Trumps Zölle gefährden deutsche Arbeitnehmer – in nur einem Jahr 90.000 Stellen betroffen

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Die USA wollen hohe Zölle auf EU-Produkte verhängen. Das kann tausende Arbeitsplätze kosten. Andrea Nahles spricht eine Warnung aus.

Berlin – Deutschland und die EU ringen mit den Folgen der erratischen Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. Wie die Bundesbank Anfang Juni mitteilte, steuert Deutschland das dritte Jahr in Folge auf ein Jahr ohne Wirtschaftswachstum zu. Zwar ist die Rezession vorüber, aber nun steht Stagnation bevor. Die US-Zölle sind dabei nur einer von mehreren Faktoren, die das Wirtschaftswachstum dämpfen. Die Industrie zeigt sich vergleichsweise widerstandsfähig. Erst im April war der Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe leicht gegenüber dem März gestiegen. Allerdings sind jetzt Tausende Arbeitsplätze in Gefahr.

US-Zölle bedrohen Deutschlands Arbeitsmarkt – „das schadet uns massiv“

Andrea Nahles, aktuell die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, sieht durch die Trump-Zölle eine massive Bedrohung auf deutsche Arbeitsplätze zukommen. „Die erratische Handelspolitik der USA belastet den deutschen Arbeitsmarkt“, erklärte sie in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ). Die Strafzölle von US-Präsident Trump sollen Deutschland innerhalb eines Jahres rund 90.000 Jobs kosten.

US-Präsident Donald Trump in Washington, D.C.
US-Präsident Donald Trump in Washington, D.C. (Symbolfoto). © IMAGO / MediaPunch

Zu dem Schluss kam Nahles auf Basis einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und weiteren Instituten. Diese hatte genaue Auswirkungen eines Zollsatzes von 25 Prozent auf deutsche Produkte untersucht. „Das Problem ist dieser Mangel an Planbarkeit, das schadet uns massiv“ kritisierte Nahles. Unternehmen seien so nicht vollumfänglich in der Lage, Investitionen zu tätigen, Personal einzustellen und es dann auszubilden.

Auf die Frage hin, welcher Sektor der deutschen Wirtschaft besonders beeinträchtigt werde, nannte Nahles die Industrie. „Besonders“ hob sie dabei die Automobilindustrie und die Zuliefererbetriebe hervor.

50 Prozent auf Aluminium und Stahl – so sehen die US-Zölle aus

Der Grund: Diesen Sektor treffen die Trump-Zölle besonders. Erst vor ein paar Tagen drohte Trump, die bereits hohen (25 Prozent) Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumprodukte auf 50 Prozent zu verdoppeln. Darüber hinaus gilt ein Basis-Zollsatz von zehn Prozent auf so gut wie alle anderen Produkte – diese zehn Prozent könnten aber im Juli auf 20 Prozent steigen, wenn Trump seine Drohungen wahr macht.

Aber es kann auch schlimmer kommen. Aus den zehn Prozent „reziproker“ Zölle können 50 Prozent werden, falls die Europäische Union es nicht schafft, Trump zu einem Deal zu überreden. Das würde die Preise von deutschen BMW-Autos über italienisches Olivenöl bis hin zu französischen Luxushandtaschen deutlich erhöhen.

Die Deadline für die Verhandlungen ist aktuell der 9. Juli. Bis dahin bespricht sich die Europäische Union noch. Vonseiten der EU wiederum gibt es bereits Gegenmaßnahmen, die unter anderem eine Erhöhung der Zölle auf US-Stahlimporte von 25 auf 50 Prozent vorsehen. Als „Zeichen guten Willens“ hat die EU diese Gegenmaßnahmen Mitte April 2025 pausiert, behält sich jedoch vor, sie wieder einzusetzen, falls die US-Zölle ebenfalls steigen.

Optimismus trotz US-Zölle – Sofortprogramm der Bundesregierung muss helfen

Nahles sieht jedoch auch Gründe für Optimismus: Zum Beispiel verzeichnete Deutschland im Mai mehr Stellenanmeldungen als Entlassungsankündigungen. Das ist laut Nahles ein gutes Signal. Das Arbeitskräftebarometer sei zum zweiten Mal in Folge gestiegen.

Weiter verwies sie an das angekündigte Sofortprogramm der Regierung unter Friedrich Merz (CDU). Unter anderem geht es dabei um Steuererleichterungen und Abschreibungsmöglichkeiten. „Die Arbeiten dazu sind bereits angelaufen. Und wir wollen versuchen, das auch vor dem Sommer noch in den Bundesrat einzubringen“, sagte Merz dazu in den Tagesthemen.

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