Westliche Sanktionen treffen Schattenflotte hart – Sturmflut für Russlands Wirtschaft

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Putins Schattenflotte hat Russlands Wirtschaft Milliarden eingebracht. Jetzt aber scheint sich das Blatt zu wenden. Sanktionen sorgen für Probleme.

Moskau – Noch vor einigen Wochen hatte US-Präsident Donald Trump angekündigt, er wolle den Ukraine-Krieg innerhalb eines Tages beenden. Seit seiner Amtseinführung ist diesbezüglich viel passiert, allerdings anders als gedacht – die Ukraine erhält weiter US-Unterstützung zu ihrer Verteidigung, die Sanktionen gegen Russland laufen weiter und der Kreml steht vor immer größeren Problemen. Dafür sind auch die Strafmaßnahmen der USA und Europa verantwortlich.

Öl-Transportkosten steigen rapide – Sanktionen stellen Russlands Wirtschaft vor Probleme

Russlands Wirtschaft leidet zunehmend unter westlichen Sanktionen. Seit dem 10. Januar haben die USA noch einmal 161 Tanker der sogenannten Schattenflotte sanktioniert, was den Kreml-Chef Wladimir Putin vor eine handfeste Öltransport-Krise stellt. Offenbar haben die neuesten Sanktionen dazu beigetragen, dass die Transportkosten für russische Öl-Exporte massiv gestiegen sind. Unter anderem hatte das Nachrichtenportal Bloomberg berichtet.

Wladimir Putin bei einem Treffen in Moskau.
Wladimir Putin bei einem Treffen in Moskau (Symbolfoto). Putins Schattenflotte hat Russlands Wirtschaft Milliarden eingebracht. Jetzt aber scheint sich das Blatt zu wenden. Der Westen legt Sanktionen nach. © IMAGO / ZUMA Press Wire

Im Detail sieht das so aus: Daten der Analyseagentur Argus Media zeigen, dass es Russland zunehmend teuer zu stehen kommt, sich Tanker für den Transport von russischem Ural-Rohöl nach Asien zu sichern. Seitdem die neuen Maßnahmen in Kraft sind, sollen die Frachtgebühren um rund 50 Prozent gestiegen sein. Die Differenz zu den Preisen des russischen Öls beim Export und den Lieferpreisen in Asien sei ebenfalls gewachsen, was auf die höheren Transportkosten hinweist.

Von insgesamt 435 Schiffen, die im Jahr 2024 noch russisches Rohöl transportiert hatten, sind 112 nun von Washington sanktioniert. Die immer weiter wachsenden Strafmaßnahmen gegen die Schattenflotte sollen langfristig Russlands Öl-Einnahmen verringern. Davon versprechen sich die Westmächte, dass Russland schlicht das Geld ausgeht, um den Ukraine-Krieg weiterzuführen. Putin sucht währenddessen Mittel und Wege, um die Sanktionen zu umgehen – und der Frachtpreis steigt. Laut Kyiv Independent kostet die Verschiffung eines Barrels russischen Rohöls aus dem Schwarzen Meer nach Indien nun rund zehn US-Dollar, während ein Transport aus der Ostsee bis zu dreizehn US-Dollar pro Barrel kostet.

Putins Antwort auf West-Sanktionen – so stützt die Schattenflotte Russlands Wirtschaft

Mit der Schattenflotte hatte Putin auf westliche Sanktionen reagiert, die Russlands Wirtschaft schwächen sollten. Dabei handelt es sich um oftmals veraltete Öltanker, die zum Beispiel unter der Flagge afrikanischer Länder fahren oder hin und wieder ihre Ortungssysteme deaktivieren, um ihre Handelsaktivitäten zu verschleiern. Das hatte eine ganze Weile lang funktioniert: Laut der Kyiv School of Economics (KSE) hatten diese Schiffe dazu beigetragen, Russland Einnahmen aus Ölexporten in Höhe von rund 172 Milliarden US-Dollar zu bringen (2024). Für 2025 stand die Prognose bei 142 Milliarden US-Dollar – allerdings stammte diese aus dem Jahr 2024.

Dabei warnte die KSE jedoch: Sollte es dem Westen nicht gelingen, die Sanktionen ordentlich durchzusetzen, könnte Russland viele Milliarden mehr am Öl verdienen.

Besonders bitter daran ist, dass westliche Schiffbesitzer selbst für Russlands neue Stärke im Ölverkauf gesorgt haben. Europäische und US-amerikanische Schiffsbesitzer sollen mindestens 230 der veralteten Tanker in die berüchtigte Schattenflotte verkauft haben. Die Schiffe gingen keineswegs direkt nach Russland: Stattdessen hätten sie die Schiffe in Länder wie Indien, Hongkong, Vietnam oder die Seychellen verkauft, wo Russland nur zu gern zugeschlagen hatte. Dabei hätten die westlichen Verkäufer seit 2022 rund sechs Milliarden US-Dollar verdient. Das hatte eine Recherche unter der Führung des niederländischen Portals Follow the Money (FTM) offengelegt.

Russland-Verbündete werden nervös – und blockieren Öl-Transporte

Russland ist dabei auf Länder angewiesen, die die westlichen Sanktionen nicht mittragen und durchaus bereit sind, das Öl zu importieren. Wichtig sind hier vor allem Indien und China. Innerhalb der letzten Wochen und Monate war es bei diesen für den Kreml so wichtigen Handelsbeziehungen jedoch zu Reibereien gekommen.

China zum Beispiel hatte mehrere Häfen für russische Schattentanker gesperrt, weil das Land besorgt über die Auswirkungen möglicher US-Sekundärsanktionen war. Schon im Frühjahr und Sommer 2024 hatten chinesische Banken zunehmend Abstand zu Russland genommen und teils Zahlungen russischer Handelspartner entweder eingefroren oder gar ganz abgelehnt.

Bei Indien wiederum hat Russland das grundlegende Problem, dass Neu-Delhi stets nach dem billigsten Käufer sucht. Sollten etwa US-Sanktionen wirtschaftliche Nachteile bringen oder ein anderer Verkäufer – etwa einer aus dem Mittleren Osten oder die USA selbst – bessere Preise anbieten, so wird Indien Russland fallen lassen. Wie schnell das geht, hatten zuletzt indische Banken bewiesen, die angefangen haben, aus Sorge vor West-Sanktionen russische Ölimporte zu blockieren.

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