„Verdächtige Manöver“: Nato-Land meldet Vorfall mit Putins Schattentanker – und greift ein
In der Ostsee hat sich ein Schiff der „Schattenflotte“ Russlands in der Nähe eines Stromkabels aufgehalten. Polen drängte den Tanker zurück.
Warschau/Ostsee – Polnische Streitkräfte haben in der Ostsee ein Schiff aus Russland vertrieben. Das hat Polens Ministerpräsident Donald Tusk mitgeteilt. In einem Post in den sozialen Medien schrieb Tusk: „Ein sanktioniertes russisches Schiff der ‚Schattenflotte‘ hat in der Nähe eines Stromkabels, das Polen und Schweden verbindet, verdächtige Manöver ausgeübt.“
Nach dem erfolgreichen Eingreifen des polnischen Militärs sei das Schiff schließlich zu einem russischen Hafen gefahren, so der Regierungschef. Der Einsatz erfolgte offenbar bereits am Dienstag, wie Polens Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz erklärte.
Russlands ‚Schattenflotte‘ in der Ostsee - Putins Schiffe sorgen seit Beginn des Ukraine-Kriegs für Unruhe
Die Mitgliedsstaaten der EU und Nato sind besonders aufmerksam, wenn Schiffe aus Drittstaaten in der Ostsee unterwegs sind. In vielen Fällen handelt es sich dann um Frachter, die zu Russlands „Schattenflotte“ gehören, also im Auftrag des russischen Präsidenten Wladimir Putin unterwegs sind. Es wird vermutet, dass es Hunderte von ihnen gibt. Mit ihrer Hilfe versucht Putin, die westlichen Sanktionen auf Ölexporte zu umgehen. Diese wurden infolge des von Russland begonnenen Ukraine-Kriegs verhängt.
Darüber hinaus stehen mehrere Schiffe der russischen „Schattenflotte“ im Verdacht, in der Ostsee Kabel sabotiert zu haben. Seit Februar 2022 sind mehrmals wichtige Telekommunikations- und Stromkabel beschädigt worden. Die Nato hat deswegen ihre Präsenz in der Ostsee deutlich verstärkt.
Angesichts dieses Hintergrunds dürfte es das polnische Militär in besondere Alarmbereitschaft versetzt haben, dass sich das russische Schiff in der Nähe eines Stromkabels zwischen Polen und Schweden aufgehalten hatte.
EU belegt weitere Schiffe von Putins „Schattenflotte“ Putins mit Sanktionen
Erst vergangene Woche hatte ein ähnlicher Vorfall die estnische Marine in Atem gehalten. Sie hatte versucht, den Tanker „Jaguar“ aufzuhalten, der ebenfalls zur „Schattenflotte“ gehören soll und sich in einem schlechten Zustand befand. Außerdem ignorierte er die Anweisungen der Marine Estlands. Als Reaktion auf den estnischen Versuch, schickte Russland ein Kampfflugzeug, das nach Angaben Estlands für eine knappe Minute den Luftraum des Landes verletzte.
Mittlerweile geht die EU gezielt gegen die „Schattenflotte“ vor, indem sie auch diese mit Sanktionen belegt. Erst diesen Dienstag beschlossen die Mitgliedsstaaten weitere Strafmaßnahmen gegen Russland. Auf der neuen Sanktionsliste stehen unter anderem rund 200 Schiffe der „Schattenflotte“.
Mit den Sanktionen verfolgt die EU jedoch nicht nur das Ziel, Russlands Ölexporte zu beschränken. Es geht dem Staatenbund auch um Umweltschutz. Experten zufolge sind viele Schiffe, die im Auftrag Putins unterwegs sind, überaltert und weisen teilweise solche technischen Mängel auf, dass sie nicht voll seetauglich sind. Damit stellten sie ein erhebliches Risiko für Umwelt sowie die Sicherheit der Schifffahrt dar, heißt es. (grmo)