Initiative will zeigen: „Warngau ist menschlich“
Der laute Unmut bei der Bürgerversammlung zur Asylunterkunft in Warngau hat Gräben im Ort hinterlassen. Eine Initiative will das nicht hinnehmen. Und zeigen: „Warngau ist menschlich“.
Warngau – Nicht alle Besucher waren laut bei der Bürgerversammlung in Warngau zur geplanten Asylunterkunft an der Vivo. Viele verfolgten still, was sich da abspielte – und waren entsetzt, wie viel Aggression in die Debatte getragen wurde. Nun wollen diese Warngauer nicht mehr schweigen, sondern ihre Gemeinde wieder so vertreten, wie sie sie kennen: als Dorfgemeinschaft, in der man miteinander gut auskommt und zusammenhält. „Warngau ist menschlich“ nennt sich die Initiative. Rund 100 Personen haben sich in einer WhatsApp-Gruppe bislang zusammengefunden, etwa 40 trafen sich am Montag nach den Faschingsferien im Saal des Altwirtsanwesens.
„Das ist nicht typisch für Warngau“
Zu den Initiatorinnen gehört Lena Prieger. Die 47-Jährige aus Oberwarngau hat die Bürgerversammlung vor knapp drei Wochen draußen vorm Gasthof Zur Post verfolgt. „Es war eine sehr laute, aggressive Stimmung mit einem menschenverachtenden Grundton“, schildert Prieger ihre Eindrücke. „Ich war total erschrocken.“ Sie habe sich zwar nicht persönlich bedroht gefühlt. „Ich hätte auch keine Angst gehabt, etwas zu sagen. Ich weiß aber, dass es andere gab, denen es so ging.“ Die aufgeladene Stimmung mit Trillerpfeifen, die verteilt wurden, und Buh-Rufen als Reaktion darauf, dass der Landrat von Menschenwürde sprach: „So ist kein Boden mehr da, ordentlich miteinander zu sprechen“, meint Prieger. „Ich glaube nicht, dass das im Sinne der meisten vor Ort war.“ Prieger glaubt, dass es nicht unbedingt Warngauer waren, die diese Stimmung befeuerten. „So kenne ich unser Dorf nicht. Das ist nicht typisch für Warngau.“
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Der Initiative „Warngau ist menschlich“ ist es ein Anliegen, die fatale Außenwirkung zu korrigieren und den polarisierten Ort wieder zusammenzubringen. „Hier soll jeder sagen dürfen, was er denkt“, betont Prieger und meint durchaus auch Gegner der Asylunterkunft. „Es gibt sicher begründete Ängste, die darf man formulieren“, sagt Prieger. Sie kann auch Ärger über das Gefühl verstehen, dass über den Kopf der Gemeinde hinweg entschieden werde. „Aber nicht in der Form wie bei der Bürgerversammlung.“
„Höchste Zeit, die Temperatur runterzubringen“
Im Grunde gebe es auch einen Konsens im Ort, glaubt Prieger. 50 Flüchtlinge waren bis zur Auflösung der Containerunterkunft Ende 2022 sieben Jahre lang in Oberwarngau untergebracht. „Ich kann mich an keinen Vorfall erinnern, der den Dorffrieden gestört hätte.“ Eine aufgeheizte Stimmung wie nun habe es nie gegeben. Man könne sich darauf einigen, dass man eine Unterkunft für 500 Personen zu groß finde. „Wenn man sich darauf besinnen könnte und in entsprechendem Ton und mit Respekt miteinander spricht, wäre viel gewonnen“, sagt Prieger. „Es ist höchste Zeit, die Temperatur wieder runterzubringen.“
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Beim ersten Treffen der Initiative wurden Ideen gesammelt, wie es weitergehen soll. Wichtig ist allen, die Gräben, die bei der Bürgerversammlung aufgerissen wurden, wieder einzuebnen. „Eigentlich ist Warngau ein sehr lebenswertes Dorf mit einem freundlichen Miteinander“, sagt auch Mitstreiterin Gisela Spannring (55) aus Osterwarngau. „Wir wollen das Dorf nicht weiterspalten. Wir sind immer gut miteinander ausgekommen, und das wollen wir wieder.“ Autor und Filmemacher Tom Dauer (54), der am Taubenberg lebt, bleibt optimistisch. „Ich glaube, dass die Gräben gar nicht so unüberwindbar sind.“ Wichtig sei, miteinander zu reden.
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Warngauer nehmen an Kundgebung in Holzkirchen teil
Es gebe die Idee einer Bürgerversammlung nur für Warngauer, berichtet Prieger. Auch ein Offener Brief an den Landrat schwebt der Initiative vor, „um sich klar davon zu distanzieren, wie man mit ihm als Gast umgegangen ist“. An diesem Sonntag ruft die Initiative dazu auf, bei der Kundgebung „Holzkirchen ist bunt“ Farbe zu bekennen für Demokratie und Grundrechte. Treffpunkt für die Warngauer ist um 14.45 Uhr am Kulturcafé. „Wir müssen schauen, dass die Mehrheit nicht mehr still ist“, findet Spannring. Die Lautstärke bei der Bürgerversammlung ist für die Initiative aber kein Vorbild. „Wir sind gegen niemanden“, betont Prieger, „außer gegen Hetze.“
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