„Gibt keinen schöneren Arbeitsplatz“: Die Tölzer Hütte am Brauneck im Portrait

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Georg Glaßner steht selbst in der Küche. Hier beim Zubereiten des beliebten Kaiserschmarrns. © arp

In der Serie „Verschnaufpause“ stellt der Tölzer Kurier bewirtete Almen und Hütten im Tölzer Land vor. Heute: Georg und Johanna Glaßner betreiben die Tölzer Hütte am Brauneck.

Lenggries – Sommerzeit ist Wanderzeit. Gerade jetzt in den Ferien zieht es viele Urlauber, Tagesausflügler und Einheimische in die Berge. Hochsaison für die Hüttenwirte und Berggastronomen im Landkreis. Der Tölzer Kurier stellt in einer Serie bewirtete Almen und Hütten im Tölzer Land vor. Zeit für eine kleine Verschnaufpause. 

Urige Hütte auf 1450 Meter Höhe

Ob nach einer ausgiebigen Wanderung oder nach einer bequemen Bergbahnfahrt mit anschließendem kleinen Spaziergang: Die Tölzer Hütte am Brauneck ist für jeden leicht erreichbar. Keine zehn Minuten von der Bergbahnstation entfernt liegt die urige Hütte auf 1450 Metern etwas unterhalb des Schrödelsteins. Georg und Johanna Glaßner betreiben die Tölzer Hütte seit 2018. Zuvor war Georg Glaßner Küchenchef unter anderem im „Jaegers“ am Fuße des Braunecks. „Als ich erfahren habe, dass der Vorpächter der Tölzer Hütte aufhört und nach einem neuen Wirt gesucht wird, habe ich mich sofort beworben.“ Sein eigener Chef zu sein, das sei schon immer sein Traum gewesen, sagt der gelernte Koch aus Ohlstadt.

Auf der Sonnenterrasse der Tölzer Hütte ist Platz für bis zu 400 Gäste. Auch Feste werden hier ausgerichtet.
Auf der Sonnenterrasse der Tölzer Hütte ist Platz für bis zu 400 Gäste. Auch Feste werden hier ausgerichtet. © arp

Kurz nach der Neueröffnung stand auch schon die erste große Investition an. „Wir mussten die gesamte Küche neu machen“, berichtet er. Das Wirtspaar legt viel Wert auf Selbstgemachtes, und das nicht nur bei den Speisen. „Gemeinsam mit meinem Schwiegervater bauen wir beispielsweise die Tische und Bänke für den Außenbereich selber. Erst heuer ist wieder ein Schwung neuer Garnituren aus Eichenholz fertig geworden. Ebenfalls aus Holz selbst gefertigt sind allerlei hütteneigene Souvenirs, Schlüsselanhänger oder Brotzeitbretter mit bayerischen Sprüchen darauf. Der 33-jährige Gastronom steht die meiste Zeit selbst in der Küche. Sein absolutes Spezialgericht: „Der weltbeste Kaiserschmarrn“, wie mit einem Augenzwinkern verrät.

Eigentümer der Tölzer Hütte ist der Tölzer Skiclub

Aber auch im Büro, im Lager, am Ausschank ist Glaßner anzutreffen. Seltener im Service. „Das kommt schon auch mal vor, aber das ist nicht meine Lieblingsaufgabe“, meint er lachend. „Würde ich regelmäßig kellnern, würde schon ein anderer Wind wehen.“ Damit meint Glaßner den ein oder anderen Gast. „Wir haben ganz viele tolle Besucher und Kunden hier, aber die Bedienungen müssen manchmal schon einiges mitmachen.“ Vor allem seit Ende der Corona-Beschränkungen fällt Glaßner auf, dass einige Menschen ein sehr ichbezogenes Auftreten an den Tag legen. „Etwa wenn mal das Essen ein bisschen dauert, weil die Bude voll ist, haben viele kein Verständnis.“ Es gibt auch viele schöne Erlebnisse mit den Gästen. „Wenn jemand zur Küche kommt und das Essen lobt, ist das für uns das Höchste. Denn genau darum geht‘s.“

Der Wirt freut sich, dass er mittlerweile viele Stammgäste hat. „Sowohl Leute aus der Umgebung als auch viele Münchner oder Urlauber, die jedes Jahr wiederkommen.“ Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auf der Tölzer Hütte keine. „Darüber sind wir aber auch ganz froh. Bisher bin ich immer bis in die Nacht hinein in der Küche gestanden. Dass wir hier um 17 Uhr zusperren können, ist für uns privat sehr wertvoll. Irgendwo muss man sich seinen Ausgleich holen, sonst geht man kaputt.“ Eigentümer der Tölzer Hütte ist übrigens der Tölzer Skiclub.

Logistik ist für Hütten-Wirte eine Herausforderung

Doch selbst das eine oder andere Ärgernis kann Glaßner die Laune auf der Hütte nicht verderben. „Das macht alles wieder gut“, sagt Glaßner und macht eine ausschweifende Handbewegung über die Panoramaaussicht auf die Gipfel im Karwendel. „Für mich gibt es keinen schöneren Arbeitsplatz“, sagt er. Die Entscheidung, die Berggastronomie 2018 übernommen zu haben, bereue er keine Sekunde. „Während des Corona-Lockdowns, als wir nichts machen konnten, habe ich mal kurz gehadert, aber diese Zeit ist jetzt zum Glück wieder vorbei.“

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Eine Herausforderung ist die Logistik. „Im Sommer geht es, weil wir mit dem Auto fahren können.“ Die Vorbereitungen für den Winter hätten es in sich. „Sobald Schnee liegt und Skibetrieb ist, kommen auch wir nur noch mit der Bergbahn hinauf.“ Bis auf Gas bringen Glaßners alles selbst auf die Tölzer Hütte. „Wir haben nicht mal einen Bierfahrer“, sagt er. Daher müsse man im Herbst sehr gut kalkulieren, was man an haltbaren Lebensmitteln, Getränken und Co. benötige. „Da mussten wir uns die ersten Jahre auch herantasten.“ Ein Restaurant im Tal kann einfach nachbestellen, wenn etwas ausgeht. Allein für Kaiserschmarrn benötigen die Wirte 600 Kilogramm Mehl pro Winter. „Im vergangenen Winter sind wir auf vier Tonnen Trockenlebensmittel gekommen.“ Gibt es eine Fehlkalkulation, muss die Ware über die Bergbahn auf die Hütte gebracht werden.

Auch Feste richten Glaßners aus. „Wir haben hier Hochzeiten, Taufen, demnächst sogar eine Trauerfeier.“ Da zur Tölzer Hütte auch eine kleine Kapelle gehört, sei es beliebt, Kirchenfeste und Bergmessen dort zu feiern. Georg Glaßner selbst genießt die Sommermonate auf dem Berg trotz der vielen Arbeit sehr. „Es ist einfach traumhaft schön.“ (feb)

Steckbrief:

  • Baujahr: 1935
  • Sitzplätze innen: 120
  • Sitzplätze außen: maximal 400
  • Übernachtungsplätze: 0
  • Spezialität des Hauses: Kaiserschmarrn
  • Meist bestelltes Getränk: Alkoholfreies Weißbier
  • Zustiege: 1. Von der Talstation der Brauneckbergbahn über den Garland; 2. Mit der Bergbahn und kurzen Fußweg; 3. Von Wegscheid über die Kotalm; 4. Über Wegscheid und den Seufzerweg, vom Längental über den Schrödelstein
  • Öffnungszeiten: Sommer: Dienstag bis Sonntag 9-17 Uhr; Winter: täglich 9-16 Uhr
  • Bekanntester Gast: Thomas Hitzlsperger

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