„Wollte zeigen, wer Herr auf der Straße ist“: Mann bremst Motorrad aus – und wird zu Geldstrafe verurteilt

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Ein Mann hat mit seinem Peugeot einen Motorradfahrer in Wolfratshausen ausgebremst. Es kam zur Kollision. Jetzt wurde vom Amtsgericht zu einer Geldstrafe verurteilt (Symbolbild). © Sven-Sebastian Sajak/Imago Images

Ein Unfall aus dem vergangenen Jahr beschäftigt das Amtsgericht. In Wolfratshausen kam es zu einem Zusammenstoß, weil ein Pkw ein Motorrad ausgebremst hatte. Der Peugeot-Fahrer wurde nun verurteilt.

Wolfratshausen/Bad Heilbrunn – Wer auffährt, hat Schuld. Von dieser Faustregel gingen zunächst auch die Polizisten aus, die am 21. September vorigen Jahres einen Unfall an der Kreuzung B11/Pfaffenrieder Straße in Wolfratshausen aufnahmen. Ein Motorradfahrer (57) aus Bad Heilbrunn war mit seiner 300 Kilogramm schweren Maschine ins Heck eines Peugeots gekracht.

Verkehrsunfall in Wolfratshausen: Pkw-Fahrer soll Unfall provoziert haben

Doch dieser Fall stellte sich im Nachhinein völlig anders dar: Der Pkw-Fahrer (39), damals ebenfalls in Bad Heilbrunn wohnhaft, soll ein gutes Stück vor der Ampel völlig unnötig stark gebremst und so den Auffahrunfall verursacht haben. Wegen vorsätzlichen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr in Tateinheit mit fahrlässiger Körperverletzung und Nötigung wurde er zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je 20 Euro verurteilt.

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Während der Verteidiger plädierte, dass aus seiner Sicht kein Verschulden seines Mandanten vorliege, stand für das Gericht nach Abschluss der Beweisaufnahme das Gegenteil fest. „Sie wollten ihm zeigen, wer Herr auf der Straße ist“, fasste Helmut Berger in der Urteilsbegründung zusammen. Für diese Annahme lieferte die Verhandlung mehrere Gründe. Der Autofahrer und der Biker hatten sich auf der Fahrt von Geretsried nach Wolfratshausen mehrmals beharkt. Los ging es bereits kurz nach der Kreuzung Geretsried Nord, wo der Beschuldigte nach einem Überholvorgang so knapp von der linken auf die rechte Fahrspur wechselte, dass der Biker auf den Grünstreifen ausweichen musste, um einen Zusammenstoß zu vermeiden.

Soweit deckten sich die Aussagen der beiden Beteiligten. „Wahrscheinlich habe ich ihn übersehen“, räumte der Angeklagte ein. „Es tut mir leid, dass ich ihn geschnitten habe.“ Mehr habe er sich aber auch nicht zuschulden kommen lassen. Vielmehr habe sich der Motorradfahrer nun aufgeführt, am Beschleunigungsstreifen bei der Waldramer B11-Auffahrt sowie kurz nach dem Autobahnzubringer auf ihn gewartet und wild gestikulierend gefordert, er solle anhalten, erzählte der Angeklagte. „Ihre Einlassung kann ich nicht nachvollziehen“, erklärte der Richter. Plausibler klang die Version des Geschädigten.

„Ich habe nur noch die Bremslichter gesehen und bin ihm links hinten reingefahren“

Vor der Ampel am Abzweig nach Gelting habe der Anklagte ihm „zum ersten Mal gezeigt, dass er eine Bremse hat“, berichtete der Biker. Der 59-Jährige räumte ein, er habe den anderen „per Handzeichen gefragt, was das soll.“ Danach habe sich der Peugeot zurückfallen lassen. Bis zur Kreuzung in Wolfratshausen. Dort habe der Peugeot dann das Motorrad zunächst auf dem Sperrstreifen überholt und sich davorgesetzt, ehe er auf die linke Abbiegespur gefahren sei.

Als der Motorradfahrer ihm folgte, habe der Pkw plötzlich unerwartet heftig gebremst. „Ich habe nur noch die Bremslichter gesehen und bin ihm links hinten reingefahren“, so der Motorradfahrer. „Ihn trifft aus meiner Sicht keine Schuld“, erklärte ein unbeteiligter Zeuge. „So eine starke Bremsung wäre auch bei roter Ampel nicht nötig gewesen.“ Diese Einschätzung teilte auch der Richter. „Die Vollbremsung hatte nur den Sinn, dass der Motorradfahrer diszipliniert wird.“ Außer der Geldstrafe in Höhe von insgesamt 1800 Euro (90 Tagessätze à 20 Euro) ordnete das Gericht eine Führerscheinsperre von noch sechs Monaten an. (rst)

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