Beamten-Kinder bekommen hunderte Euro im Monat mehr: Extra-Kindergeld für Staatsbedienstete

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

KommentareDrucken

Als soziale Stütze soll das Kindergeld Familien unter die Arme greifen. Doch Beamte erhalten je nach Bundesland deutlich mehr Kindergeld als anders Beschäftigte.

München – Unlängst wurde bekannt, dass der Ampel-Koalition in den Verhandlungen zum Bundeshaushalt für 2025 eine erste Einigung gelang. Demnach entschieden sich die Koalitionspartner zu einem umfassenden Entlastungspaket für Familien mit Kindern, die von Armut bedroht sind. Rund 1,8 Milliarden Euro soll das Entlastungspaket kosten. Zusätzlich dazu sollen Kindertagesstätten vom neuen Entlastungspaket profitieren: Die Koalition plant, in den nächsten zwei Jahren jeweils zwei Milliarden Euro in die Verbesserung der Kita-Qualität zu investieren.

Daneben steht aber auch die Frage, wie gerecht Kindergeld in Deutschland überhaupt verteilt wird. Denn Fakt ist: Beamten kommt ein durchaus höherer Betrag zu als allen anderen Beschäftigten. Neben dem gewöhnlichen Kindergeld, das seit Jahresbeginn 250 Euro beträgt, steht Beamten nämlich noch ein Familienzuschlag und teils weitere Zuschläge beim Kindergeld zu. Sie werden in zwei Stufen eingeteilt und unterscheiden sich je nach Bundesland.

Ampel-Koalition einigt sich im Haushalt 2025 auf leichte Anhebung der Kindergeld-Sätze

Für Eltern soll der Kindergeldzuschlag im Bürgergeld 2025 den Plänen der Ampel-Koalition zum Bundeshaushalt 2025 zufolge um fünf Euro steigen, und auch das Kindergeld selbst wird um den gleichen Betrag angehoben. Daneben soll auch der Kinderfreibetrag, der vom zu versteuernden Einkommen abgezogen wird, ansteigen. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge wird er im laufenden Jahr um 228 Euro auf 9540 Euro erhöht und 2025 um weitere 60 Euro.

Vieles ist in den letzten Jahren teurer geworden, umso wichtiger wird das Kindergeld für armutsbedrohte Familien. Doch Fakt ist: Beamte erhalten teils weitaus mehr Bezüge für ihre Familien.
Die Schatten von zwei Erwachsenen und einem Kind fallen in den Morgenstunden auf den Asphalt © picture alliance/dpa | Peter Kneffel

Kindergeld-Bezüge für Beamte unterscheiden sich je nach Bundesland teils deutlich

Zuschläge zum eigentlichen Kindergeld von 250 Euro werden für Beamte als soziale Komponente verstanden und „Familienzuschlag“ genannt. Die Höhe hängt dabei von der Anzahl der Kinder sowie vom jeweiligen Dienstgeber, dem Bundesland, ab. Unterschieden wird er in zwei Stufen. 

„Stufe 1“ fasst verheiratete, beziehungsweise in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft lebende Beamte. „Stufe 2“ umfasst alle Verheirateten, beziehungsweise in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft lebende Beamte und Kinder und wird als soziale Komponente zusätzlich zum Grundgehalt gezahlt. Seine Höhe richtet sich überwiegend nach dem Familienstand und der Zahl der kindergeldberechtigten Kinder.

Der Bund und jedes Bundesland baut diese Leistung auf seine Weise auf. Auch die Abstufungen je nach Anzahl der Kinder unterscheidet sich je nach Bundesland teils deutlich. So ergibt sich für die Kindergeld-Bezüge in jedem deutschen Bundesland ein anderes Bild, und kommt den Beziehern in unterschiedlichem Umfang zugute. 

Das Kindergeld soll eine soziale Stütze sein, doch ist sie das wirklich? Zumindest erhalten Beamte teils deutlich höhere Bezüge als andersartig Beschäftigte. Doch auch die Unterschiede zwischen einzelnen Bundesländern sind teils groß.
Eine Frau sitzt vor einem Kindergeld-Antrag an einem Computer. © picture alliance/dpa | Hannes P Albert

So viel Kindergeld erhalten Bundesbeamte aktuell inklusive Zuschlägen

Um herauszufinden, wie sehr sich die einzelnen Kindergeld-Zuschläge für Beamte in den Bundesländern unterscheiden, bietet sich ein Blick in die 17 verschiedenen Modelle, die der DBB Beamtenbund und Tarifunion auf seiner Website veranschaulicht. 

Bundesbeamte erhalten seit dem 1. März 2024 317,66 Euro für Stufe 2, zusätzlich zum normalen Kindergeld.

  • Zusätzlich 146,38 Euro für das zweite zu berücksichtigende Kind
  • Zusätzlich 456,06 Euro für jedes weitere zu berücksichtigende Kind

Hinzu kommen noch Erhöhungsbeträge für die Besoldungsgruppen A3 bis A5 und für Anwärter des einfachen Dienstes sowie ein Anrechnungsbetrag für die Besoldungsgruppen A3 bis A12.

So viel Kindergeld kommt Beamten in Bayern inklusive Zuschlägen zu

In Bayern werden Kindergeld-Bezüge für Beamte nach sogenannten Ortsklassen unterschieden. Das Bayerische Besoldungsgesetz erklärt in Artikel 36: „Die Ortsklasse des Hauptwohnsitzes des Beamten oder der Beamtin entspricht der Mietenstufe nach Paragraf 12 des Wohngeldgesetzes, welcher die Gemeinde zugeordnet ist.“ Sollte der Hauptwohnsitz des Beamten keiner Gemeinde zugeordnet sein, gilt der Dienstsitz.

Bayrischen Beamten stehen so seit 1. Januar 2023 folgende Kindergeld-Bezüge zu: 

  • Zwischen 305,34 Euro und 480,52 Euro je nach Ortsklasse für das erste Kind
  • Zwischen 446,07 Euro und 690,66 Euro je nach Ortsklasse für das zweite Kind
  • Zuzüglich zwischen 436,16 Euro und 505,63 Euro je nach Ortsklasse für das dritte Kind
  • Zuzüglich zwischen 522,16 Euro und 734,95 Euro je nach Ortsklasse für jedes weitere Kind

Zudem gibt es Erhöhungsbeträge für die Besoldungsgruppen A3 bis A10, die ebenfalls von der Ortsklasse abhängig sind. Dabei gilt: „Soweit dadurch im Einzelfall die Besoldung hinter derjenigen aus einer niedrigeren Besoldungsgruppe zurückbleibt, wird der Unterschiedsbetrag zusätzlich gewährt.“

Anna und Björn sind verheiratete Beamte und wohnen in München. Nun erwarten sie ihr zweites Kind.

Anna bezieht das Kindergeld für alle Kinder, somit erhält sie auch den Familienzuschlag. Da München in der höchsten Ortsklasse Bayerns (Ortsklasse „VII“) eingeteilt ist, bekommen Anna und Björn somit auch bayernweit den höchsten Kindergeld-Zuschlagssatz. Für ihr erstes Kind erhielt das Paar bereits 480,52 Euro, für das nun folgende zweite werden es noch einmal 690,66 Euro sein. Björn erhält außerdem 149,83 Euro als Höchstsatz aus Stufe V, weil die beiden verheiratet sind. Somit erhalten Anna und Björn monatlich 1321,01 Euro an Kindergeld-Zuschlägen. Dazu gibt es noch Kindergeld in Höhe von 250 Euro pro Kind, also 500 Euro. Insgesamt erhalten die beiden Beamten also 1821,01 Euro extra.

Deutlich werden regionale Kindergeld-Unterschiede etwa in Bremen

Doch die Struktur der Kindergeld-Zuschläge für Beamte unterscheidet sich je nach Bundesland teils deutlich voneinander. In Bremen etwa erhalten Beamte dem lokalen Informationsportal Besoldung Bremen zufolge seit 1. Dezember 2022:

  • Zwischen 142,36 Euro und 377,33 Euro je nach Besoldungsgruppe und Stufe
  • Zusätzlich 227,81 Euro für das zweite zu berücksichtigende Kind
  • Zusätzlich 523,23 Euro für das dritte zu berücksichtigende Kind
  • Zusätzlich 503,23 Euro für das vierte und jedes weitere zu berücksichtigende Kind

So viel Kindergeld erhalten Beamte inklusive Zuschläge in Hessen und Niedersachsen

Ein wiederum anderes Bild zeigt sich an den Beispielen Hessen und Niedersachsen. In Hessen gilt für Beamte seit 1. Januar 2024 ein beim Thema Familienzuschlag folgendes: Hessische Beamte erhalten als Zuschläge

  • Je 238,07 Euro kinderbezogenen Anteil für die ersten beiden zu berücksichtigenden Kinder
  • Je 729,64 Euro kinderbezogener Anteil für das dritte und jedes weitere zu berücksichtigende Kind

Der Familienzuschlag in Hessen beträgt laut Mainpost grundsätzlich je nach Stufe zwischen 155,66 Euro und 1361,44 Euro. In Niedersachsen zeigt sich für Beamte laut Niedersächsischem Landesamt für Bezüge und Versorgung dagegen folgendes Bild: Dort erhalten sie seit dem 1. Januar 2023 zwischen 142,80 Euro und 278,10 Euro je nach Besoldungsgruppe und Stufe.

  • Zusätzlich erhalten niedersächsische Beame 128,16 Euro für das zweite zu berücksichtigende Kind
  • Und noch einmal zusätzlich 450,96 Euro für das dritte und jedes weitere zu berücksichtigende Kind

Zudem gibt es Erhöhungsbeträge für die Laufbahngruppe 1, die sich auf bestimmte Stufen und die Besoldungsgruppen A5 bis A9 beschränken. Es handelt sich um 100 Euro für jedes zu berücksichtigende Kind. (fh)

Auch interessant

Kommentare