Mechthilde Wittmann (CSU) gewinnt im Wahlkreis Oberallgäu

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Mechthilde Wittmann bleibt direkt gewählte Abgeordnete im Wahlkreis Oberallgäu. © Lajos Fischer

Die große Überraschung ist ausgeblieben: Im Wahlkreis Oberallgäu bleibt die CSU stärkste Kraft und Mechthilde Wittmann die direkt gewählte Abgeordnete. Über die Landeslisten konnten die beiden AfD-Abgeordneten Dr. Rainer Rothfuß und Peter Felser ihr Bundestagsmandat ebenfalls bestätigen.

Die Wahlbeteiligung war mit 84,4 Prozent sehr hoch. Bei den Erststimmen gewann Mechthilde Wittmann (CSU) mit 36,8 Prozent. Den zweiten Platz erreichte Dr. Rainer Rothfuß (AfD) mit 16,7 Prozent, gefolgt von Andrea Wörle (Grüne) mit 12,4 Prozent. Indra Baier-Müller (Freie Wähler) erhielt 8,6 Prozent, Konstantin Plappert (SPD) 8,4 Prozent, Marc Wenz (Einzelkandidat) 5,1 Prozent, Stephan Thomae (FDP) 4,3 Prozent. Bei den Zweitstimmen führt die CSU mit 38,0 Prozent, die AfD erhielt 17,5 Prozent, die Grünen 12,4 Prozent, die SPD 10,5 Prozent, die Linken 5,2 Prozent, die Freien Wähler 5,1 Prozent, die FDP 4,3 Prozent und das BSW 3,3 Prozent.

Es habe keinen einzigen Wahlkreis mit so vielen starken Kandidatinnen bzw. Kandidaten gegeben, sagt Wittmann. Dazu zählten eine Landrätin, die damals den CSU-Kandidaten besiegte, ein amtierender AfD-Abgeordneter, der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion und die „merkwürdige Personalie“ Marc Wenz. „Ich bin sehr froh, dass sich die Wählerinnen und Wähler im Wahlkreis eindeutig entschieden haben“, betont die 57-Jährige. „Einen Tag darf ich jetzt stolz sein.“ Sie werde in Berlin weiterhin eine konservativ-christliche Linie vertreten und den radikalen Kräften der AfD die Stirn bieten. Sie hofft auf gute Koalitionsverhandlungen, deren Ergebnisse dem Land dienen müssen. „Wir dürfen Deutschland nicht an die Rechtsextremen verlieren.“ Dass sich die „Manöver“ von Friedrich Merz bei den Abstimmungen mit AfD-Unterstützung im Endeffekt als Wahlhilfe für Die Linke erwiesen hätten, verneint sie. Für die Linken sei es ein Glücksfall gewesen, dass sie im Wahlkampf zwei „Personen mit Sogkraft“ gefunden hätten. Auf die Frage, ob sie ein bestimmtes Amt anstrebe, antwortet sie, dass man in Berlin ihre bisherige Arbeit kenne und sie darauf gespannt sei, wie diese in den nächsten Wochen eingeschätzt werde.

Zwei AfD-Abgeordnete aus dem Wahlkreis bleiben im Bundestag

„Auf Platz drei der Landesliste musste ich nicht um den Wiedereinzug bangen“, sagt Dr. Rainer Rothfuß. Er freue sich darüber, dass es ihm und der AfD gelungen sei, die Bürger mit ihren Botschaften zu erreichen und zu überzeugen. „Die AfD hat im Oberallgäu ihr Ergebnis verdoppelt.“ Dank der guten Arbeit habe die Partei eine deutlich relevante Größe erreicht. Rothfuß möchte die Landesgruppe im Fraktionsvorstand vertreten, für diesen Posten werde er kandidieren. Sein Ziel für die kommende Bundestagsperiode sei es, die AfD regierungsfähig zu machen. Er wolle mit Wittmann zusammenarbeiten und die Lücke, die Stephan Thomae hinterlasse, füllen. Er wolle auf Wittmann zugehen, setze auf den persönlichen Austausch und meint, dass es ihm dadurch gelingen könnte, die Brandmauer aufzuweichen.

Peter Felser aus Sonthofen schaffte ebenfalls durch die Landesliste den Wiedereinzug, bereits zum zweiten Mal. Er freut sich auch über das hohe Ergebnis. „Ich bin sicher, dass die Brandmauer nicht nur bröckelt, sondern irgendwann Geschichte ist“, sagt er. Er habe vor einem Jahr die Bauernproteste in den Bundestag getragen und wolle weiterhin in den Ausschüssen für Landwirtschaft und Verteidigung mitarbeiten.

„Das Allgäu steht nicht nur für konservative und rechtsextreme Politik“

Andrea Wörle findet ihr Ergebnis beachtlich, aber für den Einzug in den Bundestag hat es nicht gereicht. Ihr Ziel, ein Grünes Mandat ins Allgäu zu holen, hat sie nicht geschafft, aber ihr Ergebnis liegt deutlich vor dem Landesdurchschnitt. Wörle spricht von einem schwierigen Wahlkampf, der vom Thema Migration dominiert wurde. Die 39-Jährige möchte sich weiterhin fürs Allgäu engagieren, sie bleibt als Vertreterin der Region Landesausschussmitglied ihrer Partei. Das Allgäu sei mehr, als das, was das Wahlergebnis widerspiegele: weltoffen und naturverbunden. „Das Allgäu steht nicht nur für konservative und rechtsextreme Politik.“ Sie sei die aussichtsreichste Kandidatin im Mitte-Links-Spektrum gewesen. Wörle gratuliert Wittmann zu ihrem Ergebnis und bedankt sich bei den Menschen, die sich im Wahlkampf für sie eingesetzt haben. „Es waren so viele aktiv wie nie zuvor.“

Für den 22-jährigen Konstantin Plappert war die Kandidatur für die SPD ein erster Schritt in die Politik jenseits der Kommune. „Ich kann viele Erfahrungen mitnehmen und es hat sich auf jeden Fall gelohnt, dabei zu sein“, sagt er. Das erste Mal öffentlich Reden zu halten, bei Podiumsdiskussionen mitzumachen, habe ihm viel Spaß gemacht. „Diese Erfahrungen helfen mir in der Zukunft.“ Von ein paar verletzenden E-Mails abgesehen, fand er die Stimmung freundlich. Das Gesamtresultat der SPD stelle natürlich eine große Niederlage dar, aber mit seinem persönlichen Ergebnis sei er zufrieden, vor allem in den Städten habe er gut punkten können. Nach einer kurzen Pause gehe es zunächst mit seinem Studium weiter, er werde sich in den kommenden Monaten darüber Gedanken machen, ob er nochmal bei einer größeren Wahl antreten möchte.

„Der Wähler hat entschieden, keine kleineren Parteien in Berlin haben zu wollen“

„Das war eindeutig eine Parteienwahl“, sagt Indra Baier-Müller. Es sei an erster Stelle nicht um Personen gegangen. Das Ergebnis erlebe sie persönlich als Enttäuschung, aber gleichzeitig auch als Motivation, als Landrätin weiterhin ihr Bestes zu geben. „Ich ducke mich nicht vor der Verantwortung“, so Baier-Müller. Man habe ihr eine andere Verantwortung angeboten, die eine Hausnummer größer sei als die jetzige. „Ich bin mitgegangen.“ „Das Scheitern ist okay. Der Wähler hat entschieden, keine kleineren Parteien in Berlin haben zu wollen.“ Die Freien Wähler hätten nicht laut genug vermitteln können, wie wichtig die Vertretung der Regionen im Bundestag sei. Es gelte jetzt, den Wählerwillen zu akzeptieren und damit klarzukommen. „Die Freien Wähler haben weiterhin einen Auftrag in Bayern.“ Jetzt wolle man auf den Vorschlag von Fabian Mehring hin analysieren, wo die Partei grundsätzlich stehe. Bei der Bekanntgabe, dass Christian Wilhelm ihr als Landrat nachfolgen könnte, habe man immer in Konjunktiv gesprochen. Nach mehreren Presseanfragen hätten die Freien Wähler klargestellt, wen sie nominieren würden, falls Baier-Müller in den Bundestag kommen sollte. Vor der Wahl im nächsten Jahr werde es innerhalb der Partei eine Abstimmung geben, wer antrete. Zu dem oft geäußerten Gerücht, manche hätten sie von der Position der Landrätin „wegloben“ wollen, sagt sie: „Das Wegloben hat nicht funktioniert.“ Im Gegenteil: Leute hätten ihr gesagt, sie nicht wählen zu wollen, um sie hier zu behalten. Es werde zu wenig über ihre Erfolge und über die vier Krisen, die sie zu bewältigen gehabt habe, in den Medien berichtet. Baier-Müller freut sich über den Erfolg von Mechthilde Wittmann, mit ihr habe der Wahlkreis in Berlin eine Vertreterin der konservativen Mitte, zu der sie sich auch zähle.

Marc Wenz bezeichnet sein Ergebnis in einer Pressemitteilung als „großartig“. Er habe die Gelegenheit gehabt zu lernen und zu wachsen und deutet an, auch zukünftig bei Wahlen anzutreten. „Ich will die alten Zöpfe abschneiden und weiter daran arbeiten, dass unser Land nicht den Parteien gehört, die um jeden Preis ihre Macht erhalten wollen, sondern von Menschen regiert wird, die ausschließlich im Interesse des Volkes handeln.“

„Ein Mandat ist immer auf Zeit und man muss loslassen können“, sagt Stephan Thomae. Er blicke mit Wehmut und Trauer auf die drei Wahlperioden zurück, in denen er seine Heimatregion „mit großer Ernsthaftigkeit und Freude“ habe vertreten dürfen. Viele Anliegen aus dem Allgäu habe er erfolgreich in den Bundestag gebracht. Die Modernisierung von Bahnhöfen, das Waldgesetz, die Tierschutznovelle, die Nöte der Hotelbetreiber und Gaststätten in der Corona-Zeit, Fördermittel für Umweltmaßnahmen seien einige Beispiele. „Jetzt ist die Zeit gekommen, nach vorne zu blicken und etwas Neues zu beginnen.“ Das Wahlergebnis bedeute nicht das Ende der FDP, die weiterhin im Europarlament, in neun Landtagen und in vielen kommunalen Gremien vertreten ist. Die Partei werde sich personell und inhaltlich neu aufstellen und 2028 in den Landtag und 2029 in den Bundestag zurückkehren. Die örtlichen Kreisverbände seien vom Wahlausgang auch betroffen, aber zeigten weiterhin viel Tatendrang. Sie seien personell gut und generationsübergreifend sowie finanziell solide aufgestellt.

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