Verkehrspolitische Sprecherin der SPD zum Bahnstreik: „Übersteigt das Maß des Zumutbaren“

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Erneut Bahnstreik in Deutschland: sechs Tage lang wird die GDL den Bahnverkehr lahmlegen. Fahrgastverbände und Politiker finden das unverhältnismäßig.

Berlin – Das S-Wort lehrt Bahnkunden allmählich das Fürchten: „S“ wie Streik. Schon wieder. Gerade erst haben Pendler Schneechaos und Bahnausfälle halbwegs überstanden, da kündigt die Lokführer-Gewerkschaft GDL einen sechstägigen Bahnstreik an. Ab Mittwoch dürfte es dann bis zum kommenden Montag zahlreiche Ausfälle im Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr geben. Kritik gab es bereits von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Jetzt wettert auch die verkehrspolitische Sprecherin der SPD, Isabel Cademartori, gegen die neuerlichen Streikpläne von GDL-Chef Claus Weselsky.

Bahnstreik: GDL soll nicht „Maß und Mitte aus den Augen verlieren“

„Die von der GDL praktizierte Form der Tarifauseinandersetzung übersteigt das Maß des Zumutbaren“, so Cademartori gegenüber IPPEN.MEDIA. „Tarifverhandlungen können nicht ausschließlich über die Medien geführt werden. Sie müssen in intensiven, vertraulichen Gesprächen stattfinden.“ Dazu brauche es aber die Bereitschaft von allen Beteiligten, sich an den Tisch zu setzen und konstruktiv nach Lösungen zu suchen, sagte die SPD-Politikerin.

Es sei das „gute und grundgesetzlich geschützte Recht der GDL, den Bahnverkehr zu bestreiken“, so Cademartori. Allerdings gebe es Zweifel an der Verhältnismäßigkeit: „Aber es ist auch ihre Verpflichtung, dabei nicht Maß und Mitte aus den Augen zu verlieren. Ein sechstägiger Streik, ohne vorherige direkte Verhandlungen über das neue Angebot der Deutschen Bahn, wirft viele Fragen auf und trifft Millionen von Pendlerinnen und Pendlern mit unverhältnismäßig großer Härte.“ Die Akzeptanz des Systems Schiene hänge auch am Vertrauen der Kundinnen und Kunden, dass Tarifverhandlungen nicht regelmäßig zu einem unberechenbaren Stillstand auf der Schiene führten, so die verkehrspolitische Sprecherin.

Fahrgastverband Pro Bahn: Sechs Tage Bahnstreik ist „Zumutung“

Kritik gab es unterdessen auch vom Fahrgastverband Pro Bahn. „Die Dauer des Streiks von sechs Tagen ist natürlich eine Zumutung für die Fahrgäste. Weniger wäre aus unserer Sicht ausreichend“, so Detlef Neuß, Bundesvorsitzender von Pro Bahn, gegenüber IPPEN.MEDIA.

GDL will mit Bahnstreik 35-Stunden-Woche für Mitglieder

Neben Lohnerhöhungen, will die Gewerkschaft GDL eine 35-Stunden-Woche für ihre Mitglieder. Detlef Neuß von Pro Bahn wünscht sich von beiden Seiten – Bahn und Gewerkschaft – mehr Kompromissbereitschaft zum Vorteil von Millionen Fahrgästen. „Bedenkt man, dass es mit anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen bereits Vereinbarungen für eine 35-Stunden-Woche mit der GDL gibt, ist das Angebot der Deutschen Bahn über eine Stunde Arbeitszeitverkürzung nicht wirklich ausreichend. Als Basis für eine neue Verhandlungsrunde könnte man es aber im Sinne der Fahrgäste nutzen.“

Pro Bahn fordere seit Jahren einen verbindlichen, zwischen den Eisenbahnverkehrsunternehmen und den Gewerkschaften vereinbarten Streikfahrplan, der ein Mindestangebot im Falle eines Streiks sicherstellt. „Das gibt es in streikfreudigen Ländern wie Italien und Frankreich, warum also nicht bei uns?“, fragt Neuß rhetorisch. Die Bahn hatte ihrerseits angekündigt, „wie beim letzten Streik“ für den Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr der einen Notfahrplan mit einem stark reduzierten Angebot an Fahrten anzubieten.

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