Beliebt im Sommer wie im Winter: Die Kirchsteinhütte im Längental

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Für viele Berggeher ist die Kirchsteinhütte eine beliebte Zwischenstation auf dem Weg zur Benediktenwand. © Franziska Selter

Anna und Eduard Bauer führen die Kirchsteinhütte im Längental seit 28 Jahren. Sie ist zu jeder Jahreszeit ein beliebtes Ausflugsziel.

Wackersberg – Wer im Längental unterwegs ist, findet in der Kirchsteinhütte den idealen Platz für eine kurze Verschnaufpause. Das Wirtspaar Eduard und Anna Bauer betreibt die auf rund 1005 Metern gelegene Hütte seit 1996. „Wir haben uns damals einen Wunschtraum erfüllt“, sagt Anna Bauer.

Beliebte Zwischenstation auf dem Weg zur Benediktenwand

Die Hütte selbst ist nahezu komplett autark. Ein Notstromaggregat sorgt für eine sichere Stromversorgung, frisches Wasser stammt aus einer nahegelegenen Quelle. Und ein eigener Bienenstock versorgt die Bauers mit Berghonig. „Wir sind komplette Selbstversorger“, erklärt Eduard Bauer. Einzig frische Lebensmittel zur Zubereitung der selbstgemachten Gerichte wie Käsespatzen und Apfelstrudel müssen mit dem Auto nach oben transportiert werden. Schließlich wollen die hungrigen Wanderer und Radfahrer verköstigt sein.

Für viele Berggeher ist die Kirchsteinhütte eine beliebte Zwischenstation auf dem Weg zur Benediktenwand. In den Wintermonaten sind es vor allem die Schlittenfahrer, die in die Hütte einkehren. Auch einige bekannte Persönlichkeiten hat es im Lauf der Jahre ins Längental verschlagen. „Zu meinem 50. Geburtstag hat mir Richard von Weizsäcker gratuliert, der gerade zufällig vorbeikam“, erzählt Anna Bauer.

Schneeräumen kann zur Mammutaufgabe werden

In dem Ganzjahresbetrieb gibt es für das Wirtspaar immer etwas zu tun. „Stillstand kann man sich nicht erlauben”, betont die Wirtin. Aktuell wird das Dach ausgebaut, vor zwei Jahren wurde die komplette Holzfassade abgeschliffen. Und im Winter ist jedes Jahr aufs Neue Schneeräumen angesagt. Eine Mammutaufgabe: Denn nicht nur der Bereich rund um die Hütte muss von Schnee befreit werden. „Da es sich um einen Privatweg handelt, müssen wir den kompletten Weg vom Wanderparkplatz aus selbst räumen“, erklärt Eduard Bauer. Dabei ist ihm ein Schneepflug von Nutzen, der sich oben auf dem Berg befindet.

Vor dem Generationswechsel: Die Wirtsleute Anna und Eduard Bauer übergeben die Kirchsteinhütte demnächst in die Hände ihres Sohnes Franz (re.).
Vor dem Generationswechsel: Die Wirtsleute Anna und Eduard Bauer übergeben die Kirchsteinhütte demnächst in die Hände ihres Sohnes Franz (re.). © Franziska Selter

Dieser Umstand wurde ihm in der Vergangenheit so manches Mal zum Verhängnis. Kam er in besonders schneereichen Jahren mit dem Auto nicht mehr durch, musste der Wirt vom Tal aus zu Fuß durch den Schnee stapfen, um die Hütte und somit den Schneepflug zu erreichen. Erst dann konnte es mit dem Räumen losgehen. Die Schneemassen in den höheren Lagen sind dabei nicht zu unterschätzen. „Wir hatten schon mal Jahre, wo der Schnee bis zum Balkon der Hütte stand”, sagt Anna Bauer.

60 Gäste – aber nur 40 Übernachtungsplätze

Auch Improvisationstalent ist auf der Hütte mitunter gefragt. „Wir hatten mal eine Geburtstagsfeier, für die 40 Personen angemeldet waren, am Ende sind aber 60 gekommen“, erzählt Eduard Bauer. Das Problem: Es gibt nur 40 Übernachtungsplätze auf der Hütte. Um niemanden wieder nach unten schicken zu müssen, legte Bauer zusätzliche Matratzen aus, und die Feiernden mussten in ihren Schlafquartieren zusammenrücken. Der guten Stimmung habe dieses Arrangement jedenfalls keinen Abbruch getan, meint die Wirtin.

Generell geht es auf der Hütte aber ruhiger zu. Der Tag beginnt für die Wirtsleute gegen 7 Uhr mit den Frühstücksvorbereitungen. „Wenn wir keine Übernachtungsgäste haben, ist es morgens natürlich etwas gemütlicher“, sagt Anna Bauer. Ihre Gäste will sie aber natürlich nicht missen, besonders freut sie sich über Schulklassen. „Es ist schön, wenn das Haus voll ist.“

1986 brannte die Hütte komplett ab

Wie die Bauers hat auch die Kirchsteinhütte eine bewegte Geschichte. 1950 erbaut, brannte sie 1986 fast vollständig ab, nur die Grundmauern blieben erhalten. Nach nur einem Jahr Bauzeit waren die Obergeschosse erneuert, und der Betrieb konnte wieder aufgenommen werden.

Ihre allerersten Gäste – eine Hochzeitsgesellschaft aus Fischbach – sind dem Wirtspaar besonders in Erinnerung geblieben. „Wir haben uns ewig gewundert, wo sie bleiben“, erzählt Eduard Bauer. Der Pfarrer hatte nämlich die Trauung vergessen, und das Brautpaar samt geladener Gäste wartete zunächst vergeblich in der Kirche. Schlussendlich konnte der Bund der Ehe doch noch geschlossen und mit Verspätung auf der Hütte gefeiert werden.

Übergabe an den Sohn geplant

Nun will das Wirtspaar etwas kürzer treten und die Kirchsteinhütte nach 28 Jahren an seinen Sohn Franz Bauer übergeben. Schon jetzt ist der 42-Jährige fast jedes Wochenende auf dem Berg, um sich auf diesen Schritt vorzubereiten und die Abläufe genauer kennenzulernen. Das Hüttenleben an sich ist für ihn jedoch kein Neuland: „Als Kind habe ich an den Wochenenden zu den Stoßzeiten ausgeholfen”, berichtet Franz Bauer.

Steckbrief

Baujahr: 1950

Sitzplätze innen: 40

Sitzplätze außen: 100

Übernachtungsplätze: 40

Spezialität des Hauses: Käsespatzen

Meist bestelltes Getränk: Minzschorle

Zustiege: Vom Wanderparkplatz an der Längentalstraße bei Arzbach

Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr, feiertags geöffnet

Bekanntester Gast: Richard von Weizäcker

Da er als Selbständiger tätig ist, werden sich die Öffnungszeiten erst einmal auf die Wochenenden beschränken. „Die Hoffnung ist aber, dass ich die Hütte einmal als Vollerwerb betreiben kann.“ Aktuell sei man noch auf der Suche nach geeignetem Personal. Der zukünftige Wirt blickt aber zuversichtlich auf seine neue Aufgabe und kann dabei auf die Unterstützung seiner Partnerin und seiner Kinder zählen. „Ohne die geht es auch nicht“, sagt der 42-Jährige.

Das jetzige Wirtspaar blickt jedenfalls zufrieden auf das Hüttenleben zurück. „Es war eine schöne Zeit“, sagt Eduard Bauer.

Weitere Folgen aus der Serie Verschnaufpause: Die Tölzer Hütte am Schafreuter, die Stie-Alm am Brauneck, die Tutzinger Hütte an der Benediktenwand, die Denkalm am Keilkopf, die Falkenhütte, die Tölzer Hütte am Brauneck, die Oswaldhütte in Vorderriß, das Herzogstandhaus und die Kaiserhütte.

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