Neuer Steuer-Plan der Ampel: Tabelle zeigt, wie viel mehr Geld es geben soll
Finanzminister Christian Lindner (FDP) plant eine große Steuerentlastung, die Millionen Menschen mehr Geld bescheren soll. Wie viel mehr netto vom brutto bleibt, erfahren Sie hier.
Berlin – Nachdem Anfang dieses Jahres der Regelsatz für das Bürgergeld um zwölf Prozent gestiegen ist, will Finanzminister Christian Lindner (FDP) auch die arbeitende Bevölkerung entlasten. Konkret plant er den Grundfreibetrag um 180 Euro anzuheben, rückwirkend ab dem 1. Januar 2024. Damit bleibt allen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen generell mehr netto vom brutto.
Lindner würde aber am liebsten noch weitergehen und die sogenannte „kalte Progression“ abbauen. Damit soll verhindert werden, dass Gehaltserhöhungen der Arbeitnehmer von der Inflation gänzlich aufgefressen werden. SPD und Grüne allerdings halten von diesem Plan eher wenig, da es auch Top-Verdiener entlastet.
Anhebung des Freibetrags: So viel mehr netto bleibt vom brutto
Der steuerliche Grundfreibetrag soll von aktuell 11.604 Euro auf 11.784 Euro steigen. 2023 lag der Freibetrag noch bei 10.908 Euro. Mit dem Freibetrag wird festgelegt, ab welchem Jahreseinkommen Steuern abgezogen werden. Wer also weniger als den Freibetrag verdient, zahlt keine Steuern. Und auch wer darüber hinaus verdient, zahlt bis zu diesem Betrag keine Steuern, der Freibetrag wird also auf das Gesamteinkommen erstmal abgezogen, bevor auf den Rest dann der Steuersatz angewandt wird. Ganz vereinfacht gesagt: Wer 12.000 Euro im Jahr verdient, muss 2023 nur auf die übrigen 1092 Euro Abgaben zahlen.
Nach Berechnungen der Bild-Zeitung, die sich auf den Bund der Steuerzahler beruft, ergibt das dann folgende Entlastung (im Jahr):
- Singles / Alleinerziehende: +34 Euro
- Ehepaar ohne Kinder: +68 Euro
- Ehepaar mit 1 Kind, 8000 Euro brutto im Monat: +138 Euro
- Ehepaar mit 2 Kindern, 8500 Euro brutto: +206 Euro
- Ehepaar mit 3 Kindern, 9000 Euro brutto: +268 Euro
Die größte Entlastung gibt es aber für Geringverdienende, die mit der Anhebung des Freibetrags aus der Steuerpflicht ganz herausfallen. Wer also eine Gehaltserhöhung bekommen hat, muss in vielen Fällen nicht mehr befürchten, dass diese durch Steuerzahlungen nun ins Nichts verschwindet.
Kalte Progression abbauen: Tabelle zeigt die mögliche Entlastung
Christian Lindners zweiter Plan, der Abbau der kalten Progression, würde allerdings viel mehr Menschen zugutekommen – und eben auch denjenigen, die zu den Besserverdienenden gehören. „Fairness verdienen nicht nur Geringverdiener“, begründet der Finanzminister in der Bild seinen Vorstoß. „Auch die Leistung der Fach- und Führungskräfte sowie des Mittelstands muss anerkannt werden.“
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Unter der kalten Progression versteht man die Auswirkung einer hohen Inflation auf die Einkommensteuer, die im Endeffekt zu einer heimlichen Steuererhöhung führen würde. Diese schleichende Steuererhöhung will Lindner abbauen, indem die Einkommenssteuertarife angepasst werden. Es würde also angepasst werden, ab welchem Einkommen welcher Steuertarif gilt. In Deutschland haben wir einen progressiven Steuertarif, der bei 14 Prozent startet und bis zu 45 Prozent für Spitzenverdienende geht. Mit einer Anpassung der Steuertarife würde jemand, der durch eine Gehaltserhöhung eigentlich vom Steuertarif in Höhe von 14 Prozent auf 16 Prozent hochrutschen würde, beim alten Steuertarif bleiben. Dadurch hat diese Person mehr von ihrer Gehaltserhöhung.
Nach Angaben der Bild-Zeitung und dem Bund der Steuerzahler würde der Abbau der kalten Progression für einen Single mit 3000 Euro brutto im Monat 110 Euro im Jahr mehr haben. Ein Haushalt mit vier Personen und 8000 Euro brutto im Monat hätte sogar 304 Euro im Jahr extra.
Monatsgehalt | Entlastung im Jahr Single | Entlastung im Jahr Ehepaar mit 2 Kindern |
---|---|---|
3000 Euro | 110 Euro | 116 Euro |
4000 Euro | 141 Euro | 178 Euro |
4500 Euro | 160 Euro | 188 Euro |
5000 Euro | 181 Euro | 200 Euro |
6000 Euro | 236 Euro | 244 Euro |
Für die Koalitionspartner sorgt der Plan für Ärger, denn es wird hier nicht unterschieden zwischen Gutverdienenden, Spitzenverdienenden und Personen mit kleineren Einkommen.
SPD und Grüne wollen Geringverdiener entlasten
Vertreter von SPD und Grünen machten deutlich, dass sie vor allem kleine und mittlere Einkommen entlasten wollen. Es sei sinnvoll, die kalte Progression auszugleichen, sagte der finanzpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Michael Schrodi, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Gleichzeitig kann es nicht sein, dass damit überproportional Spitzenverdiener entlastet werden.“
Grünen-Fraktionsvize Andreas Audretsch betonte: „Steuersenkungen für die Reichsten des Landes haben keine Priorität.“ Der Haushalt sei „in Zahlen gegossene Prioritäten“, sagte Audretsch den Funke-Zeitungen. Priorität habe für die Grünen die alleinerziehende Mutter, die arbeite und am Ende des Monats doch nicht genug habe, ebenso wie der Polizist, der für seine Familie auf ein gutes Kindergeld und gut ausgestattete Kitas angewiesen sei.
Zuletzt reagierte der Bund für die Jahre 2023 und 2024 auf die hohe Inflation. Ein weiterer Ausgleich müsse im Kontext des Haushaltsentwurfs und der Finanzplanung besprochen werden, kündigte Lindner an. Finanzielle Details kenne man aber erst im Herbst, wenn ein neuer Progressionsbericht vorliege.
Mit Material von dpa