Szenarien für Eingriff in Nahost-Eskalation: Trumps Angriff könnte größer sein als gedacht
US-Präsident Trump schien einem Eingriff in den Iran-Israel-Krieg zuletzt sehr nah. Nun räumte er sich eine zweiwöchige Bedenkzeit ein. Das sind die Optionen.
Washington, D-C. / Teheran / Tel Aviv – Im Iran-Israel-Krieg hielten die gegenseitigen Luftangriffe auch in der siebten Nacht in Folge an: Sowohl Israel als auch der Iran meldeten, vom Gegner unter anderem mit Hyperschallraketen bombardiert worden zu sein. Mit Blick auf ein mögliches Ende des Kriegs geriet zuletzt auch ein potenzielles Eingreifen der USA mehr und mehr in den Fokus von Spekulationen. Genährt wurden sie durch Äußerungen von US-Präsident Donald Trump, der sich nun eine Bedenkzeit von zwei Wochen einräumte, um über eine Teilnahme der US-Armee am Kriegsgeschehen zu entscheiden. Welche Szenarien eines möglichen Angriffs auf den Iran aber bieten sich den USA überhaupt?
Nahost-Eskalation: Greifen die USA in den Iran-Israel-Krieg ein? US-Präsident Trump gibt sich Bedenkzeit
Als Donald Trump am Donnerstag erklärte, sich zwei Wochen Zeit für ein potenzielles Eingreifen der USA in den Iran-Israel-Krieg einzuräumen, erinnerten sich wohl nicht wenige Beobachter an eine Aussage, die der Republikaner bereits im Zuge einer Frage traf, die ihm US-Medienvertreter vor rund zwei Monaten betreffend des Ukraine-Kriegs stellten: Kann Wladimir Putin getraut werden? „Ich werde es sie in acht Wochen wissen lassen“, antwortete Trump der New York Times zufolge damals.
Nun also gibt sich Trump erneut einen Zeitrahmen von zwei Wochen, um über eine Frage zu entscheiden, die den Iran-Israel-Krieg grundlegend verändern könnte. Auszugehen ist nämlich davon, dass lediglich US-Geschosse dazu imstande sein, unterirdische Atomanlagen im Iran zu zerstören. Während Bloomberg berichtete, das US-Militär bereite sich aktuell auf einen möglichen Angriff auf den Iran vor, deutete bis Donnerstag vieles darauf hin, die USA könnten einen Militärschlag auf die unterirdische iranische Atomanlage Fordo ausüben, wandte der US-Nachrichtendienst CNN ein. Und das trotz des Risikos, dass dies die Vereinigten Staaten in einen weiteren Krieg im Nahen Osten ziehen könnte.
Wie CNN weiter berichtet, zog sich Trump anschließend wohl nach der Prüfung seiner Angriffsoptionen vorerst zurück und räumte sich jene zweiwöchige Bedenkzeit ein. Könnte es also sein, dass die möglichen Szenarien eines US-Angriffs den Republikaner nicht überzeugten? Und welche Optionen bieten sich den USA aktuell, den Iran anzugreifen?
Im Zentrum potenzieller US-Angriffe im Nahost-Konflikt dürften die Atomanlagen von Iran stehen
Für am wahrscheinlichsten halten Experten zum gegenwärtigen Zeitpunkt einen Angriff auf die iranischen Atomanlagen in Fordo und Natans, wie da US-Onlinemagazin Politico schreibt. Erwartbar sei, dass die nukleare Aufbereitungsanlage in Fordo sofort Ziel von US-Angriffen wird, nicht nur am ersten Tag, sondern in der ersten Stunde der US-Angriffe. Vorstellbar sei, dass die Atomanlage in Natans – die ebenso als Herzstück des iranischen Atomprogramms gilt – womöglich gleichzeitig zu Fordo angegriffen wird.
Experten sehen in den beiden iranischen Atomanlagen Politico zufolge die „kritischsten Ziele“, da die iranischen Atomanlagen unterirdisch in einigen Metern Tiefe liegen und lediglich mit bunkerbrechenden US-Waffen, wie etwa denen vom Typ GBU-57 zerstört werden könnten. Will heißen: Ein US-Angriff auf Natans und Fordo will akribisch geplant sein, um erfolgreich zu sein.
Komplette Nahost-Eskalation: Denkbar sind im Falle eines US-Angriffs auf den Iran militärische Ziele im ganzen Land
Eine große Wahrscheinlichkeit räumt Politico dem Szenario ein, dass neben wichtigen Anlagen des iranischen Atomprogramms aber auch noch eine viel größere Anzahl von Orten zum Ziel eines potenziellen US-Angriffs werden könnten. Damit könnten die USA sicherstellen, sich vor einem direkten Gegenangriff des Iran auf US-Militärstützpunkte in der Region zu wappnen.
Eine vielversprechende Strategie, die den USA bliebe, um potenzielle iranische Gegenangriffe von vornherein einzudämmen, wären wohl weitreichende Angriffe auf iranische Armeestützpunkte, politische Hauptquartiere und essenzielle technische Einrichtungen wie Kommunikationsverbindungen. Auch schreiben die Politico-Experten, es sei ratsam, mögliche Überraschungen nicht auszuschließen, was den Schluss nahelegen könnte, dass Trumps zweiwöchige Bedenkzeit gar einem möglichen unangekündigten Angriff der USA auf den Iran als Rahmen dienen könnte.
Diese Ansicht teilt auch Amos Yadlin, ehemaliger General der israelischen Luftwaffe und einstiger Militärgeheimdienst-Chef, Gegenüber der Bild-Zeitung sagte er, im Rahmen eines umfassenden Schlags auf viele Angriffsziele im Iran müssten auch iranische Raketenstellungen ins Visier genommen werden, die US-Ziele im Persischen Golf bedrohen könnten. Daneben könnte es effektiv sein, die militärischen Streitkräfte anzugreifen, die gegenwärtig eine Blockade der Straße von Hormus vorbereiten. (fh)