Trump oder Harris? Große Gewerkschaft hält sich bei US-Wahl zurück

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Bei den US-Wahlen ist es zwischen Trump und Harris ziemlich knapp. Zum Verdruss der Demokraten hat sich eine Gewerkschaft für keinen der beiden ausgesprochen.

Washington, D.C. – Die finale Phase der US-Wahlen ist im Gange. Eine Unterstützung von einer der großen Gewerkschaften in den USA könnte sowohl Kamala Harris als auch Donald Trump in den letzten Zügen der Wahl helfen. Teamsters, eine der größten Gewerkschaften der USA, hat sich nun positioniert. Und will keinem der beiden Kandidaten unter die Arme greifen.

Dies ist besonders für Kamala Harris ein schwerer Schlag. Denn die Gewerkschaft umfasst nicht nur LKW-Fahrer und Arbeiter in den Lagerhallen der USA, sondern auch Personen aus der Lebensmittelbranche – und diese hatten sich in den vorherigen US-Wahlen immer für die Demokraten ausgesprochen. Nun hält sich die 1,4 Millionen Mitglieder starke Gewerkschaft zurück. Laut einer internen Umfrage sollen jedoch bis zu 60 Prozent der Mitglieder Donald Trump in der US-Wahl unterstützen, wie Politico berichtet.

Kamala Harris bei einem Wahlkampfauftritt beim „Congressional Hispanic Caucus Institute“ in Washington am 18. September.
Kamala Harris bei einem Wahlkampfauftritt beim „Congressional Hispanic Caucus Institute“ in Washington am 18. September. © IMAGO/Lenin Nolly

Teamster hält sich in US-Wahl zurück: Mitglieder unterstützen vor allem Trump

Jetzt allerdings hat sich der kalifornische Ableger der Teamsters für die Harris-Kampagne ausgesprochen. Zwei Räte, nämlich sieben und 42, die insgesamt 300.000 Mitglieder aus Kalifornien, Nevada, Hawaii und Guam repräsentieren, hatten in einem Statement ihre Unterstützung für Harris und Tim Walz verkündet. Als Begründung gaben sie an, Harris und ihr Vizekandidat hätten in der Vergangenheit den Arbeiterschutz verbessert und die Gewerkschaften gestärkt.

Wen soll Teamster in der US-Wahl 2024 unterstützen?
Harris 34 Prozent
Trump 59,6 Prozent
andere Kandidaten 6,4 Prozent

Anmerkung: Über die Methode und Anzahl der Befragten machte Teamster keine Angaben.

Im Statement heißt es: „Teamster-Mitglieder arbeiten und leben sowohl in Städten als auch in ländlichen Gemeinden, haben unterschiedliche Hintergründe und Ansichten, aber Joint Council 7 und 42 Teamsters weigern sich, sich von extremistischen politischen Kräften oder gierigen Unternehmen, die uns scheitern sehen wollen, spalten zu lassen.“ Weiter schreibt Peter Finn, Vorsitzender des Teamster Rates 7: „Als Teamster werden wir zusammenstehen, um am Arbeitsplatz eine starke Stimme zu haben, für unsere Familien zu sorgen und den Gemeinden, in denen wir arbeiten, zu dienen.“

Die Unterstützung ist zumindest ein kleiner Trost für Harris, die auf die Unterstützung der gesamten Gewerkschaft gehofft hatte. Da Kalifornien sowieso ein blauer Staat ist und Harris hier in den aktuellen Umfragen weit vor Trump liegt, dürfte die Unterstützung zwar gerne gesehen sein, aber Harris nicht viel in der US-Wahl helfen.

Die Harris-Kampagne wirbt um die Stimmen der Gewerkschaften in der US-Wahl

Viele der anderen Mitglieder der Gewerkschaft sind Arbeiter im Mittleren Westen – dort, wo viele der kritischen Swing States liegen. Sowohl für Trump als auch für Harris entscheidet sich die US-Wahl höchstwahrscheinlich hier. Trump verbuchte die interne Umfrage der Gewerkschaft und das Enthalten der Unterstützung für Harris als Sieg. Auf Fox News sagte er: „Die Teamsters haben sehr viel Gewicht. Die Demokraten können nicht glauben … es war immer automatisch, dass die Demokraten die Teamsters bekommen, und sie sagten, dass wir die Demokraten dieses Jahr nicht unterstützen werden, also war das eine Ehre für mich.“

Die Sprecherin der Trump-Kampagne, Karoline Leavitt, äußerte sich auch über die veröffentlichte Umfrage: „Auch wenn der Teamsters-Vorstand keine offizielle Unterstützung ausspricht, haben sich die hart arbeitenden Mitglieder der Teamsters laut und deutlich geäußert – sie wollen Präsident Trump zurück im Weißen Haus.“

Gerade die amerikanische Arbeiterschaft könnte in der US-Wahl das Zünglein an der Waage sein. 2016 konnte Trump durch seine starke Bindung zu den Gewerkschaften in Michigan, Pennsylvania und Wisconsin die drei hart umkämpften Staaten für sich entscheiden. Dem ist sich auch Kamala Harris bewusst. Julie Chávez Rodríguez, Managerin der Harris-Walz Kampagne, schrieb in einem Memo laut CBS News: „Es heißt schon was, wenn ungefähr 45.000 Stimmen in Schlüsselstaaten die Wahl vor vier Jahren entschieden.“

Und Harris setzt alles daran, die Arbeiter- und Gewerkschaftsstimmen diese US-Wahl für sich zu entscheiden. Bei der Planung des Parteitags der Demokraten setzte sie auf Gewerkschaften: Vom Aufbau des Sets, Elektriker, bis hin zum Make-up für die Sprecher auf der Bühne. An allem waren Arbeiter der Gewerkschaften beteiligt.

Die Harris-Kampagne hofft auf die Gewerkschaften als Zünglein an der Waage bei der US-Wahl

Ein Mitarbeiter der Harris-Kampagne äußerte sich vor dem Parteitag: „Wir befinden uns in einem fragmentierten Medienumfeld, und es ist sehr schwer, unentschlossene Wähler zu erreichen. Die Gewerkschaften sind der ultimative Validierer: Sie können den Lärm und die Fehlinformationen durchbrechen und die Fakten zu unserer Bilanz gegenüber Trump darlegen.“

Vielleicht hatte Harris auch Glück. Denn der Teamster Boss Sean O‘Brien sprach im Juli beim Parteitag der Republikaner – als erster Chef in der Teamster-Geschichte. Nur zwei Wochen später jedoch sprach Trump bei seinem Interview mit Elon Musk über Arbeitsrechte und lobte den Tesla CEO über seine Arbeitsmethoden. Musk sei der „größte Cutter“, in Anspielung auf Musks Entlassungen. Trump sagte weiter: „Sehen Sie sich an, was Sie tun: Sie kommen rein und sagen: ‚Sie wollen kündigen?‘ Ich werde den Namen der Firma nicht nennen, aber sie streiken, und du sagst: ‚Ihr seid alle weg‘!“

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Vielleicht hatten diese Kommentare O‘Brien doch dazu bewegt, von einer Unterstützung Trumps in der diesjährigen US-Wahl abzusehen. Letzten Endes könnte Trump die Teamster-Unterstützung selbst vermasselt haben. (sischr)

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