„Zocken nicht“ mit neuem Rentenpaket: Das soll mit dem Generationenkapital passieren
Die Kritik an den Plänen der Bundesregierung, die Rente mithilfe von Aktien zu sichern, ist groß. Dabei versprechen die Investitionen hohe Renditen.
Berlin/München – Die Bundesregierung will mit dem sogenannten Generationenkapital die Rente von jungen Menschen absichern. Dieses soll größtenteils in Aktien investiert werden. Das Vorhaben, das zum Rentenpaket II der Ampel-Koalition gehört, findet auch Kritiker, die sich um die Investitionen des Staates sorgen. Zudem müssen Arbeitnehmer künftig mehr in die Rentenkasse einzahlen. Den Vorwurf, der Bund würde Geld verzocken, weist die Vorstandsvorsitzende der zuständigen Kenfo-Stiftung, Anja Mikus, allerdings zurück. Sie begrüßt die Entscheidung der Ampel, die Kapitalmärkte für die Rente zu benutzen.
Rentenpaket der Ampel: Generationenkapital soll in Aktien fließen – „Wir zocken nicht“
„Aufgrund der Renditeanforderungen dürfte der Aktienanteil in Richtung 80 Prozent gehen“, sagte Mikus der Welt am Sonntag. Das Portfolio werde „fast keine Anleihen haben“. Den Vorwurf, mit der gesetzlichen Rente an der Börse zu spielen, wies Mikus zurück. „Wir zocken nicht. Da kann ich alle beruhigen“, sagte sie. Es gehe nicht darum, kurzfristig Geld anzulegen und die Wertpapiere schnell wieder zu verkaufen. Die anvertrauten Mittel würden langfristig und weltweit diversifiziert investiert.

„Endlich fängt der deutsche Staat an, die Kapitalmärkte stärker für sich und die Altersvorsorge seiner Bürger zu nutzen“, sagte Mikus weiter. Andere Länder machten dies seit Jahrzehnten erfolgreich vor. Sie rechne konservativ mit einer jährlichen Rendite von im Durchschnitt sechs Prozent, von der Zinskosten in Höhe von drei Prozent für die Schulden des Bundes abgezogen werden müssten.
Aktienrente im neuen Rentenpaket: Generationenkapital soll nachhaltig werden –„höhere Renditen“
Mikus kündigte für das Generationenkapital eine „renditeorientierte Nachhaltigkeitsstrategie“ mit dem Blick auf die Bereiche Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung an. „Und zwar nicht, um nach außen gut dazustehen, sondern weil Investments in Unternehmen, die sich in diesen drei Bereichen stetig verbessern, langfristig höhere Renditen bringen“, sagte die Stiftungschefin. Inwieweit Investitionen in einzelne Branchen ausgeschlossen werden, ließ Mikus offen.
Einen zu großen Einfluss der Politik auf die Anlageentscheidungen erwartet die Stiftungsvorsitzende allerdings nicht. „Der breite Wille der verantwortlichen Ministerien und politischen Vertreter ist, dass wir bei der Kapitalanlage nicht durch politische Einflussnahme behindert werden und flexibel investieren können“, sagte sie. Für die Verwaltung des Generationenkapitals reicht aus ihrer Sicht das derzeit 50-köpfige Team weitgehend aus, das seit 2017 bereits den Atomfonds Kenfo verwaltet. „Mit dem Generationenkapital dürften lediglich fünf bis sieben Beschäftigte hinzukommen“, sagte Mikus.
Kritik an Ampel-Plänen bleibt – Rentenreform steht noch vor Verabschiedung
Dennoch hagelt es an Kritik. So bezeichnete Sahra Wagenknecht die Aktienrente als eine „Casino-Rente“. Auch Sozialverbände wie der VdK blicken kritisch auf die Pläne der Ampel-Koalition. VdK-Präsidentin Verena Bentele fordert mehr sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, anstatt spekulative Investitionen auf dem Aktienmarkt zu tätigen.
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Der Entwurf des Rentenpakets II der Bundesregierung sieht unter anderem vor, dass der Bund in den nächsten Jahren jeweils mindestens zwölf Milliarden Euro in den neuen Staatsfonds einzahlt. Mit den Erträgen soll dann ab 2036 ein noch stärkerer Anstieg der Rentenbeiträge verhindert werden. Das Gesetz wurde allerdings noch nicht von Bundestag und Bundesrat verabschiedet. „Ich hoffe, das gelingt bis zur Sommerpause“, so Mikus. (vk/afp)