Um Kurden zu unterstützen: USA schicken Truppen nach Syrien – Konflikt mit Türkei droht

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Kurz vor Trumps Amtseintritt soll eine neue US-Basis in Nordsyrien entstehen. Der Grund: der Konflikt zwischen der Türkei und den kurdischen Kräften.

Kobani – Kurz bevor der kommende US-Präsident Donald Trump sein Amt eintritt, soll angeblich eine neue US-Basis in Nordsyrien entstehen. Grund ist der Konflikt zwischen der Türkei und den kurdischen „Syrischen Demokratischen Kräften“ (SDF). Sechs Jahre nach dem Abzug aus Kobani sollen die US-Truppen nun offenbar erneut beim Schutz der Kurden helfen.

Auf der Onlineplattform X teilten mehrere Personen und Organisationen Video- und Bildmaterial, dass die Errichtung einer neuen US-Basis bestätigen soll. Zu sehen sind US-Truppen, zusammen mit Materialtransportern. Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) mit Sitz in London schrieb am Donnerstag (2. Januar), die US-Streitkräfte „brachten einen Konvoi von 50 Lastwagen mit Zementblöcken in die von den SDF kontrollierten Gebiete im Nordosten Syriens“.

Neuer Stützpunkt in Konfliktzone Nordsyrien: US-Konvoi eilt offenbar SDF zu Hilfe

„Der Konvoi wurde von einem Militärfahrzeug der SDF begleitet“, berichtete SOHR weiter. Teil des Materials seien laut der SOHR auch vorgefertigte Kammern, Überwachungskameras, Kraftstofftanks und Aushubmaschinen – all das sei auf dem Weg nach Kobani. „Die Ausgrabungen und Bohrungen werden morgen beginnen und weitere militärische Verstärkungen wie Soldaten, Waffen, gepanzerte Fahrzeuge, Radar und Flugabwehrwaffen werden gebracht.“

„Die US-geführte globale Koalition hat am Donnerstag mit der Einrichtung eines Militärstützpunktes in der Stadt Kobani im Norden Syriens begonnen“, hieß es auch bei der Nachrichtenseite Northern Press, die auf Seiten der SDF steht. Demnach sei ein Hotel in der Stadtmitte als zentraler Ort für die Militärbasis angedacht.

Die USA hatten im Jahr 2019 ihre Truppen aus der Stadt abgezogen. Zuvor wurde die Basis für die Unterstützung von Sonderoperationen genutzt, inklusive mehrerer Helikopter-Landeplattformen. Ob die USA genau die Basis wieder aufbauen wolle, ist unklar. Nach dem Abzug der US-Truppen übernahm Militär aus Russland – welches nach dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember und der Machtübernahme der Rebellen allerdings abzog.

US-Kräfte patrouillieren in der nordöstlichen syrischen Stadt Hasakeh in der gleichnamigen Provinz, die größtenteils von den kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kontrolliert wird.
Die USA sind Verbündete der Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) (Symbolbild). © DELIL SOULEIMAN/AFP

Verstärkte Angriffe in Nordsyrien: Türkei schert Kurden-Organisationen über gleichen Kamm – USA hält dagegen

Die Türkei unterscheidet nicht zwischen der SDF und der Kurdischen Arbeiterpartei PKK, die von der Türkei und den USA als terroristische Organisation eingestuft wird. Beide Gruppen sollen laut der Türkei bekämpft werden. Die US-Regierung betont jedoch, dass es sich bei der SDF um eine separate Organisation handelt. Der mutmaßliche Aufbau der US-Basis passiert vor dem Hintergrund der intensivierenden Kämpfe zwischen der SDF und von der Türkei unterstützten Milizen. Laut Medienberichten sollen die Milizen Angriffe auf den Tishreen-Damm und die Qara-Quzak-Brücke eskaliert haben – beide sind logistisch für Handel und Verteidigung der kurdischen Gruppen wichtig.

Auch etwa 50 Kilometer südwestlich von Kobani, nahe der Stadt Manbij, sollen die Kämpfe laut kurdischen Medienberichten weitergehen. Die Angst vor einem türkischen Einmarsch in Syrien steigt. Gleichzeitig fokussieren sich die USA, gemeinsam mit Frankreich, weiterhin auf IS-Festungen in Syrien. Am 23. Dezember gab das US-Zentralkommando auf der Onlineplattform X an, dass bei einem Angriff zwei IS-Vertreter getötet und einer verletzt worden. Außerdem seien Waffen in dem angegriffenen Konvoi zerstört worden.

Dennoch sagte die stellvertretende US-Pressesekretärin Sabrina Singh am 30. Dezember: „An unserer Partnerschaft mit der SDF hat sich nichts geändert.“ An Heiligabend sprach der Verteidigungsminister Lloyd Austin laut einer Pressemitteilung per Telefon mit seinem türkischen Kollegen Yaşar Güler „um die aktuelle Lage in Syrien zu erörtern“. „Außenminister Austin betonte, dass eine enge und kontinuierliche Koordinierung entscheidend für den anhaltenden Erfolg der D-ISIS-Mission sei“, hieß es dort.

Ungewisse Zukunft für SDF in Nordsyrien: Unsicherheit durch neues Regime, Türkei und Trump

Der nächste US-Präsident Donald Trump, dessen Amtseinführung am 20. Januar stattfinden soll, könnte die Dinge anders handhaben. „Syrien ist ein Schlamassel, aber es ist nicht unser Freund & DIE VEREINIGTEN STAATEN SOLLTEN NICHTS DAMIT ZU TUN HABEN. DIES IST NICHT UNSER KAMPF“, schrieb Trump Mitte Dezember auf seiner Onlineplattform Truth Social. „LASST ES SICH AUSSPIELEN. MISCHEN SIE SICH NICHT EIN!“

Bezüglich der Auswirkung der neuen Regierung in Syrien wollte sich Singh noch nicht festlegen. Laut BBC-Informationen habe es allerdings bereits erste Gespräche zwischen der SDF und dem Defacto-Präsidenten Ahmed al-Sharaa gegeben. Es sei geplant, die SDF möglicherweise in die nationalen Streitkräfte miteinzubinden, wie die arabische Nachrichtenseite Al Arabiya berichtete. Die neue syrische Regierung wolle die SDF laut eigenen Angaben in Syriens Zukunft miteinbinden – allerdings ist da im Hintergrund auch die Angst vor einer möglichen Konfrontation mit der Türkei. (lismah)

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