„Kann gar nicht alles ausgeben“: Eine Pensionärin berichtet von ihrer Rente
Wer in Deutschland eine Pension bezieht, erhält meist deutlich mehr Geld als der Durchschnitts-Rentner. Eine pensionierte Lehrerin gewährt in einem Bericht Einblick in ihre Finanzen.
Hamburg – Die Altersarmut ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Diesen Satz werden deshalb viele Rentner wahrscheinlich eher nicht sagen: „Ich kann gar nicht alles ausgeben, was ich an Rente und Pension bekomme, und spare daher automatisch.“ Das erzählt eine 72-jährige pensionierte Lehrerin aus Hamburg dem Spiegel. Sie lebe aber auch nicht auf großem Fuß.
Pensionierte Lehrerin: „Ich nehme das, was kommt, und freue mich darüber“
Die Frau war laut Bericht rund 40 Jahre im Schuldienst – mit Unterbrechungen durch die Geburten ihrer Kinder. Da sie erst nach jahrelanger Arbeit verbeamtet wurde, erhalte sie sowohl eine Rente, etwa 600 Euro im Monat, als auch eine Pension, etwa 2600 Euro monatlich. Insgesamt habe sie so jeden Monat 3200 Euro netto zur Verfügung. „Das ist fast identisch zu dem, was ich in den vergangenen zwei Jahren mit meiner 75-Prozent-Stelle als Grundschullehrerin bekommen habe“, erzählt sie dem Magazin.

Über ihre Altersbezüge sagt sie: „Ich nehme das, was kommt, und freue mich darüber.“ Es sei ihr aber bewusst, wie privilegiert sie sei. „Wenn ich sehe, was angestellten Freundinnen und Freunden von mir bleibt, habe ich schon sehr viel. Ich war zwar nie krank, habe nie gefehlt und mit Herzblut gearbeitet – und daher ist es auch in Ordnung. Dennoch finde ich das, was Angestellten als Rente übrig bleibt, einfach zu wenig“, meint die Pensionärin zum Spiegel.
Pensionen und Renten im Vergleich: Wer wie viel Geld bekommt
Hat sie mit ihrer Einschätzung recht? Zum Vergleich: Die durchschnittliche Pension eines Bundesbeamten beträgt laut Alterssicherungsbericht 3400 Euro brutto, für Landesbeamte sind es sogar 3600 Euro. Rentner erhalten dagegen im Durchschnitt eine Brutto-Rente von 1500 Euro im Monat – allerdings muss man für den Vergleich auch Betriebsrenten dazuzählen, da die Pensionen der Beamten diese umfassen.
Die durchschnittliche Betriebsrente beträgt 700 Euro, zusammengezählt also kommen Rentner damit auf durchschnittlich 2200 Euro brutto. Und: Beamte müssen ihre Pension voll versteuern, Rentner hingegen nur zum Teil. Es gibt zwar auch Freibeträge für Pensionäre, allerdings sinken diese bis 2040 schrittweise auf 0 Euro ab.
Außerdem müssen Beamte ihre Privatversicherung aus der eigenen Tasche bezahlen – Rentner sind in der Regel gesetzlich versichert und teilen sich die Beiträge mit der Rentenkasse. Wenn man alle Unterschiede bedenkt, lassen sich Renten und Pensionen also nur bedingt vergleichen, auch wenn Pensionäre im Schnitt oft im Alter finanziell besser dastehen und ein geringeres Risiko für Altersarmut haben.
Rente und Pension: Bas will ein einheitliches System
Das Thema Rente und Pension wird wegen der großen Unterschiede auch immer wieder heftig diskutiert. Die neue Arbeits- und Sozialministerin, Bärbel Bas (SPD), würde das Gebilde gerne reformieren und ein einheitliches, solidarisches System bilden. Sie erhofft sich damit mehr Einnahmen für die angeschlagene gesetzliche Rentenversicherung sowie mehr Gerechtigkeit. Doch zwei so unterschiedliche Systeme zusammenzubringen – die auch aus unterschiedlichen Geldtöpfen gespeist werden –, ohne dass jemand auf der Strecke bleibt, ist eine Mammutaufgabe mit unglaublich vielen Fallstricken.