Angeklagter bestreitet Vergewaltigungsvorwürfe
Ein Martyrium hat eine junge Frau aus Valley erleben müssen: Ihr 19-jähriger Freund soll sie in ihrer Wohnung in Valley misshandelt und missbraucht haben. Vor dem Landgericht räumt er die Vorwürfe nur zum Teil ein.
Valley/München – Ein Zeuge beschrieb Laura B. (Name geändert) als „lebenslustige, offene und ehrliche junge Frau“. Seit knapp einem Jahr habe sich die 32-Jährige jedoch verändert: Sie sei nun „in sich gekehrt“ und ziehe sich „immer mehr zurück“. Kein Wunder, sollte ihr das, was in der Anklage steht, in ihrem Appartement in Valley tatsächlich widerfahren sein. Seit dieser Woche muss sich ihr 13 Jahre jüngerer Freund wegen Vergewaltigung und weiterer Delikte vor dem Münchner Landgericht verantworten.
Der Zeuge, ein 63-Jähriger, der sich offenbar gelegentlich um Laura B.’s Hund kümmert, berichtete von einer E-Mail, die er und seine Lebensgefährtin am Morgen des 11. März erhalten haben. Darin heißt es: „Ich werde festgehalten und geschlagen ruf die Polizei!!!!!! bitte“. Wenige Minuten später seien sie vor B.’s Wohnungstür gestanden, die deren Tante und ihr Sohn mit einem Zweitschlüssel geöffnet hätten. Ihm sei sofort klar gewesen, dass „was passiert sein muss“, erinnerte sich der Hundesitter. Laura B. sei „zusammengekauert“ und mit geschwollenem Gesicht unter dem Schreibtisch gesessen und habe „am ganzen Körper gezittert“. Ebenfalls in der Ein-Zimmer-Wohnung: der Angeklagte, nur mit Unterhose bekleidet. Dieser habe „nervös gezappelt“ und „gebettelt“, man solle keine Polizei rufen, sonst bekomme er Schwierigkeiten. Zum Sohn der Tante soll er gesagt haben: „Ich hab’ Scheiße gebaut“. Und Laura? Sie habe „nur geschluchzt“, erinnerte sich der 63-Jährige. Von Vergewaltigung habe sie erst am Abend gesprochen, als sie aus dem Krankenhaus zurückgekommen sei.
Laut Anklage war es bereits am Vortag bei einer Autofahrt nahe Ottobrunn zu Auseinandersetzungen gekommen. Der Grund: B. hatte von einem anderen Mann eine WhatsApp bekommen. Seit einem Dreivierteljahr waren sie und der Angeklagte ein Paar. Er soll ihr aus Eifersucht ins Lenkrad gegriffen, den Daumen ins Auge gedrückt und gedroht haben, er werde sie „kaputtmachen“, wie es in der Anklageschrift heißt. In der Nacht ist der Streit offenbar eskaliert: Der Angeklagte soll B. in ihrem Zimmer eingesperrt und mehrfach geschlagen haben – und zwar so sehr, dass sie mehrere Tage nicht richtig laufen konnte und kurzfristig das Bewusstsein verlor. Außerdem hat der 19-Jährige sie laut Anklage an den Haaren ins Bad gezogen und ihr ein Feuerzeug an die Haare gehalten. Mit dem Fuß auf dem Kopf der am Boden kauernden B. soll er gedroht haben: „Ich zerdrück’ Dir jetzt den Kopf“. Mit weiteren Drohungen soll er sie dazu gebracht haben, ihr gesamtes Bankguthaben von 2355 Euro auf sein Konto zu überweisen.
Die Staatsanwaltschaft wertet dies als erpresserischen Menschenraub, der im Regelfall mit mindestens fünf Jahren bestraft wird. Doch das war’s noch nicht: Der Berliner soll B. während des mehrstündigen Martyriums auch vergewaltigt haben. Die E-Mail an den Hundesitter hat sie wohl geschrieben, als ihr Freund schlief.
Der Angeklagte räumt ein, dreimal zugeschlagen zu haben. Die übrigen Vorwürfe bestreitet er. Laura B. hat neben einem blauen Auge ein Schädelhirntrauma erlitten. Umso befremdlicher ist, dass sie in einem Brief, der den 19-Jährigen in der Untersuchungshaft erreicht, schreibt: Sie liebe ihn noch. Ein Urteil wird für Ende März geplant.
VON ANDREAS MÜLLER