Gehaltscheck: So stehen Sie im Vergleich zu ihrer Altersgruppe da
Wer wissen will, wieviel er wirklich im Vergleich zu seinen Nachbarn, ehemaligen Klassenkameraden und dem Rest Deutschlands verdient, findet die Antwort in den Einkommensdaten des Statistischen Bundesamts. Im Gegensatz zu vielen anderen Angaben verwenden diese den Median aller Menschen in Deutschland:
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- Die hier genannten Werte vergleichen Ihr Einkommen mit allen anderen Menschen in Deutschland ab 16 Jahren.
- Oft nennen Statistiken nur Werte von Vollzeitverdienern, weil diese verschiedene Berufe und Jahre leichter vergleichbar machen. Sie liegen daher deutlich höher als die hier genannten Werte.
- Die meisten Werte schließen Rentner und Arbeitslose aus.
- Andere Statistiken geben meist das Durchschnittseinkommen an. Dieses wird durch einzelne Ausreißer wie extrem gut Verdienende verzerrt.
- Diese Statistik nennt den Median – also den Wert, bei dem die Hälfte der Menschen mehr und die andere Hälfte weniger verdient. Im Gegensatz zum Durchschnitt verzerren Ausnahmen mit extrem hohen Einkommen den Median kaum.
- Gleichzeitig bezieht diese Statistik auch staatliche Leistungen wie Kindergeld und Rente ein. Dadurch macht sie unter anderem Angestelle und Rentner vergleichbar.
- Zur Einordnung: Das durchschnittliche Bruttogehalt deutscher Vollzeitbeschäftigter beträgt rund 52.000 Euro im Jahr. Wer angesichts dieses Wertes meint, zu wenig zu verdienen: Der Median Ihrer Gruppe liegt wohl deutlich niedriger.
- Der Median ist wichtig, denn wenn eine Person mehr verdient, verdienen Sie mehr als die Hälfte aller Menschen in Deutschland. Das sichert sie finanziell ab: Sie kann sich die meisten Dinge leisten.
- Gleiches gilt, wenn Sie über dem Median Ihrer Altersgruppe liegen: Für Berufseinsteiger und Auszubildende gelten beim Gehalt andere Maßstäbe als für die Haupterwerbsphase zwischen 25 und 65 Jahren. In jedem Alter werden aber die, die über dem Median verdienen, finanziell verhältnismäßig sicher leben.
Sieben Punkte erklären, wie Sie Ihr Einkommen einordnen:
1. Wichtigstes Einkommenskriterium: Das Alter
Wer mit 30 oder 40 Jahren weniger als 39.000 Euro verdient, liegt unter dem Median. Bei Berufseinsteigern zählt er oder sie zu den Gutverdienern.
Die Statistik zeigt: Wer in Deutschland Vollzeit arbeitet, steht im Vergleich zur Gesamtbevölkerung finanziell meist gut da.
2. Auf die Einzelperson gerechnet: So viel Netto brauchen Sie
Besonders wichtig für den Alltag ist das sogenannte Nettoäquivalenzeinkommen. Es rechnet die Nettoeinkommen der Verdienenden eines Haushalts auf alle Beteiligten um. Mit ihm ermitteln Sie genau, wo Sie im Verhältnis zum Rest von Deutschland stehen.
Ein Beispiel:
- Eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren hat jedes Jahr 54.000 Euro Netto zur Verfügung.
- Die Statistik berechnet den Hauptverdiener mit einem Faktor von eins, alle anderen Haushaltsmitglieder ab 14 Jahren mit 0,5 und alle unter 14 Jahren mit 0,3. Macht für diese Familie insgesamt also 2,1. Dann teilt sie das verfügbare Einkommen durch diesen Wert. 54.000 Euro / 2,1 = 25.714 Euro.
- Diese Familie hat also ein Nettoäquivalenzeinkommen von 25.714 Euro.
- Das heißt, ihre Mitglieder können sich ähnlich viel leisten wie eine alleinstehende Person mit 25.714 Euro Netto (2143 Euro im Monat).
So erkennen Sie, wo sie stehen:
- Ermitteln Sie Ihr verfügbares Einkommen: Rechnen Sie die Nettoverdienste, staatlichen Zahlungen und sonstigen Leistungen aller Haushaltsmitglieder zusammen.
- Errechnen Sie Ihren Teilfaktor: Eins für den Hauptverdiener plus 0,5 für jedes weitere Haushaltsmitglied ab 14 Jahren plus 0,3 für alle Haushaltsmitglieder unter 14 Jahren.
- Teilen Sie Ihr verfügbares Haushaltseinkommen durch den Teilfaktor.
- Vergleichen Sie das Ergebnis mit folgender Tabelle:
3. Die Haushaltsgröße macht einen Unterschied
Haushalte mit mehr Erwachsenen haben gemessen am Nettoäquivalenzeinkommen deutlich mehr Geld zur Verfügung:
- Ein Erwachsener: mit Kind(ern) 21.000 Euro Nettoäquivalenzeinkommen im Jahr, ohne Kind 23.000 Euro im Jahr.
- Zwei Erwachsene: mit Kindern 29.000 Euro im Jahr, ohne Kind 30.000 Euro im Jahr.
- Drei Erwachsene: mit Kind 28.000 Euro im Jahr, ohne Kind 34.000 Euro im Jahr.
Für Ein-Personen-Haushalte ist es also durchaus normal, weniger Netto zu haben als Mehrpersonen-Haushalte.
4. Lücke zwischen Männern und Frauen wird kleiner
Männer verdienen im Schnitt 345 Euro brutto mehr pro Monat als Frauen.
- Dieser sogenannte Gender-Pay-Gap ist in den vergangenen 15 Jahren gesunken, vor allem zuletzt.
- 2011 betrug er rund eineinhalb mal so viel wie 2024.
- Im Vor-Corona-Jahr 2019 lag er rund ein Drittel höher als 2024.
Dies dürfte auch daran liegen, dass gerade Berufe mit hohem Frauenanteil, etwa in der Alten- und Krankenpflege, zuletzt hohe Gehaltssteigerungen erhielten.
5. Ost oder West: Region entscheidet mit
Auch die Region beeinflusst Ihr Gehalt. In Westdeutschland verdienen Beschäftigte im Schnitt 578 Euro brutto mehr im Monat als im Osten. Besonders hohe Mediangehälter finden sich in Städten mit Industrie- oder Tech-Schwerpunkt:
- Ingolstadt (Audi), Wolfsburg (VW) oder Erlangen (Siemens) liegen deutlich über dem Bundesdurchschnitt.
- Am unteren Ende rangieren Landkreise wie der Saale-Orla-Kreis oder der Erzgebirgskreis.
Wer in einer Gegend mit hohen Einkommen lebt, muss mehr verdienen, um mit seinen Nachbarn mithalten und sich ähnlich viel leisten zu können wie Einwohner von Gegenden mit niedrigeren Einkommen.
6. Bildung zahlt sich aus
Die Qualifikation ist ein weiterer entscheidender Faktor: Wer eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen hat, verdient im Schnitt deutlich mehr. Studium und Weiterbildung können ihren Verdienst also massiv anheben.
7. Mehr als 1750 Euro aus Mieten, Aktien und anderen Vermögen
Im Durchschnitt – für diese Statistik gibt es nur Durchschnittsdaten – verdienten Haushalte im Jahr 2024 rund 1750 Euro aus Vermietung, Verpachtung und Vermögen.
Das entspricht rund 150 Euro im Monat.
Das Statistische Bundesamt (Destatis) schlüsselt diese Daten nicht nach Altersgruppen auf, sondern nach Kindern und Erwachsenen je Haushalt. Auffällig dabei:
- Haushalte aus zwei Erwachsenen ohne Kinder verdienen rund 2400 Euro im Jahr.
- Das ist deutlich mehr als zwei Erwachsene mit Kindern (2050 Euro, also rund 1000 Euro pro Erwachsenem).
- Am wenigsten Einkommen aus Vermögen und Immobilien beziehen Alleinerziehende: nur 700 Euro.
Wer im Monat mehr als 150 Euro Dividenden, Zinsen oder Mieten verdient, steht im Vergleich zum Rest des Landes in jedem Fall recht gut da.
Fazit: Einordnung lohnt sich
Ob jemand im Vergleich zu Nachbarn, Freunden und Familie gut verdient, hängt von vielen Faktoren ab: Alter, Wohnort, Beruf, Geschlecht und Familienstand spielen eine entscheidende Rolle.
Ebenfalls wichtig ist, ob eine Person in Vollzeit oder Teilzeit arbeitet: Vollzeitbeschäftigte verdienen deutlich mehr. Diesen offensichtlichen Hebel klammert dieser Artikel aus, weil Teilzeitangestellte, denen das Geld knapp wird, wohl ohnehin wissen, durch mehr Arbeit mehr verdienen zu können. Entscheiden sie sich dennoch dagegen, tun sie dies entweder aus guten Gründen wie Kindererziehung oder Pflege oder es bringt wenig, ihnen zu sagen, was sie ohnehin wissen.
Die Zahlen zeigen aber: Vermögenserträge und Bildung liefern zentrale Stellschrauben, auch bei gleicher Arbeitszeit mehr zu verdienen. Weiterbildungen steigern den Verdienst. Wer gut verdient und klug investiert, kann langfristig zu den oberen zehn Prozent aufsteigen – und das unabhängig vom Geburtsjahr.