Großkonzerne an deutscher Grenze beugen sich Trump-Druck – stehen tausende Stellen auf dem Spiel?
Die Pharmariesen Novartis und Roche beugen sich dem Druck von Donald Trump und wollen große Teile der Produktion in die USA verlagern. Stehen jetzt tausende Stellen auf dem Spiel?
Basel – In der aktuellen Weltlage hat es auch die Pharmaindustrie schwer. Ein internationaler Pharmariese hat jüngst beispielsweise angekündigt, an deutschen Standorten massiv Stellen streichen zu wollen. Besonders schwer haben es aktuell aber die Konzerne im Nachbarland Schweiz, da US-Präsident Donald Trump auf Einfuhren in die USA ganze 39 Prozent an Zollabgaben verhängt hat. Wie die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) berichtet, beugen sich die beiden Großkonzerne Novartis und Roche diesem Druck und wollen einen Großteil ihrer Medikamente künftig in den USA produzieren.

Roche und Novartis gehören zu den größten Pharmakonzernen der Welt und haben beide ihren Hauptsitz in Basel, an der Grenze zu Baden-Württemberg und damit zu Deutschland. Roche hat zudem seinen Deutschlandsitz in Grenzach-Whylen (Kreis Lörrach, Baden-Württemberg) und Novartis seinen in Nürnberg (Bayern). Der nun eingeschlagene Weg könnte demnach sowohl in der Schweiz, als auch in Deutschland massiv Arbeitsplätze kosten, da die Konzerne den US-Markt als generellen Fokus festgelegt haben. Ein japanischer Pharmakonzern hat dagegen jüngst angekündigt, seinen bisherigen Deutschlandsitz aufgeben zu wollen.
Roche und Novartis expandieren in die USA – bestreiten aber Folgen für Schweiz und Europa
Dass europäische Unternehmen ihre Produktion zunehmend in den Vereinigten Staaten ansiedeln, ist das konkrete Ziel der Zollpolitik von Donald Trump. Mit Boehringer Ingelheim hat auch bereits Deutschlands größter Pharmakonzern auf die Preisforderungen aus dem Weißen Haus reagiert. Der NZZ zufolge haben die Schweizer Schwergewichte noch deutlich größere Pläne; demnach will Roche in den USA zum Nettoexporteur werden und investiert 50 Milliarden Dollar in den Ausbau der dortigen Produktion, und auch der Konkurrent Novartis will künftig 100 Prozent der wichtigsten Medikamente in den Vereinigten Staaten produzieren.
Name | Roche Holding AG | Novartis AG |
Gründung | 1896 | 1996 |
Sitz | Basel, Kanton Basel-Stadt, Schweiz | Basel, Kanton Basel-Stadt, Schweiz |
Branche | Pharmazie | Pharmazie, Biotechnologie |
Deutschlandsitz | Grenzach-Whylen, Baden-Württemberg | Nürnberg, Bayern |
Mitarbeiter | 103.249 (2024) | 76.057 (2024) |
Umsatz | 60,5 Milliarden Schweizer Franken | 40,6 Milliarden Schweizer Franken (2024) |
Wenn die beiden Großkonzerne künftig verstärkt in den USA produzieren, geht der direkte Handel zwischen der Schweiz und den Vereinigten Staaten wie von Trump gewünscht folglich merklich zurück. Gerade in der Region Basel, die eben direkt an den südbadischen Teil Baden-Württembergs grenzt, ist die Pharmaindustrie der wichtigste Wachstums- und Wohlstandsmotor. Novartis erklärte auf NZZ-Anfrage allerdings, dass die Investitionen in den USA „keinen Einfluss auf Produktionsstätten außerhalb Amerikas“ haben, und auch von Roche heißt es, man sehe „keine Auswirkungen auf die Mitarbeitenden in der Schweiz und in anderen Ländern“.
Roche beschäftigt in Deutschland rund 18.000 Menschen, Novartis etwa 2.600
Wenn die beiden Schweizer Pharmariesen ihre Ankündigungen tatsächlich in die Tat umsetzen, bleiben dennoch wichtige Geschäftsfelder an den anderen Standorten erhalten. In Deutschland beschäftigt Roche beispielsweise mehr als 18.000 Menschen, darunter rund 8.000 am Standort Mannheim (Baden-Württemberg), von wo aus die Zulassung und Überwachung sowie das Marketing und der Vertrieb von Medikamenten in Deutschland gesteuert werden. Novartis beschäftigt in der Bundesrepublik mit rund 2.600 Menschen deutlich weniger Personal.
Weil es dennoch die Sorge vor einem Downgrade der Schweizer Wirtschaft durch die Produktionsverlagerung gibt, hat Roche die Beteuerung, dass die Investitionen in den USA – zumindest zum aktuellen Zeitpunkt – keine Auswirkungen auf die Mitarbeiter in Europa haben wird, gegenüber der Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA erneuert. „Wir haben Milliarden von Schweizer Franken in unsere Aktivitäten in der Schweiz und Europa investiert und werden dies auch weiterhin tun“, hieß es aus Basel. Roche hatte bereits im April angekündigt, in den USA rund 12.000 neue Arbeitsplätze schaffen zu wollen.