Sanktionen treffen Russlands Schattenflotte – Öl-Einnahmen gehen zurück
Putins Schattenflotte bringt Einnahmen in Milliardenhöhe. West-Sanktionen erschweren das aber immer mehr. Russlands Wirtschaft leidet.
Moskau – Ölverkäufe spülen monatlich viele Milliarden in die Kassen des Kremls. Dabei greift Russland auf eine Flotte aus alten Tankschiffen zurück, die Öl und Gas, aber auch Getreide und andere Rohstoffe transportiert. Diese hatte zuletzt Rückschlag um Rückschlag eingesteckt. Seien es neue Maßnahmen aus Panama, die den Ölhandel erschweren, generell sinkende Ölpreise durch das Zoll-Chaos in den USA oder die Beschlagnahme von Tankern durch etwa Deutschland:
Rückschlag für die Schattenflotte – Russland schichtet Öl-Export um
Jetzt zeigen sich die ersten Auswirkungen der zunehmenden Ölförderung. Im April hat Russland zwar mehr Öl ins Ausland verkauft, nahm dafür aber signifikant weniger Geld ein. Laut Zahlen des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) sanken die Exporteinnahmen im April gegenüber dem Vormonat um sechs Prozent (auf 585 Millionen Euro pro Tag), die Exporte stiegen dagegen um ein Prozent.
Fast die Hälfte (47 Prozent) der russischen Ölexporte fand über Tankschiffe aus G7-Staaten statt. Gleichzeitig aber ging der Anteil der berüchtigten Schattenflotte am russischen Ölexport zurück – seit Januar sank dieser von 65 Prozent auf 53 Prozent. Weil aktuell sowohl die USA als auch die Allianz der ölfördernden Länder Opec ihre Ölproduktion anziehen, brach zuletzt der Preis an den Weltmärkten ein.
Für Russland ist ein Preisverfall beim Öl fatal – in der Jahresplanung ging der Kreml noch von einem wesentlich höheren Ölpreis aus, und versucht nun, die Verluste mit einem Plus der Exportmenge zu kompensieren. Aktuell fließt dieses Plus vor allem nach China. Die Importe russischen Rohöls, das auf See gefördert wurde, nach China stieg von März auf April um acht Prozent.
Ölpreisdeckel soll Russlands Wirtschaft schwächen – das kann den Kreml Milliarden kosten
Außerdem schlug CREA eine Anpassung des westlichen Ölpreisdeckels vor. Zum Hintergrund: Die G7-Nationen hatten 2022 beschlossen, Russland beim Verkauf von Erdöl zu einem Höchstpreis von 60 Dollar pro Barrel (159 Liter) zu zwingen. Diese Maßnahme sollte schon früh eine der wichtigsten russischen Einnahmequellen schmälern und damit die Fähigkeit des Kremls beschränken, gegen die Ukraine Krieg zu führen.
Energieträger | Veränderungen bei Russlands Einnahmen |
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Rohöl aus dem Meer | Minus 14,0 Prozent |
Rohöl, durch Pipeline transportiert | Minus 2,0 Prozent |
Flüssigerdgas (LNG) | Plus 1,0 Prozent |
Pipeline-Gas | Minus 10,0 Prozent |
Quelle: CREA
Mit einer Anpassung auf 30 US-Dollar pro Barrel wären Russlands Einnahmen aus dem Export von Öl um 40 Prozent geringer ausgefallen, schätzte CREA (gerechnet auf den Zeitraum zwischen Dezember 2022 und Ende April 2025). Allein im April 2025 wären bei solch einem Preisdeckel um 38 Prozent geringere russische Einnahmen abgefallen.
Neue Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft – auch Schattenflotte betroffen
In zwei neuen Sanktionspaketen wollen jetzt sowohl die EU als auch das Vereinigte Königreich den Druck auf die Schattenflotte von Kreml-Diktator Wladimir Putin erhöhen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte ein neues EU-Sanktionspaket an, das unter anderem neue Strafmaßnahmen gegen den russischen Finanzsektor, gegen die Schattenflotte und gegen die Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 vorsieht. Außerdem soll darin der Ölpreisdeckel absinken.
Während die Nord-Stream-Sanktionen hierbei eher symbolisch ausfallen, zeigt sich bereits seit Monaten die Wirkung westlicher Sanktionen gegen die Schattenflotte. Anfang des Jahres, nachdem die USA Dutzende von Tankschiffen auf die schwarze Liste gesetzt hatten, fingen sogar enge Partner Russlands wie China und Indien damit an, russischen Schiffen die Einfuhr in wichtige Häfen zu verwehren.
„Größtes Sanktionspaket überhaupt“ – Großbritannien und EU ziehen Schlinge um Schattenflotte enger
Aus England hieß es dazu: „Russlands Schattenflotte wird mit dem größten Sanktionspaket überhaupt getroffen.“ Die Regierung Großbritanniens will sowohl bis zu 100 Öltanker sanktionieren, die ein „Kernstück“ der Schattenflotte bilden und die für den Transport von Waren im Wert von 24 Milliarden US-Dollar verantwortlich sind (seit Januar 2024).
„Die von Putins Kumpanen geplante Operation der Schattenflotte finanziert nicht nur den illegalen Krieg des Kremls in der Ukraine – die dahinsiechenden Schiffe der Flotte sind auch dafür bekannt, dass sie durch ihre rücksichtslose Seefahrt in Europa wichtige nationale Infrastrukturen schädigen“, teilte der britische Premierminister dazu mit.
Tatsächlich waren Tanker, die der russischen Schattenflotte angehören, seit November 2024 wiederholt in Verbindung mit mutmaßlichen Sabotageakten gebracht worden. Unter anderem ging es dabei um die Beschädigung von Tiefseekabeln. Ein Tankschiff war vor Rügen havariert und endete in der Obhut des deutschen Staates. Ökonomen und Politiker warnen immer wieder davor, dass diese meist veralteten Tanker ein gewaltiges Umweltrisiko darstellen.