In diesem EU-Staat sind Öl- und Gas-Heizungen bereits Geschichte

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Während in Deutschland noch hitzige Debatten über die Dekarbonisierung des Gebäudesektors geführt werden, hat ein europäischer Partner bereits Tatsachen geschaffen.

Stockholm – In Deutschland wurde in den vergangenen zwei Jahren viel über das Thema Heizen gestritten. Anlass war das sogenannte Heizungsgesetz, das die vollständige Dekarbonisierung des Energieverbrauchs in Privathaushalte vorantreiben sollte. Bis 2045 sollen hierzulande alle Heizungen ohne fossile Energien betrieben werden.

Was sich in Deutschland wie ein Mammutvorhaben anfühlt, ist in einigen europäischen Ländern schon längst geschafft. So hat Schweden schon zu Beginn der 2020er Jahre Öl- und Gasheizungen so gut wie komplett aus den Privathäusern verbannt.

Kein Öl und Gas mehr in Heizungen: Schweden heizt mit Wärmepumpen und Fernwärme

In schwedischen Ein- und Zweifamilienhäusern wird seit Jahrzehnten schon vorrangig mit Strom geheizt, also mit Wärmepumpen. Nach Angaben der schwedischen Statistikbehörde wurden 2023 insgesamt 35 Terawattstunden Energie in Ein- und Zweifamilienhäusern für Heizen und Warmwasser verwendet. Davon entfielen 15,6 TWh auf Strom, an Platz zwei und drei folgen Biomasse (vor allem Holz) und die Fernwärme.

In Mehrfamilienhäusern wird hingegen hauptsächlich auf die Fernwärme gesetzt, hier spielen Wärmepumpen und Biomasse eine untergeordnete Rolle. Mit Öl und Gas wird auch in Wohnblöcken so gut wie gar nicht geheizt.

Seit 2000 hat Schweden seine Emissionen um 38 Prozent gesenkt, die Stromversorgung besteht zu fast 70 Prozent aus erneuerbaren Energien. Den größten Anteil macht hier die Wasserkraft aus, gefolgt von Windenergie und an dritter Stelle Solar. Neben Wasserkraft spielt noch die Atomkraft eine entscheidende Rolle in der Stromversorgung in Schweden.

Schweden beschließt 2005 den Ölausstieg und führt 1991 den CO₂-Preis ein

Vor einigen Jahren sah das aber noch anders aus. Das sieht man vor allem in der Grafik zu Ein- und Mehrfamilienhäusern: Vor 20 Jahren war Öl noch die drittwichtigste Energiequelle für Heizkörper in Schweden. Wie hat das skandinavische Land das Öl also aus den Heizungen so gut wie verbannt?

Schweden hat Öl schon während der ersten Ölkrise im Jahr 1973 als Problem erkannt und beschlossen, die Abhängigkeit zu verringern. Damals machte Öl fast 80 Prozent des Energieverbrauchs im Land aus. Gas wurde hingegen in Schweden nie wirklich ausgebaut.

Eine Idylle im Norden: In Schweden ist man mit der Energiewende schon weiter.
Eine Idylle im Norden: In Schweden ist man mit der Energiewende schon weiter. © Imago

1991 hat Schweden als zweites Land der Welt einen CO₂-Preis eingeführt, der Öl im Vergleich zum Strom unattraktiv gemacht hat. Gleichzeitig wurden Subventionen für den Heizungstausch eingeführt, zum Beispiel konnte man die Einbaukosten für eine Wärmepumpe steuerlich absetzen. Nach Angaben der schwedischen Regierung lag der CO₂-Preis in Gebäuden bei der Einführung bei 22 Euro pro Tonne CO₂, 2025 liegt er bei 134 Euro/Tonne. Der Preis wurde langsam angehoben. Die Einnahmen werden laut Regierung für Investitionen in die Energiewende verwendet.

Abschied vom Öl: Schweden will Verbrenner nun auch verbannen

2005 hat Schweden unter der Führung des Ministerpräsidenten Göran Persson einen Ölausstieg beschlossen. Bis 2020 wollte das Land unabhängig von Öl in Gebäuden werden, dazu wurde eine Kommission für Ölunabhängigkeit gegründet, die Maßnahmen zur weiteren Reduzierung empfohlen hat. Schon damals war absehbar, dass Öl in Gebäuden bald keine Rolle mehr spielen würde, sodass man den Erfolg auf Verkehr und Industrie ausweiten wollte.

2023 waren 40 Prozent der neuen Autos in Schweden Elektroautos und 30 Prozent waren Hybridfahrzeuge. Insgesamt waren 60 Prozent aller Autos dort mit E-Antrieb. Das ist mehr als in Deutschland – aber noch weit hinter dem Nachbarland Norwegen, wo schon jetzt der Verbrenner in die Geschichtsbücher verbannt wurde.

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