Abstand vom Alltag finden: Das gelingt auf der Falkenhütte
Die sanierte Falkenhütte im Karwendel bietet wunderbare Ausblicke. Bewirtschaftet wird sie von Claudia und Robert „Bertl“ Rackwitz-Hartmann mit ihren Töchtern Emilia und Lilli.
Hinterriß – Die Falkenhütte im Karwendel gehört zu einer der bekanntesten Hütten der Gebirgsgruppe. Auf rund 1850 Metern können es sich Bergfreunde im Sommer auf der Hütte gemütlich machen und auf die Laliderer Wände schauen. An der den Felswänden zugewandten Seite lassen sich Tiere aller Art bestaunen, darunter Steinböcke und Murmeltiere. Sonst bietet die Position der Hütte einen ungewöhnlich freien Blick in Johannestal, den Edelweiß-bewachsenen Mahnkopf und in die Eng.
Grundsteinlegung erfolgte 1921
Die Idee der Falkenhütte entstand 1912 aus dem Bedürfnis, die Lücke zwischen dem Karwendelhaus und der Lamsenjochhütte zu schließen, heißt es in einem Faltblatt des Deutschen Alpenvereins. Aufgrund Bedenken eines Jagdherren dauerte die Grundsteinlegung bis August 1921, aber schon zwei Jahre später fand die Einweihungsfeier statt, und an Pfingsten nahm die Hütte offiziell ihren Betrieb auf. 2015 stellte das österreichische Bundesdenkmalamt das Gebäude für seine geschichtliche, künstlerische und kulturelle Bedeutung unter Denkmalschutz. Für die Generalsanierung 2017 wurde die Falkenhütte für drei Jahre geschlossen, damit beendete die Familie Kostenzer nach über 70 Jahren ihre Bewirtschaftung der Hütte. Während der Sanierung standen sowohl der Denkmalschutz als auch der Umweltschutz im Fokus. Im August 2020 öffnete das Haus wieder seine Türen, diesmal mit der Familie Rackwitz-Hartmann als Pächter.

Wirtsleute sind schon alte Hasen
Claudia und Robert „Bertl“ Rackwitz-Hartmann mit ihren Töchtern Emilia und Lilli sind schon alte Hasen in der Bewirtung von Berghütten. Rund neun Jahre bewirtschafteten sie die Florianshütte am Brauneck, seit 2015 kümmern sie sich um die Enzianhütte in Fieberbrunn. „Es war eine mutige Entscheidung“, sagt Claudia zur Übernahme der Florihütte. Sie und Bertl hatten ihr Hobby zum Beruf gemacht, ohne davor Erfahrung im Hüttenbetrieb zu haben. Was sie antrieb, „war die Leidenschaft zu den Bergen“. Claudia, die in Teilzeit auch noch als Flugbegleiterin für Lufthansa arbeitet, macht die Buchhaltung, während Bertl unter anderem als Hausmeister, im Ausschank und beim Check-in tätig ist.
Die beste Zeit für eine Wanderung auf die Hütte ist der Herbst
Mit ihrem Beschluss, die Falkenhütte zu übernehmen, ist die Familie sehr zufrieden. Da sie ihr zwölfköpfiges Team ganz-jährig anstellen wollten, die Enzianhütte aber nur im Winter in Betrieb ist, bot sich die Falkenhütte gut für den Sommer an. Die Besucher seien zumeist Fernwanderer und Münchner. Auch viele Familien mit Kindern, Mountainbiker und sogar Seminargruppen kommen zu ihnen auf die Hütte herauf. „Es sind immer sehr nette Gäste“, sagt Claudia Rackwitz-Hartmann. „Die haben Zeit und die erwarten nicht, dass alles schnell-schnell geht, denn sie wollen ja auch die Aussicht genießen und Abstand vom Alltag nehmen“, fügt Emilia hinzu.
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Die beste Zeit für eine Wanderung zur Falkenhütte sei im Herbst, findet die Wirtsfamilie. „Da ist der Ahornboden besonders schön“, erzählt Emilia. „Mit den orange-roten Blättern auf dem Boden sieht es aus wie der ‚Indian Summer‘ in Kanada.“ Ihre Mutter liebt die nebligen Tage, denn die Nebelschwaden verleihen den Bergen einen „mystischen Charme“.
Viele Tierarten lassen sich von der Hütte aus beobachten
Während die Wanderwege prinzipiell sicher sind, sollte man doch an der einen oder anderen Stelle vorsichtig sein, gelegentlich gibt es Murenabgänge. „Wenn die letzten Schneefelder schmelzen, geht manchmal etwas von den Laliderer Wänden ab, aber bisher ist noch nie etwas passiert“, sagt Claudia Rackwitz-Hartmann. Auch vor Kreuzottern sowie den Kühen, wenn man mit Hund an ihnen vorbeiwandert, sollten Wanderer sich in Acht nehmen.
Neben Kühen und Kreuzottern finden sich dort zahlreiche andere Tierarten, die, sobald die Kühe im September ins Tal getrieben werden, auch gerne nah zum Haus kommen. Die Wirtsfamilie hofft, dass sie durch späteren Schneefall länger ihre Türen offen halten können und die Besucher Hirsche, Gämsen, Murmeltiere, schwarze Salamander und viele weitere Lebewesen bewundern können.
Steckbrief
Baujahr: 1923
Sitzplätze innen: 135
Sitzplätze außen: 300
Übernachtungsplätze: 135
Spezialität des Hauses: Kaiserschmarrn und Spinatknödel
Meist bestelltes Getränk: alkoholfreies Weißbier und Aperol Spritz
Zustiege: 1. vom Parkplatz am Alpengasthof Eng über das Hohljoch (769 Hm); 2. vom Parkplatz 6/7 ins Laliderer Tal (Weg 232) über den Lalidersalm-Niederleger (817 Hm); 3. vom Parkplatz 4 auf Weg 231 in das äußere Johannestal zum Hermann-von-Barth-Denkmal, von dort links auf den Weg 201 über die Ladizalm (905 Hm)
Öffnungszeiten: Mitte Juni bis Anfang Oktober, 16 Uhr Check-in; sonst Winterraum
Bekannteste Gäste: Eishockey-Urgestein Hans Zach
Weitere Folgen aus der Serie Verschnaufpause: Die Tutzinger Hütte an der Benediktenwand, die Denkalm am Keilkopf, die Falkenhütte, die Tölzer Hütte am Brauneck, die Oswaldhütte in Vorderriß, das Herzogstandhaus und die Kaiserhütte.