Rente mit 70: Ab welchem Jahrgang das Rentenalter erstmals so hoch liegen kann

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Die Lebenserwartung steigt in Deutschland wieder. Das hat auch Folgen für die Rentenversicherung. Eine Anpassung der Regelaltersgrenze wird daher schon diskutiert.

Berlin – Die Deutschen werden immer älter. Diese Erkenntnis lieferte am Dienstag (22. Juli) das Statistische Bundesamt (Destatis) erneut: 2024 ist die Lebenserwartung für Männer und Frauen im Land wieder angestiegen. Frauen werden in Deutschland im Schnitt 83,5 Jahre alt, während Männer 78,9 Jahre erwarten können. Damit haben beide Geschlechter wieder das Vor-Corona-Niveau von 2019 erreicht, so Destatis in einer Mitteilung.

Auch mit Blick auf diejenigen, die heute schon über 65 Jahre alt sind, ist die Lebenserwartung gestiegen. „Im Jahr 2024 betrug die noch verbleibende Lebenserwartung von 65-jährigen Frauen 21,2 Jahre, für 65-jährige Männer ergaben sich statistisch 18,0 weitere Lebensjahre. Das entspricht einem Anstieg von mehr als einem halben Jahr Lebenszeit seit 2023 für beide Geschlechter“, so Destatis.

Steigende Lebenserwartung bringen Rente und Pflege in Bedrängnis

Die steigende Lebenserwartung ist auch ein Problem für die sozialen Systeme bzw. deren Finanzierung. Die Pflege arbeitet am Limit, die Beiträge in die Pflegeversicherung werden vermutlich auch 2026 nochmal ansteigen müssen. Und die Rentenversicherung muss immer mehr Renten auszahlen, da die Baby-Boomer gerade in den Ruhestand gehen. Noch dazu leben diese Rentner und Rentnerinnen immer länger, sodass ihre Renten über einen langen Zeitraum finanziert werden müssen. Das bringt die Rentenversicherung und den Staat an ihre finanziellen Grenzen.

Um diese Probleme etwas abzufedern, werden daher verschiedene Maßnahmen diskutiert. Eine solche Maßnahme, die von Ökonomen gefordert wird, ist die Anpassung der Regelaltersgrenze an die Lebenserwartung. Das macht zum Beispiel Dänemark, wo vor kurzem die Rente auf 70 angehoben wurde. Im nördlichsten deutschen Nachbarland wird das Rentenalter ungefähr alle fünf Jahre um ein Jahr angehoben, um der längeren Lebenserwartung gerecht zu werden.

Glückliches älteres Paar beim Spaziergang am Strand.
Erst mit 70 in Rente gehen? Welche Jahrgänge das wirklich betreffen würde. © Angel Santana Garcia/Westend61/IMAGO

Die CDU hatte vor dem jüngsten Bundestagswahlkampf auch intern über diese Idee diskutiert. Besprochen wurde damals ein Modell, das die Regelaltersgrenze pro gewonnenem Lebensjahr um vier Monate angehoben hätte. Die aktuelle Bundesregierung plant keine Erhöhung des Rentenalters. Doch früher oder später könnte die Politik gezwungen sein, eine Anpassung zu machen.

Rentenalter an die Lebenserwartung anpassen: Diese Jahrgänge gehen dann mit 69 in Rente

Was würde die neuste Statistik über die Lebenserwartung also für das Rentenalter bedeuten? Zwischen 2011 und 2021 ist die Lebenserwartung für Frauen und Männer um weniger als ein Jahr angestiegen. Durch die Corona-Pandemie ist die Lebenserwartung gesunken, dadurch gab es eine Verlangsamung im Trend. Als groben Richtwert können also annehmen, dass alle 10 bis 15 Jahre die Lebenserwartung um ein ganzes Jahr ansteigt.

Nach dem oben zitierten Modell würde das also bedeuten, dass alle 10 bis 15 Jahre die Regelaltersgrenze um vier Monate nach hinten geschoben wird. 2031 liegt die Regelaltersgrenze bei 67 Jahren, ab 2041 läge sie also bei 67 und 4 Monaten, danach:

  • 2051: 67 und 8 Monate
  • 2061: 68 Jahre
  • 2071: 68 und 4 Monate
  • 2081: 68 und 8 Monate
  • 2091: 69 Jahre

Die Kinder, die also 2022 auf die Welt gekommen sind, würden also erstmals mit 69 Jahren in den Ruhestand gehen.

Rente mit 70: Das gibt es in Deutschland nur, wenn die Lebenserwartung schneller steigt

Diese Berechnung geht von einer langsam ansteigenden Lebenserwartung aus - ein Jahr alle zehn Jahre. Sollte die Lebenserwartung noch schneller steigen als im bisherigen Trend, dann würde natürlich auch die Regelaltersgrenze schneller steigen. Bei einem Anstieg um ein Jahr alle fünf Jahre sähe die Erhöhung wie folgt aus:

  • 2036: 67 und 4 Monate
  • 2041: 67 und 8 Monate
  • 2046: 68 Jahre
  • 2051: 68 und 4 Monate
  • 2056: 68 und 8 Monate
  • 2061: 69 Jahre
  • 2066: 69 und 4 Monate
  • 2071: 69 und 8 Monate
  • 2076: 70 Jahre
  • 2081: 70 und 4 Monate
  • 2086: 70 und 8 Monate
  • 2091: 71 Jahre

Wenn die Lebenserwartung also schneller ansteigt, dann müssten die 2022 geborenen also wirklich bis über 70 arbeiten gehen, so wie in Dänemark schon der Fall.

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