„Holzkirchen ist bunt“: Kundgebung für eine Demokratie ohne Hetze
Um das demokratische Miteinander zu stärken, für Menschenwürde einzutreten und Toleranz für das Andersdenken einzufordern, lädt ein Bündnis engagierter Bürger am Sonntag, 25. Februar, zu einer Kundgebung nach Holzkirchen ein. Namhafte Künstler wie die Well-Brüder haben ihr Kommen zugesagt. Erwartet werden 2500 Besucher.
Holzkirchen – Mitte Januar verschickte Andreas Wolkenstein (43) die ersten Mails und WhatsApps. „Ich hatte das Gefühl, dass etwas Wichtiges verrutscht in unserer Gesellschaft“, sagt der Holzkirchner Familienvater, Philosoph und Journalist, der auch als Reporter für diese Zeitung tätig ist. Ihn erschreckte, wie weit Hetze und offener Rassismus in den politischen Dikurs vorgedrungen sind. „Und das Gift verbreitet sich immer stärker.“
Zu seiner Überraschung fand er in Holzkirchen und Umgebung schnell viele Gleichgesinnte, die wie er die Zeit gekommen sahen, um ein Signal zu setzen. Ein breites Bündnis aus über 30 Vereinen, Parteien, Organisationen und Unternehmen formierte sich. Wolkenstein und die evangelische Pfarrerin Ulrike Lorentz übernahmen die Koordination. Unter dem Motto „Holzkirchen ist bunt“ will die neue Allianz am Sonntag, 25. Februar, daran erinnern, welche Werte eine offene, demokratischen Gesellschaft ausmachen. „Es geht nicht gegen etwas“, betont Versammlungsleiter Wolkenstein, „sondern um ein Statement für Vielfalt, Toleranz und Menschlichkeit“.
Die Kundgebung im Herdergarten beginnt um 15 Uhr und dauert etwa zwei Stunden. Auf Pinnwänden an den Seiten können Besucher niederschreiben, was sie unter Toleranz und Menschlichkeit verstehen. Auf der Bühne werden einige Statements vorgelesen. Zudem stellen Lorentz und Wolkenstein eine „Charta“ vor, mit der das Bündnis ihre Anliegen über den Tag hinaus verstetigen will.
Als künstlerische Zugpferde erwartet die Teilnehmer ein prominentes Line-up. Stofferl, Michael und Karli Well werden aufspielen, ebenso wie die Folkband Mountain Lake Vista (Holzkirchen/Bad Tölz) und die Punk- und Rockband Bieramiden (Miesbach). Geplant sind jeweils 20-minütige Beiträge, unter anderem auch von Kabarettist Christian Springer und Bürgermeister Christoph Schmid. „Alle haben sofort zugesagt“, berichtet Wolkenstein. Die Künstler treten ohne Gage auf, trotzdem kommt die Veranstaltung nicht ohne Budget aus. Wolkenstein schätzt die Kosten auf bis zu 6000 Euro –und hofft auf Spenden.
Ausdrücklich richtet sich die Veranstaltung auch an Bürger, die etwa mit Sorge sehen, dass das Landratsamt im Warngauer Gewerbegebiet eine Sammelunterkunft für 500 Menschen plant. „Solche Bedenken muss man ernst nehmen“, betont Wolkenstein, „die Lösung kann aber nicht sein, widerliche Plakate aufzuhängen, rassistisch zu hetzen und Menschen niederzuschreien.“
Zu den aktiven Unterstützer der Kundgebung zählen viele Parteien, die Ortsverbände der CSU und FWG verzichteten. „Wir sind keine Demonstrations-Partei“. erklärt dazu CSU-Ortsvorsitzender Sebastian Franz, „wir machen Politik auf anderen Wegen.“ Die Vorstandschaft habe dies mehrheitlich beschlossen; persönlich werde er an der Kundgebung teilnehmen. FWG-Ortsvorsitzende Birgit Eibl betont, dass die Freien Wähler viele Meinungen zulassen, sich aber als Gruppe neutral verhalten wollen. „Es steht ja jedem frei, da hinzugehen.“ Wolkenstein hätte sich gewünscht, dass „das gesamte demokratische Spektrum“ im Bündnis vertreten ist. Vielleicht, so der 43-Jährige, ergebe sich das ja noch: „Die Hand bleibt ausgestreckt.“
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