Trump oder Harris? Die wichtigsten Fragen und Antworten zur US-Wahl
Der Ausgang der US-Wahl ist auch wenige Stunden vor dem Urnengang noch völlig ungewiss. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Washington, D.C. – Sie setzt auf prominente Unterstützung, er auf düstere Rhetorik – und beide auf die alles entscheidenden Swing States. Zum Finale im US-Wahlkampf war Vizepräsidentin Kamala Harris gestern den kompletten Tag in Pennsylvania unterwegs. Die 60-Jährige trat mit Stars wie Katy Perry, Lady Gaga und Oprah Winfrey auf.
Showdown um das Weiße Haus: Trump und Harris kämpfen um knappes Ergebnis bei US-Wahl
Auch Ex-Präsident Donald Trump war in Pennsylvania, außerdem in den umkämpften Bundesstaaten North Carolina und Michigan. „Sie versuchen mit aller Macht, uns dieses verdammte Ding zu stehlen“, sagte er über die Demokraten – und nannte sie eine „sehr dämonische Partei“.
Beide Kandidaten haben auf völlig unterschiedliche Arten versucht, in den letzten Stunden noch die entscheidenden Stimmen für sich zu gewinnen. Es wird extrem knapp.

Wann kommt das Ergebnis?
Die ersten Wahllokale schließen in den USA um 18 Uhr (23 Uhr MEZ), die letzten um 1 Uhr morgens (6 Uhr MEZ). Danach könnte es Stunden, Tage oder sogar Wochen dauern, bis ein Gewinner feststeht. 2016 stand schon am frühen Morgen nach dem Wahlabend fest, dass Donald Trump gegen Hillary Clinton gewonnen hat. 2020 dauerte es hingegen vier Tage, bis Joe Biden zum Gewinner erklärt wurde – einige entscheidende Staaten (darunter Pennsylvania und Nevada) brauchten länger zum Auszählen als andere.
Grundsätzlich gilt: Je enger das Rennen, desto länger dauert es, bis ein Gewinner feststeht. In Pennsylvania kommt es zudem automatisch zu einer Neuauszählung, wenn der Unterschied zwischen den Kandidaten bei weniger als 0,5 Prozent liegt.
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Was sagen die Umfragen?
Kamala Harris und Donald Trump liegen seit Wochen Kopf an Kopf. Der „New York Times“ zufolge ist es Jahrzehnte her, dass Umfragen auf ein so knappes Rennen in den entscheidenden Swing States hindeuten. Die letzte Umfrage der US-Zeitung und des Siena College sieht Harris leicht im Vorteil: Demnach liegt die Demokratin in Nevada, North Carolina und Wisconsin vorn, während Trump in Arizona führt.
In den Swing States Michigan, Georgia und Pennsylvania liegen die beiden fast gleichauf. Die Werte in allen sieben Staaten liegen jedoch innerhalb der üblichen Fehlerquote von Wahlumfragen – eine eindeutige Führung gibt es also in keinem der Swing States.

Was ist mit den 43 anderen Staaten?
Die übrigen 43 Bundesstaaten lassen sich relativ zuverlässig einem der beiden Kandidaten zuordnen: Demnach hat Kamala Harris 226 Wahlleute auf ihrer Seite und Trump 219. Für einen Sieg braucht es 270 Stimmen. Allerdings gibt es auch unter den sicheren Staaten immer wieder mal Ausreißer. Für Aufregung sorgt derzeit Iowa, eigentlich ein „Red State“.
Eine aktuelle Umfrage von Ann Selzer, einer der renommiertesten Meinungsforscherinnen der USA, sieht dort drei Prozentpunkte Vorsprung für Harris. Zuletzt hatten die Demokraten mit Barack Obama im Jahr 2012 Iowa für sich gewinnen können. Sowohl 2016 als auch 2020 ging der Staat klar an Trump, weshalb er gar nicht mehr als Swing State aufgelistet wird.
Trump reagierte ziemlich verärgert auf die überraschende Umfrage. „Kein Präsident hat mehr für die Landwirte und den großartigen Staat Iowa getan als Donald J. Trump. In der Tat, es ist nicht einmal knapp“, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social.

Wie aussagekräftig sind die Umfragen?
Demoskopen haben es in den USA nicht leicht: 2016 hatte niemand mit einem Erdrutschsieg Trumps gerechnet, weil Meinungsforscher Hillary Clinton für unschlagbar hielten. Tatsächlich erhielt die Demokratin fast drei Millionen Stimmen mehr als Trump, der damals noch als Außenseiter galt. Trotzdem gewann der Republikaner, weil er deutlich mehr Wahlleute hinter sich bringen konnte.
In den meisten Staaten gilt das „winner takes it all“-Prinzip: Derjenige, der die meisten Stimmen hat, bekommt alle Wahlleute. Deshalb gilt auch Pennsylvania mit seinen 19 Wahlleuten als wichtigster Swing State: Ohne einen Sieg dort wird es wohl extrem schwer, die Wahl zu gewinnen.
Meinungsforscher könnten auch zugunsten von Harris danebenliegen, weil das Misstrauen der Republikaner gegenüber den Medien größer ist als unter Demokraten. Es wird angenommen, dass sich Trump-Anhänger seltener an Umfragen beteiligen.
Wie viele haben vorab gewählt?
Durch Frühwahlen in den Wahllokalen oder per Briefwahl haben bereits rund 78 Millionen US-Bürger ihre Stimme abgegeben. Das ist gut ein Drittel der insgesamt 244 Millionen wahlberechtigten US-Bürger und fast die Hälfte der 158 Millionen Stimmen, die 2020 abgegeben wurden. Anders als damals stimmten laut dem „Election Lab“ der Universität Florida diesmal auch viele republikanische Wähler vorzeitig ab.
Der Umfrage der New York Times und des Siena College zufolge hat Harris bereits einen Vorsprung von acht Prozentpunkten bei Frühwählern. Allerdings hat Trump einen Vorsprung bei denjenigen, die noch nicht abgestimmt haben, aber fest entschlossen sind, zur Wahl zu gehen.

Wer punktet bei welchen Wählern?
Harris ist bei jungen, schwarzen und hispanischen Wählern beliebter als Trump. Der Ex-Präsident hat hingegen bei weißen Wählern ohne Hochschulabschluss an Zustimmung gewonnen. Eine besonders umkämpfte Gruppe sind die Latinos: Unter den Wahlberechtigten stellen sie die größte ethnische Minderheit.
Der Siena-Umfrage zufolge hat Trump hier deutlich aufgeholt: 37 Prozent der Latinos wollen für ihn stimmen, und nur noch 56 Prozent für Harris. Zum Vergleich: 2012 wählten noch 71 Prozent der Latinos demokratisch und 27 Prozent republikanisch.
Auch die Unterstützung schwarzer Wähler für die Demokraten hat seit 2020 stetig abgenommen. Beide Gruppen machen die demokratische Regierung für steigende Lebenshaltungskosten verantwortlich. Zudem wollen viele Latino-Männer ebenso wie schwarze Männer keinesfalls einer Frau ihre Stimme geben.
Trumps Wahlkampffinale in Michigan
Sein Wahlkampffinale hat Trump gestern in Grand Rapids in Michigan abgehalten. Dort leben besonders viele arabisch-stämmige Amerikaner, die die Unterstützung des Weißen Hauses für Israel kritisieren.
Laut einer Umfrage des Arab American Institute haben die Demokraten bei dieser Gruppe deutlich an Stimmen eingebüßt: Vor 15 Jahren war diese Gruppe noch mit großer Mehrheit für die Demokraten – inzwischen liegen Harris und Trump aber gleichauf.