Trump kurz vor US-Wahl: Neues Epstein-Tonband aufgetaucht – werden ihm Aussagen gefährlich?
Donald Trump muss sich kurz vor der US-Wahl mit bislang unveröffentlichten Aussagen von Jeffrey Epstein auseinandersetzen. Die Sätze sind alles andere als schmeichelhaft.
New York – Obwohl er 2019 gestorben ist, meldet sich Jeffrey Epstein unmittelbar vor der US-Wahl wieder zu Wort. Und könnte mit seinen Aussagen Donald Trump in Bedrängnis bringen, der sich auf dem erneuten Weg ins Weiße Haus gegen Kamala Harris durchsetzen muss. Allerdings äußert sich der mutmaßlich durch Suizid in seiner Gefängniszelle ums Leben gekommene verurteilte Sexualstraftäter keineswegs aus dem Jenseits.
Vielmehr brachte der US-Autor Michael Wolff die Aussagen Epsteins erst jetzt ans Tageslicht. Diese stammen aus einem Gespräch aus dem Jahr 2017 für Wolffs Buch „Fire and Fury“ über Trumps erste Monate im Weißen Haus.
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Epstein über Trump: „War zehn Jahre lang sein bester Freund“
Veröffentlicht wurden sie vom US-Medium Daily Beast, das als Partner von Wolffs Podcast „Fire and Fury“ fungiert. Die Aufnahmen beihalten zahlreiche wenig schmeichelhafte Sätze über Trump. Unter anderem ist zu hören, wie der Journalist vom der Pädophilie überführten Investmentbanker wissen will, wieso er so viele Dinge über den Republikaner wisse. „Ich war zehn Jahre lang Donalds bester Freund“, antwortet Epstein.
Danach spricht er davon, dass Trump eine Kopfhautverkleinerung habe durchführen lassen. Außerdem erwähnt Epstein, dass im Büro des einstigen Unternehmers und TV-Stars gefälschte Ehrungen an den Wänden hängen würden und dieser seine persönliche Assistentin, seinen Bodyguard oder seinen damaligen Anwalt Michael Cohen anschreie. „Sein Schreien ist die Art und Weise, wie er Menschen behandelt. Er hat einen Wutanfall, kein Temperament“, erläutert Epstein: „Wenn man ihn nicht versteht, ist es beängstigend. Sobald man ihn versteht, ist es irgendwie albern.“
Zumindest eine kleine Portion Lob verteilt er an Trump, als er feststellt: „Er ist charmant. Auf eine hinterhältige Weise ist er charmant.“ Allerdings sei es „eine typische Tragödie, dass er seinen eigenen Mist glaubt“. So nehme er seinen eigenen Größenwahn in Kauf.
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Trump kurz vor US-Wahl: Epstein-Aussagen über die Taktik zur Verführung von vergebenen Frauen
Politisch scheinen sie zu jener Zeit schon eher auf einer Welle geschwommen zu sein. „Er hat in bestimmten Dingen ziemlich gute Arbeit geleistet, wofür er aber keine Anerkennung erhielt. All das Transgender-Zeug, das Toiletten-Zeug, die Rückgabe der Waffen an die Polizei“, findet Epstein.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs kommt er auf das gemeinsame Vorgehen zu sprechen, wenn es darum ging, Frauen von ihren Partnern zu trennen. Er selbst habe im Casino den Mann angesprochen und zum Abendessen eingeladen, während Trump der Frau das Casino gezeigt habe. „Als er hinausging, legte er seinen Arm um die Schulter des Mädchens, der Leibwächter kam herbei und Donald, schwupp, nahm das Mädchen mit“, fasst Epstein die Taktik zusammen.
Ein anderer Weg sah so aus: Der Mann sei in den Trump Tower eingeladen und dort nach seinem Sexleben ausgefragt worden. On top sei ihm Sex mit Teilnehmerinnen von Schönheitswettbewerben angeboten worden. Der Gast hatte jedoch keine Ahnung, dass seine Partnerin über die Freisprecheinrichtung alles mithören konnte.
Trump und ein böser Vorwurf: „Er nutzt das Vertrauen aus, um böse Dinge zu tun“
Wolff befragt Epstein auch über Trumps Intelligenz, woraufhin der Gesprächspartner lange überlegen muss. Schließlich attestiert er seinem langjährigen Weggefährten, bei Immobilien-Deals brillant zu sein. Und weiter: „Er ist ein Verkäufer. Und bei Immobilien kennt er sich sehr gut aus. Aber darüber hinaus? Weiß er nichts.“
Auf weiteres Nachbohren von Wolff antwortet Epstein: „Er könnte sicherlich nicht mal eine Bilanz lesen. (…) Davon hat er keine Ahnung.“ Auch Zeitungen lese Trump nicht.
Im weiteren Verlauf bringt Epstein Sätze an, die als persönlicher Vorwurf zu verstehen sind. „Er tut seinen besten Freunden schlimme Dinge an. Und deren Frauen. Erst versucht er, ihr Vertrauen zu gewinnen, und dann nutzt er es aus, um böse Dinge zu tun. So läuft es“, sagt er über Trump.

Trump-Team kontert Vorwürfe von Epstein: „Falsche Verleumdungen von gescheitertem Journalist“
Das Lager des Ex-Präsidenten reagierte wenig überraschend unwirsch auf die Enthüllungen. Laut dem US-Medium schimpfte ein Sprecher der Trump-Kampagne über Wolff: „Er hat bis wenige Tage vor der Wahl gewartet, um abstruse falsche Verleumdungen vorzunehmen, alles im Bemühen, im Namen von Kamala Harris eine eklatante Einmischung in die Wahlen zu bewirken. Er ist ein gescheiterter Journalist, der auf Lügen zurückgreift, um Aufmerksamkeit zu erregen.“
Demnach hieß es aus dem Team weiter, es sei „hinreichend bekannt“, dass Trump „Jeffrey Epstein aus Mar-a-Lago rausgeworfen“ habe, als er von den Vorwürfen des Sexhandels erfahren habe.

Neue Beschuldigungen gegen Trump: Wolff erklärt Zeitpunkt der neuen Epstein-Enthüllungen
Wolff, der auch in seinem Podcast über Epsteins damalige Aussagen sprach, erklärte den Zeitpunkt der Veröffentlichung mit den neu aufgekommenen Beschuldigungen des Models Stacey Williams. Die Frau wirft Trump vor, sie während ihrer Zeit als Epsteins Freundin in den 1990er Jahren missbraucht zu haben. Laut Wolff war die Resonanz auf das in seinem Podcast besprochene Thema überwältigend gewesen, „was darauf hindeutet, dass man unbedingt mehr über eine Geschichte erfahren möchte, nämlich die Beziehung zwischen Trump und Epstein, die so lange im Verborgenen zu liegen schien“.
Damals habe Epstein auch mit ihm über Trump gesprochen, weil er es gar nicht habe glauben können, dass dieser vor der Wahl zum US-Präsidenten stand. Während der gemeinsamen Freundschaft habe er viele Eigenschaften an den Tag gelegt, die ihn für ein so hohes Amt disqualifizieren würden.
Insgesamt soll Wolff bis zu 1000 Stunden Bandmaterial von Epstein-Interviews besitzen. Hintergrund der Aufnahmen waren Gespräche über sein Buch sowie solche zur Vorbereitung einer Biografie, die Wolff über Epstein schreiben sollte. In jüngster Vergangenheit hatte es mehrmals Spekulationen darüber gegeben, dass der Fall Epstein auch Trump zu Fall bringen könnte. Und auch weitere Prominente sollen zusätzliche Veröffentlichungen befürchten müssen. (mg)