesregierung die Gründung einer speziellen Stiftung ermöglicht. Die Finanzierung erfolgte hauptsächlich aus den Taschen der Betreiber der deutschen Kernkraftwerke. Insgesamt haben die 24,1 Milliarden Euro auf die Konten der Stiftung eingezahlt, mit denen der Fonds jetzt die Finanzierung der Zwischen- und Endlagerung des radioaktiven Abfalls sicherzustellen. Dabei hatte die Stiftung das Geld der Betreiber angelegt und verwaltet das Portfolio.
Massive Gewinne beim KENFO – Vorbild für die Rente?
Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass dies recht erfolgreich passiert. Mit dem Stiftungsvermögen, so teilte es die KENFO-Stiftung Anfang Juli 2024 mit, habe sie bereits rund vier Milliarden Euro erwirtschaftet. „Trotz aller geopolitischen und wirtschaftlichen Belastungsfaktoren in 2023 haben sich sämtliche Anlageklassen im Portfolio positiv entwickelt“, sagte dazu Anja Mikus, Vorstandsvorsitzende des KENFO - Stiftung des Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung. Mikus zufolge habe das Portfolio eine bessere Entwicklung als das Referenz-Portfolio erzielt und das bei einem „deutlich geringeren Risiko“.
Der Anlagehorizont des KENFO soll bis zum Ende des Jahrhunderts ausreichen. Ein Problem sei das nicht: Das deutsche Endlager brauche schließlich ebenfalls Zeit, um überhaupt erst einen Standort zu finden. Anschließend müsse noch geforscht und gebaut werden. Jährlich überweist der Fonds Millionensummen an das Bundesumweltministerium, das die Kosten für Endlagersuche und Entsorgung zahlt. Er habe schon während vergangener Krisen wie Corona, dem Ukraine-Krieg und dem Energiepreisschock eine erstaunliche Resilienz gezeigt.
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Neue Stiftung nach KENFO-Vorbild – Regierung legt Gesetzesentwurf vor
Das scheint auch die Bundesregierung zu glauben. Diese plant eine weitere Stiftung, die ähnlich funktionieren soll – nur soll sie das sogenannte Generationenkapital verwalten, nicht die Endlagerung von Atommüll. Schon im Sommer 2023 legte der Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) einen entsprechenden Gesetzentwurf für das Generationenkapital vor.
Ursprünglich war geplant gewesen, dass der KENFO die Milliarden für die Aktienrente anlegt und verwaltet. Laut der Berliner Morgenpost plant die Bundesregierung eine weitere, ähnliche Stiftung wie die, die den KENFO verwaltet. Jährlich soll die neue Stiftung zwölf Milliarden Euro anlegen. Es ist noch nichts beschlossen, allerdings könnte die neue Stiftung noch im Jahr 2024 starten, falls das entsprechende Gesetz bis Anfang November die Hürden im Bundestag und Bundesrat nimmt.
Zu Anfang soll die Stiftung immer noch beim KENFO angesiedelt sein. Unter anderem erhofft sich die Regierung wohl davon, dass sie vom Know-how und den Kontakten des KENFO profitieren könnte. Inwiefern sich die Anlagestrategien unterscheiden, wird sich herausstellen –ein höherer Aktienanteil würde traditionell zu einem höheren Risiko führen, dafür aber auch zu höheren möglichen Erträgen. Laut KENFO-Expertin Anja Mikus könnte ein höherer Aktienanteil allerdings quasi „Zwang“ sein, da die Erträge entsprechend hoch sein müssten, um tatsächlich die Renten zu finanzieren. Erst 2036 soll die erste Auszahlung an die Rentenkasse erfolgen.
Kritik an KENFO-Plänen – „hochspekulativ und riskant“
Vonseiten des Verbands der Firmenpensionskassen kam bereits Kritik an dieser Planung. Die Mitglieder schätzen den Plan, die Investments „vollständig durch Fremdkapital zu finanzieren“, sei „hochspekulativ und riskant“. Das Modell erinnere stark an einen „aggressiven Hedgefonds“. Außerdem sei die Rolle des Staates als Unternehmer mit Skepsis zu betrachten: Für eine erfolgreiche Umsetzung müsse er „nicht nur die notwendige Infrastruktur und Expertise bereitstellen“, sondern auch riskieren, in „politisch beeinflusste Anlagen“ zu investieren, die das Rendite-Risikoprofil „negativ beeinflussen könnten“. So hatte das Private Banking Magazin den Verband zitiert.
Anja Mikus vom KENFO hatte dazu bereits im April gesagt: „Wir zocken nicht. Da kann ich alle beruhigen.“ Ihr zufolge werde der Fonds keinesfalls kurzfristig Geld anlegen und die Wertpapiere schnell abstoßen. „Wir legen die uns anvertrauten Mittel langfristig und weltweit diversifiziert an, um die Renditepotenziale bestmöglich zu nutzen.“ Andere Länder hätten es bereits längst erfolgreich vorgemacht, wie ein Staat die Kapitalmärkte für sich nutzen könnte.