Arbeiten im Rentenalter - Rentner (74) arbeitet in Teilzeit und ärgert sich über Steuern

Der 74-jährige Rudolf Willwert ist Baumaschinenführer in Föhren. Obwohl er eigentlich schon in Rente sein könnte, arbeitet der Rentner rund 30 Stunden pro Woche, wie der SWR berichtet.

Rentner fordert Erhöhung des Steuerfreibetrags

Statt sich zur Ruhe zu setzen, bleibt der Baumaschinenführer lieber bei seinem Arbeitgeber aktiv. Weiter arbeiten möchte er aus persönlicher Motivation. „Ich bin keiner, der sich irgendwo hinsetzt, ich muss immer was zu tun haben", sagt er gegenüber dem SWR. Auch in der Freizeit ist er aktiv und fährt Rennrad.

Mit seiner hohen Arbeitsstundenzahl übertrifft der 74-Jährige die monatliche Steuerfreigrenze von 538 Euro deutlich, weshalb er Steuern auf sein zusätzliches Einkommen zahlen muss. Um die freiwillige Erwerbstätigkeit trotz Rentenalters zu belohnen, fordert er eine Anhebung des Freibetrags auf 1000 Euro. 

Rentner sind heute unverzichtbar für Unternehmen

Dies könnte viele Rentner motivieren, weiter zu arbeiten, betont Willwert gegenüber dem SWR. Sein Kollege teilt diese Meinung. Er ist als Minijobber tätig ist und würde jedoch gerne mehr arbeiten. Finanziell würde sich dies aber nicht lohnen: „Solange der Staat so gut zugreift, sehe ich da gar keinen Sinn drin. Steuern habe ich in meinem Leben genug bezahlt“

Sein Arbeitgeber sei auf die freiwilligen Rentner sogar angewiesen. Mittlerweile sind 50 der 320 Mitarbeiter bereits im Rentenalter. Die demografische Entwicklung verschärft das Problem in der deutschen Wirtschaft. Unternehmen sind daher meistens dankbar für jeden älteren Mitarbeiter wie Willwert, der weiterarbeiten möchte: „So lange ich noch Spaß dran habe, will ich es schon noch machen.“

Deutlicher Anstieg der Zahl der Rentner bis 2035

Laut Berichten des Statistischen Bundesamts (Destatis) wird die Zahl der Menschen im Rentenalter bis 2035 um etwa vier Millionen auf über 20 Millionen ansteigen. 2021 lag die Zahl noch bei 16,4 Millionen. Zudem wird auch die Gruppe der über 80-Jährigen wachsen, jedoch in anderem zeitlichen Verlauf. 

Die Entwicklung hat signifikante Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme. Die gesetzliche Rentenversicherung arbeitet im Umlageverfahren, bei dem aktuelle Rentenzahlungen durch die Beiträge der Berufstätigen finanziert werden. Aufgrund der alternden deutschen Gesellschaft müssen jedoch immer weniger Beitragszahler für die wachsende Zahl an Rentnern aufkommen.

Die CDU möchte deswegen Rentner, die freiwillig weiter arbeiten wollen, mit einer sogenannten "Aktiv-Rente" belohnen. Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht hat und weiterarbeiten möchte, kann dies bis zu einer bestimmten Grenze steuerfrei tun. Details zur Einkommensgrenze sind jedoch noch unklar.  

Höhere Renten ab 2025

Ab dem 1. Juli 2025 erhalten rund 22 Millionen Rentner in Deutschland 3,51 Prozent mehr Geld. Ein Rentner mit einer monatlichen Rente von 1000 Euro wird somit 35,10 Euro mehr pro Monat erhalten. Dabei handelt es sich jedoch um Bruttobeträge vor Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen sowie eventuellen Steuern. Rentenbezieher müssen keine zusätzlichen Schritte unternehmen, da die Erhöhung automatisch erfolgt.

Diese Erhöhung könnte jedoch auch steuerliche Auswirkungen haben. Überschreitet die Jahresrente eines Rentners nach Abzug des individuellen Rentenfreibetrags und steuermindernder Aufwendungen den Grundfreibetrag, ist eine Steuererklärung erforderlich. Der aktuelle Grundfreibetrag von 11.604 Euro soll auf 12.084 Euro angehoben werden. Dies bedeutet, dass Renten ab 1007 Euro pro Monat steuerpflichtig sein könnten. Der genaue Grundfreibetrag für 2025 steht jedoch noch nicht fest.

Kampf gegen Armut: Wie Rentner Jan und Monika ihren Alltag meistern

Es gibt auch Rentner, die arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen. Jan (78) und Monika (82) kämpfen mit ihrer kleinen Rente, aber sie nutzen verschiedene Wege, um sich zu unterstützen und zu engagieren. Jan verkauft Zeitungen und steht regelmäßig auf der Straße und bittet um Spenden. 

Für seine Wohnung bekommt er nur etwa 300 Euro plus Nebenkosten und hat deshalb Schwierigkeiten, neue Kleidung oder Medikamente zu finanzieren. Nach verschiedenen Gelegenheitsjobs und zehn Jahren auf der Straße hat er schließlich eine kleine Wohnung gefunden.

Monika hingegen engagiert sich trotz ihrer geringen finanziellen Mittel ehrenamtlich. Sie lebt von einer Rente, von der ihr nach der Miete 700 bis 800 Euro bleiben. Monika, eine ehemalige kaufmännische Angestellte, sagt: „Ich möchte der Gesellschaft einen Dienst erweisen“ und fügt hinzu, dass sie ihre ehrenamtliche Arbeit fortsetzen möchte, solange sie kann.