Windkraft im Hofoldinger Forst: Ex-Partner klopft wieder an

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Windrad-Standorte im Staatsforst werden mittlerweile allgemein ausgeschrieben. 450 Bürger leihen ihr Geld der Windkraft-GmbH Mit Brunnthal drei weitere Windräder bauen? © Archiv

Etwa 450 Bürger aus Otterfing, Sauerlach und Aying beteiligen sich mit Klein-Darlehen in Höhe von knapp sechs Millionen Euro am kleinen Bürger-Windpark im Hofoldinger Forst. Jetzt klopft auch Brunnthal, das die Allianz 2021 verlassen hatte, wieder bei der Windenergie-GmbH der Nachbargemeinden an.

Otterfing – Fast alle Zusagen sind schon eingelöst: Knapp sechs Millionen Euro überwiesen etwa 450 Otterfinger, Sauerlacher und Ayinger als Darlehen (mit zehnjähriger Laufzeit) an die Bürgerwind Hofoldinger Forst GmbH & Co. KG. Sie nutzten die Chance, sich am gemeinsamen Projekt ihrer Heimatgemeinden zu beteiligen und dürfen mit einer jährlichen Rendite von mindestens sechs Prozent rechnen. Zur Überraschung aller Beteiligten war die angepeilte Crowdfunding-Summe schon nach wenigen Stunden erreicht.

Wie GmbH-Geschäftsführer Martin Sterflinger auf Anfrage erklärte, legten die allermeisten deutlich mehr als die Mindestsumme von 500 Euro ein. Rechnerisch stellt jeder Darlehensgeber 13 000 Euro zur Verfügung. Selbst Vertreter der GLS-Bank, die das Crowdfundingorganisierte und die GmbH mit einem eigenen Kredit in Höhe von 20 Millionen Euro unterstützt, konnten kaum glauben, wie schnell die Bürger zeichneten. „Sie haben uns versichert, dass sie das in dieser Geschwindigkeit noch nie erlebt haben“, sagt Sterflinger. Otterfings Bürgermeister Michael Falkenhahn, derzeit Vorsitzender des GmbH-Aufsichtsrats, weiß von Bürgern, die an jenem Montag die Mittagspause nutzen wollten, um sich eine Beteiligung zu sichern: „Aber da war’s ja schon vorbei.“

Beteiligen durften sich nur Gemeindebürger. „Wir mussten nur drei oder vier ,Trittbrettfahrer’ aus anderen Gemeinden aussortieren“, erklärt der Geschäftsführer. Die Bürgerbeteiligung ist ein Eckpfeiler des Projekts, dessen Gesamtkosten auf 26,73 Millionen Euro geschätzt werden. Die drei Windräder im Hofoldinger Forst, je eins in jeder Gemeinde, sollen 2025 ans Netz gehen.

Ursprünglich war die Gemeinde Brunnthal die Vierte im Bunde des kommunalen Windrad-Bündnisses gewesen. Vor drei Jahren erzwang eine knappe Mehrheit im dortigen Gemeinderat den Ausstieg, die Windkraftgegner argumentierten besonders mit dem Schutz des Naturguts Wald. Jetzt hat sich der Wind erneut gedreht. Brunnthal signalisierte gegenüber der GmbH, wieder ins Windkraft-Geschäft einsteigen zu wollen. Die drei GmbH-Gemeinden sagten laut Sterflinger zu, diesen Wunsch des Ex-Partners nicht blockieren zu wollen.

„Unsere Dreier-GmbH schnüren wir aber sicher nicht wieder auf“, betonte Falkenhahn, „der Einstieg Brunnthals muss über eine ganz eigene Schiene laufen.“ Denkbar wäre, mit Brunnthal eine neue KG mit dann vier Partnern zu gründen und erneut drei Windräder zu projektieren. „Technisch wäre das im Hofoldinger Forst problemlos möglich“, glaubt Sterflinger.

Allerdings wurde der alte Brunnthaler Standortsicherungsvertrag mit den Staatsforsten nach dem Austritt aufgelöst. „Und mittlerweile haben die Staatsforsten ihre Vergabepraxis geändert“, sagt Falkenhahn. Mögliche Windkraft-Standorte im Staatsforst werden jetzt auf Höchstgebot ausgeschrieben, was die Tür für private Investoren öffnet. Sterflinger klopft derzeit ab, ob die Gemeinde-Allianz im Hofoldinger Forst hier noch ein Vorrecht genießt.

Der ehedem angedachte Brunnthaler Standort zumindest ist bereits voruntersucht. Da drei Windräder angepeilt sind, wären für zwei weitere Standorte genauere Gutachten fällig. Ganz so aufwendig wie bei den Standorten in Otterfing, Sauerlach und Aying dürfte das nicht werden. Falkenhahn: „Der Gesetzgeber hat diese Verfahren zuletzt vereinfacht.“

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