„Keine Wunderwaffe“ gegen Putin: Nato zweifelt an F-16-Kampfjets als Allheilmittel im Ukraine-Krieg
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Kann eine baldige Lieferung von F16-Jets den Ukraine-Krieg gegen Russland entscheidend verändern? Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg glaubt nicht daran.
Brüssel – Auch beim 75. Geburtstag der Nato stand natürlich der Ukraine-Krieg im Mittelpunkt. Während Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg einerseits für ein 100-Milliarden-Paket für die Ukraine im Kampf gegen Wladimir Putin und Russlands Invasionskrieg plädierte, ließen andere Bemerkungen des Bündnischefs abseits der Feierlichkeiten noch viel mehr aufhorchen. Und dies unabhängig von dem kursierenden Nato-Plan, der möglicherweise Gebietsabtretungen an Russland für eine Mitgliedschaft im Militärbündnis erwägt.
F-16 Kampfjets im Ukraine-Krieg: Nato-Generalsekretär zweifelt an Allheilmittel im Kampf gegen Russland
So sagte der Nato-Generalsekretär bereits am Freitag (5. April), dass die F-16 das ukrainische Militär stärken werden. Allerdings betonte Stoltenberg ebenfalls, dass die Kampfjets, die häufig als Gamechanger im Ukraine-Krieg bezeichnet werden, weder ein Allheilmittel noch einen drastischen Unterschied in Kiews Krieg gegen Russland machen würden.
Stoltenberg machte diese Vorhersage während eines Fernsehinterviews mit der Bild-Zeitung. Dort sprach er über die Lieferung von F-16-Kampfjets durch NATO-Verbündete an die Ukraine und die Ausbildung ukrainischer Piloten zum Fliegen der Kampfjets.
Diskussion über F-16-Lieferung an die Ukraine: Kiew fordert die Kampfjets gegen Russland seit Kriegsbeginn
Kurz nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin im Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert war, forderte Kiew seine westlichen Verbündeten auf, der ukrainischen Luftwaffe F-16-Kampfjets zur Verfügung zu stellen. Obwohl sich Kiews Verbündete zunächst gegen die Anfragen nach den Jets wehrten, sagten mehrere Länder im vergangenen Jahr zu, der Ukraine F-16 zu liefern.
Über den Zeitplan, die Ankunft und die genaue Menge der Kampfflugzeuge, die zu den leistungsfähigsten Mehrzweck-Militärjets der Welt zählen, ist weiterhin wenig bis gar nichts bekannt. Eine Vielzahl der Offiziere ist jedenfalls der Meinung, dass der Einsatz der Kampfjets der Ukraine einen möglicherweise kriegsentscheidenden Vorteil für die Verteidigung der Ukraine bringt.
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F-16-Kampfjets im Ukraine-Krieg: „Keine Wunderwaffe“ gegen Putins Streitkräfte in Russland Invasionskrieg
Nato-Generalsekretär Stoltenberg scheint diese Überzeugung allerdings nicht zu teilen. Stattdessen werden die F-16-Jets seiner Ansicht nach den Ukraine-Krieg allein nicht verändern. „Ein einzelnes System kann die Situation auf dem Schlachtfeld nicht ändern“, sagte Stoltenberg im Gespräch mit der Bild.
„Das ist keine Wunderwaffe, die den Verlauf des Krieges ändern könnte“, fuhr der Nato-Chef fort und unterstrich die Zweifel an der Relevanz der Kampfjets, die auch in anderen Kreisen aufgekommen sind. Auch wenn die F-16 keine entscheidende Lösung für die ukrainische Verteidigung darstellen, erklärte Stoltenberg weiter, die Jets seien dennoch „wichtig“ für die Luftwaffe und das Militär der Ukraine insgesamt.
F-16-Kampfjets „werden Fähigkeit der Ukraine, russische Aggressionen abzuwehren, weiter stärken“
„Sie werden die Fähigkeit der Ukraine, russische Aggressionen abzuwehren, weiter stärken“, sprach Stoltenberg den Nutzen der F-16-Kampfjets für die Luftwaffe im Kampf gegen Russland nicht ab. Stoltenbergs Kommentare kommen, nachdem ein hochrangiger Offizier des ukrainischen Militärs in einem Bericht vom Mittwoch bei dem US-Nachrichtenmagazin Politico erklärt hatte, dass durch die verspätete Lieferung der F-16-Jets, die Kampfflugzeuge für die ukrainischen Streitkräfte „nicht mehr relevant“ wären.
„Aber oft bekommen wir die Waffensysteme einfach nicht zu dem Zeitpunkt, zu dem wir sie brauchen“, sagte der ungenannte Offizier Politico zufolge. „Jede Waffe hat ihren eigenen, ihren richtigen Zeitpunkt. Die F-16 wurden 2023 gebraucht, 2024 werden sie nicht mehr wichtig sein.“
Russland auf F-16-Lieferungen im Ukraine-Krieg vorbereitet? Putins Streitkräfte haben Vorkehrungen getroffen
Dem Politico-Bericht nach hat Russland die Ankunft der F-16 vorweggenommen, indem es herausgefunden hat, wo es seine fortschrittlichen Luftabwehr- und Radarsysteme auf der von Russland kontrollierten Krim stationieren muss, um die Flugzeuge ins Visier zu nehmen. Oleksiy Goncharenko, ein Mitglied des ukrainischen Parlaments, sagte jedoch zu Newsweek, dass Kiew dennoch von den Kampfjets der vierten Generation profitieren wird.
„Sie werden unserer Luftverteidigung helfen und die russischen Flugzeuge weiter von der Frontlinie wegdrängen“, sagte er. Da Russland in großem Umfang leistungsstarke gelenkte Luftbomben an der Frontlinie einsetzt, „können uns die F-16 dabei helfen, russische Flugzeuge weiter von der Frontlinie fernzuhalten“, so Gontscharenko.
Putin droht mit Abschuss von F-16-Jets auch auf Nato-Flugplätzen: „Werden zu legitimen Zielen“
Mit den F-16-Kampfflugzeugen möchte die Ukraine der russischen Luftüberlegenheit an der Frontlinie begegnen; russische Flugzeuge haben dort trotz der dichten ukrainischen Luftabwehr durch die große Reichweite einen Vorsprung. Laut dem russischen Präsidenten wird „dies die Situation auf dem Schlachtfeld“ jedoch nicht ändern, wie er kürzlich in einer Rede anmerkte. Tatsächlich ging er sogar noch einen Schritt weiter. Putin drohte mit dem Abschuss von F-16-Kampfjets und sogar mit Angriffen auf Nato-Flugplätze.
Man sei sich bewusst, dass die F-16 Atomwaffen tragen könne und werde das bei „der Planung der Kampfhandlungen“ berücksichtigen müssen. Letztlich werde man sie aber „zerstören, wie das bereits mit Panzern und anderen Waffensystemen geschieht“. Um das zu erreichen, werde man auch nicht davor zurückschrecken, „Flugplätzen in Drittländern“ anzugreifen. Sobald die Flugzeuge von dort aus eingesetzt würden, „werden sie für uns natürlich zu legitimen Zielen, egal wo sie sich befinden“, so Putin weiter. (mst)