Putins Schattenflotte: Nato-Staat erwägt das Entern russischer Schiffe in der Nordsee
Putins Sabotage-Schiffe gefährden die europäische Sicherheit. Nun überlegt ein Nato-Land, hart gegen Russland durchzugreifen.
Den Haag – Die niederländische Regierung erwägt harte Maßnahmen gegen russische Schiffe, welche die Infrastruktur der Nordsee bedrohen. Im Verdachtsfall könnte Schiffe der Schattenflotte von Präsident Wladimir Putin geentert werden. Das berichtete der Telegraaf.
„Es gibt Hinweise darauf, dass Russland Sabotage begangen hat. Man sieht alle möglichen Berichte über beschädigte Unterseekabel“, sagte der niederländische Außenminister Caspar Veldkamp der niederländischen Zeitung. Das Nato-Land wolle energischer gegen die zunehmende Bedrohung durch Russland vorgehen.
Nato-Mitglied Niederlande will härter gegen Putins Schiffe vorgehen
Im vergangenen Jahr habe das niederländische Verteidigungsministerium 20 russische Schiffe aus der Nordsee umgeleitet – im Jahr 2023 seien es 11 gewesen. Veldkamps Vermutung: Diese Zahlen seien nur die Spitze des Eisbergs. „Letztes Jahr war Russland wahrscheinlich an mindestens 37 Sabotage-, Vandalismus-, Einflussnahme- und Mordversuchen in Westeuropa beteiligt. Zum Vergleich: 2023 waren es 13 und 2022 nur sechs“, sagte Veldkamp dem Telegraaf.
„Ich würde sehr gerne energischer vorgehen, wenn es um die Situation in der Nordsee geht“, sagte der Niederländer. „Zum Beispiel, dass man ein Schiff präventiv entert, aber das ist möglicherweise nicht im Einklang mit dem internationalen Seerecht. Und wir müssen genau darauf achten, was wir tun.“
Bevor die Regierung handelt, müssten alle Konsequenzen genau geprüft sein. „Damit wir keine falschen Präzedenzfälle schaffen, die uns in Zukunft anderswo auf der Welt, beispielsweise im Südchinesischen Meer, Probleme bereiten könnten.“ In dem Meeresgebiet kommt es seit Jahren zu Konflikten – vor allem zwischen chinesischen und philippinischen Schiffen.
Niederlande will keine gefährlichen Präzedensfälle schaffen
Die Regierung von Präsident Xi Jinping beansprucht praktisch das gesamte Südchinesische Meer für sich – auch Teile, auf die die Philippinen, Brunei, Malaysia, Taiwan und Vietnam Ansprüche erheben. Ein internationales Schiedsgericht erklärte 2016, dass es für Chinas Ansprüche keine völkerrechtliche Grundlage gebe.
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Nach einer weiteren Kollision Ende 2024 versicherten die USA – damals noch unter den ehemaligen Präsidenten Joe Biden – den Philippinen ihre Unterstützung zu: „Die USA verurteilen die zahlreichen gefährlichen Verstöße gegen das Völkerrecht durch die Volksrepublik China, einschließlich der heutigen absichtlichen Kollision“, erklärte die damalige US-Botschafterin MaryKay Carlson auf X. Zudem spitzt sich die Rivalität um Vietnam zwischen China und den USA weiter zu.
Niederländischer Verteidigungsminister will gegen Putins Bedrohung angemessen reagieren
Auch der niederländische Verteidigungsminister Ruben Brekelmans plädierte für stärkere Schutzmaßnahmen gegen russische Schiffe in der Nordsee. „Die Bedrohung häuft sich und das erfordert, dass die Nato angemessen reagiert. Und dass wir mit 32 Ländern auch hier die Einheit wahren.“
Aktuell überwache das niederländische Militär mit Drohnen verdächtige Schiffe, damit diese „nicht ungestört davongekommen“, erklärte Brekelmans. Er bespreche bereits das weitere Vorgehen mit seinen baltischen und britischen Kollegen. Auch der ehemalige Befehlshaber der estländischen Streitkräfte und EU-Abgeordnete Riho Terras warnte vor russischen Schiffen. (Jan-Frederik Wendt)