Ankerverbot für Putins Schattenflotte: Erstes Nato-Land fordert neue Regeln für die Ostsee

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Putins Schattenflotte wird in der Ostsee immer mehr zum Problem. Litauen will das Vorgehen gegen die Schiffe nun verstärken und fordert eine „rasche Lösung“.

Moskau/Brüssel – Mit seiner Schattenflotte versucht Präsident Wladimir Putin, die gegen Russland verhängte Sanktionen zu umgehen. Dabei werden die Tanker und Frachter mit undurchsichtigen Eigentümerstrukturen immer wieder mit Schäden an Unterseekabeln in der Ostsee in Verbindung gebracht. In der Nato werden die Stimmen lauter, die ein vehementeres Vorgehen gegen Putins Schiffe fordert. Ein Nato-Land wagt sich jetzt mit einem konkreten Vorschlag nach vorne.

Die Regierung in Litauen hat ein vehementeres Vorgehen gegen Putins Schattenflotte gefordert.
Die Regierung in Litauen hat ein vehementeres Vorgehen gegen Putins Schattenflotte gefordert. © Montage: Vesa Moilanen/dpa/Ramil Sitdikov/imago-images

Putins Schattenflotte wird in der Ostsee zum Problem – Nato-Land fordert „rasche Lösung“

„Die Schattenflotte ist nicht nur ein Problem im Hinblick auf die Umgehung von Sanktionen“, schreibt der litauische Außenminister Kestutis Budrys auf X. „Es ist eine größere Angelegenheit, die unsere Umwelt und unsere kritische Infrastruktur gefährdet.“ Der Chefdiplomat Litauens sprach mit Blick auf die russische Schattenflotte von einer Situation, die eine „rasche Lösung“ bedarf und forderte eine „substanzielle Diskussion“ beim Treffen der EU-Außenminister am Montag (27. Januar).

Budrys forderte bereits vor dem Treffen eine Überarbeitung der Navigationsregeln in der Ostsee – vor allem bei der Nutzung von Ankern. In den vergangenen Monaten war es immer wieder zu Vorfällen gekommen, bei denen Schiffe, die Putins Schattenflotte zugeordnet wurden, ihre Anker über den Meeresboden schleifen ließen und dabei die sich dort befindlichen Kabel beschädigten.

„Putins Schattenflotte“

Als Putins Schattenflotte werden eine Reihe von Tankern und Frachtschiffen bezeichnet, die von Russlands eingesetzt werden, um die wegen des Ukraine-Kriegs verhängten Sanktionen zu umgehen. Durch deren Einsatz kann Russland unter anderem seinen lukrativen Ölexport aufrechterhalten.

Bei den Schiffen handelt es sich in der Regel um ältere Modelle, die intransparente Eigentums- und Versicherungsverhältnisse aufweisen. Weiter ändern die Schiffe häufig ihren Namen oder die Flagge, unter der sie fahren.

Immer wieder Schäden an Datenkabeln: Schwedens Behörden setzen verdächtiges Schiff fest

Der jüngste Vorfall dieser Art ereignete sich erst am Sonntag, als ein Datenkabel zwischen Schweden und Lettland beschädigt wurde – genaue Ursachen sind in diesem Fall jedoch noch unklar. Die schwedischen Behörden haben ein verdächtiges Schiff festgesetzt und die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen schwerer Sabotage aufgenommen. Die Reparatur der beschädigten Leitung könnte mehrere Tage bis mehrere Wochen dauern. Auswirkungen auf die Endnutzer habe der Kabelschaden nicht.

Lettlands Armeechef Kaspars Pudans sprach sich nach dem Vorfall im lettischen Fernsehen für mehr Prävention und Abschreckung aus – denn eine komplette Überwachung des gesamten Gebietes in der Ostsee sei unmöglich.

Provokationen in der Ostsee: Putins Sabotageeinheit GUGI macht wohl Jagd auf Seekabel

Für die Sabotageaktionen in der Ostsee soll Putin sogar über eine eigene Einheit im russischen Militär verfügen. Die „Hauptverwaltung Tiefseeforschung“ – in Russland unter dem Akronym GUGI bekannt – hat Berichten zufolge über 50 Schiffe und U-Boote für Aufklärungs- und Sabotagemissionen. „Russland entwickelt seine Marinekapazitäten für Unterwasser-Sabotage vor allem durch die GUGI weiter, eine streng bewachte Einheit, die Überwasserschiffe, U-Boote und Marinedrohnen betreibt“, sagte ein US-Offizieller bereits im September 2024 im Gespräch mit CNN. Der Kreml und Präsident Putin würden großen Wert auf GUGI legen.

Die Nato hatte wegen der Serie mutmaßlicher Sabotageakte bereits verstärkte Patrouillen in der Ostsee angekündigt. Mit Kriegsschiffen, Aufklärungsflugzeugen, Satelliten und Drohnen will das Verteidigungsbündnis bei der Mission „Baltic Sentry“ das Seegebiet überwachen. Bei dem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel könnten weitere Maßnahmen beschlossen werden. (fd)

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