Nächster Rückschlag für Mercedes & Co. in China: Steuerhammer trifft deutsche Autobauer

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Nächster Rückschlag für Mercedes & Co. in China: Steuerhammer trifft deutsche Autobauer

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Eine neue Luxussteuer in China trifft deutsche Autobauer mitten ins Herz – besonders Mercedes-Benz muss dem Vernehmen nach um seine Marktanteile zittern.

Peking/München – Der Mythos der freien Marktwirtschaft hat sich längst entzaubert, da internationale Handelsbeziehungen zunehmend von staatlichen Eingriffen und strategischem Protektionismus geprägt sind.

Insbesondere zwischen den Großmächten bestimmen Zölle, Subventionen und Handelsbarrieren statt freiem Wettbewerb die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Ein aktuelles Beispiel liefert China: Das Land hat seine Luxussteuer für Autos verschärft – und das trifft vor allem deutsche Hersteller.

Luxussteuer in China: Neues Problem für deutsche Hersteller

Seit dem 20. Juli 2025 gilt in China eine neue Luxussteuer von zehn Prozent auf Fahrzeuge, die mehr als umgerechnet 108.000 Euro kosten. Bisher lag die Grenze nach Angaben des Handelsblatts bei rund 156.000 Euro. Der Aufpreis wird direkt beim Kauf fällig – und das nicht nur für Verbrenner, sondern erstmals auch für reine Elektroautos und Brennstoffzellenfahrzeuge.

Damit werden teure Stromer wie der Porsche Taycan oder auch der Mercedes EQS genauso besteuert wie klassische Luxuslimousinen.

Mercedes auf der Shanghai Auto Show 2025: Eine neue Luxussteuer dämpft die Absatzchancen deutscher Autobauer
Mercedes auf der Shanghai Auto Show 2025: Eine neue Luxussteuer dämpft die Absatzchancen deutscher Autobauer. © NurPhoto/Imago

Mercedes und Porsche von neuer Steuer besonders betroffen

Der chinesische Markt für Luxusautos ist für deutsche Marken wie Mercedes, BMW und Porsche besonders wichtig. Doch genau die hiesigen Konzerne trifft die neue Regelung dem Vernehmen nach hart. Experten gehen dem Bericht zufolge davon aus, dass die Steuer vor allem China-Herstellern helfen soll, die im Premium- und mittleren Luxussegment stärker Fuß fassen wollen.

Denn deutsche Autobauer dominieren bislang diese Kategorie: Im ersten Halbjahr 2025 verkaufte Mercedes allein 16.000 Fahrzeuge und hält mit 48 Prozent fast die Hälfte des Markts. Landrover (23), Porsche (18), Lexus und Bentley folgen mit deutlichem Abstand.

Viele Modelle chinesischer Anbieter bleiben verschont

Interessant ist, dass viele chinesische Luxusmodelle wie der Nio ET9, der Maextro S800 von JAC und Huawei oder der Zeekr 009 Grand von Geely laut BusinessInsider unter der neuen Schwelle von 108.000 Euro liegen.

Anders als viele deutsche Modelle fallen sie somit nicht unter die zusätzliche Luxusabgabe. Das verschafft den heimischen Herstellern einen weiteren Preisvorteil – und macht es für deutsche Autobauer schwerer, ihre Fahrzeuge gewinnträchtig zu verkaufen.

Ein Nio ET9
Luxuriöses Elektroauto aus Fernost: Mit Modellen wie dem Nio ET9 mischen China-Hersteller auch im hochpreisigen Segment mit. © Nio

Chinesischer Automarkt: Luxussegment im Sinkflug

Die Zeiten sind ohnehin schwierig, für Anbieter von hochpreisigen Gefährten: Der Absatz von Luxusautos in der Volksrepublik ist im ersten Halbjahr 2025 um fast 50 Prozent eingebrochen. Bereits 2024 war der Markt um 34 Prozent geschrumpft. Gründe seien eine wachsende wirtschaftliche Unsicherheit und eine spürbare Kaufzurückhaltung chinesischer Verbraucher.

Besonders betroffen vom Absatzschwund sind ausländische Hersteller, da sie im Luxussegment meist auf Verbrenner setzen – und diese machen dort noch immer 90 Prozent der Verkäufe aus. Nun sinkt also die Preisgrenze und umfasst wesentlich mehr Fahrzeuge als zuvor.

Auch hochpreisige Elektroautos in China nicht mehr verschont

Mit der neuen Steuer werden erstmals auch teure Elektroautos und Brennstoffzellenfahrzeuge zur Kasse gebeten. Das ist eine klare Kehrtwende, denn bisher waren diese Fahrzeuge von der Luxussteuer ausgenommen. Für Mercedes, Porsche und Co. bedeutet das: Auch Marken-Image und Innovation schützen nicht mehr vor staatlichen Abgaben. Die neuen Regeln gelten für den Endverkaufspreis inklusive aller Extras – das dürfte die Nachfrage nach teuren Modellen weiter bremsen.

Während deutsche Hersteller mit neuen Steuern kämpfen, bekommt auch Chinas Elektroauto-Boom Risse: Das Finanzministerium deckte kürzlich auf, dass große Hersteller wie BYD und Chery Millionen an Fördergeldern zu Unrecht kassiert haben. Der Grund: Ein gnadenloser Preiskampf und Überkapazitäten auf dem weltgrößten Automarkt. Der Konkurrenzdruck scheint so hoch, dass manche Unternehmen zu fragwürdigen Mitteln greifen. (PF)

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