Deutsche Rentner bekommen weniger Geld – Rentenfachmann fordert krasse Maßnahme
Neue Zahlen lassen Deutschland nicht gut aussehen beim Thema Rente. Eine Generation muss sich Gedanken machen. Ein höheres Renteneintrittsalter soll helfen.
Hamm – Deutschland ist alt. Das ist ein Problem, denn die Zahl der Deutschen im erwerbsfähigen Alter wird bis zum Jahr 2062 um 23 Prozent schrumpfen. Das zeigen neue Kennziffern und Prognosen, die die 38 Staaten zählende Industriestaatenorganisation OECD am Mittwoch, 20. Dezember, veröffentlicht hat. Der Bericht „Pensions at a Glance“ erscheint alle zwei Jahre, wie die FAZ berichtet. Ein OECD-Rentenfachmann fordert daher eine krasse Maßnahme.
Deutsches Rentensystem bekommt ein Problem
Weil in Deutschland in Zukunft wesentlich mehr Rentner auf Erwerbsfähige als in den übrigen Industriestaaten kommen, gerät das Rentensystem an seine Grenzen. Die Bundesrepublik hat laut Bericht immerhin den Vorteil, dass überdurchschnittlich viele in der Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen beschäftigt sind. Die Quote beträgt hier 63 Prozent – im Vergleich zu 54 Prozent im OECD-Durchschnitt. Das Gute: Je höher diese Quote ist, desto mehr Geld fließt in die Rentenkassen und kann letztendlich wieder verteilt werden. „Markant ist hierbei nicht zuletzt der Vergleich zu Frankreich, wo die Menschen im Mittel mit 61,5 Jahren aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden und kaum mehr als ein Drittel der 60- bis 64-Jährigen noch einer Beschäftigung nachgeht“, heißt es.
Auf den zweiten Blick sieht man aber, dass es für die jüngere Generation in Deutschland beim Thema Rente nicht gut aussieht. „Deutsche Rentner werden niedrigere Ersatzraten haben als der OECD-Durchschnitt“, heißt es in dem Bericht unmissverständlich. So werde, wer heute mit 22 Jahren in das Berufsleben startet, durchschnittlich verdient, Sozialbeiträge zahlt und schließlich mit 67 Jahren abschlagsfrei in den Ruhestand geht, im Mittel nur rund 55 Prozent seines letzten Einkommens netto an Rente erhalten. „Im OECD-Durchschnitt liegt diese Ersatzrate mit 61 Prozent höher“, heißt es.
Höheres Renteneintrittsalter als Lösung des Problems
OECD-Rentenfachmann Hervé Boulhol stellt daher eine krasse Forderung: Eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters soll helfen. Er erwartet je Jahrzehnt eine ein Jahr höhere Lebenserwartung. Über die OECD-Staaten hinweg wären statt der 66 dann eher rund 68 Jahre erforderlich, um die Rentenkassen im Gleichgewicht zu halten. Pauschal will die OECD das aber nicht empfehlen. „Das ist eine normative politische Entscheidung“, unterstrich Boulhols Kollegin Monika Queisser.
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte unlängst bereits bekräftigt, dass mit 67 auch irgendwann mal Schluss sein müsse – bis zu diesem Alter wird das Renteneintrittsalter ohnehin schon schrittweise in Deutschland erhöht und ein Jahrgang hat besonders Pech. 2024 sollten daher auch Rentner die wichtigsten Änderungen kennen.