„America First“ - Urlaub, Gas, Netflix, Jeans – was der Trump-Sieg für deutsche Haushalte bedeutet
Donald Trump verspricht mehr Jobs, Wirtschaftswachstum und Wohlstand für die USA. Doch Ökonomen und Wirtschaftsexperten warnen: Für Europa könnten nun unruhige Zeiten und steigende Kosten bevorstehen. FOCUS online sagt, welche Folgen die US-Wahl auch für deutsche Haushalte haben könnte.
Urlaub: Muss ich auf meinen USA-Trip verzichten?
Nein. Die USA bleiben ein sicheres Land für deutsche Urlauber. Trump will aber die Grenzen der USA besser kontrollieren, dafür auch mehr Personal einstellen. In seinen Reden spricht er meist nur von der „Grenze“. Er will die Kontrollen verstärken und auch überprüfen, ob die Einreisenden auch wieder ausreisen. Das würde aber nicht nur die Grenze zwischen Mexiko und den USA betreffen. Urlauber sollten sich darauf einstellen, dass die Reise in die USA komplizierter werden könnte. Mehr Formulare, mehr Daten und auch längere Wartezeiten bei der Einreise.
Auch der US-Dollar könnte gegenüber dem Euro an Stärke gewinnen. Das könnte den Urlaub für Euro-Bürger teurer machen.
Gas-Haushalte müssen sich warm anziehen
Im Jahr 2021 stammten noch 45 Prozent der gesamten Gasimporte der EU aus Russland. Infolge des Ukraine-Konflikts und der Verschärfung der Sanktionen gegen Russland sank dieser Anteil bis 2023 auf nur noch 14,8 Prozent (davon 8,7 Prozent Pipelinegas und 6,1 Prozent LNG).
Aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten versuchte die EU, ihre Abhängigkeit von russischem Gas rasch zu reduzieren, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Im Rahmen dieser Diversifizierungsstrategie suchte Europa nach neuen Gaslieferanten und schloss Abkommen mit Ländern wie Norwegen, Katar und vor allem den USA.
Auf seiner Wahlparty sprach Donald Trump enthusiastisch von einem „Goldzeitalter für die USA“ und betonte dabei die Bedeutung der amerikanischen Rohstoffe. Etwa drei Minuten seiner Redezeit widmete er dem Thema. Nicht ohne Grund!
Deutschland und Europa sind bei der Versorgung mit Flüssiggas (LNG) auf die USA angewiesen. Als Geschäftsmann weiß Trump: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Die energiepolitische Abhängigkeit Europas von den USA könnte angesichts der geopolitischen Spannungen und der laufenden Energiewende teuer werden. Auf der Wahlparty sagte Trump: „Wir haben die besten Ressourcen der Welt und die Welt will sie“.
Fakt ist: Die USA liefern fast die Hälfte des nach Europa importierten Flüssiggases (LNG) und haben ihre Exporte im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gesteigert. Die USA haben sich in den letzten Jahren zum weltweit größten LNG-Exporteur entwickelt - und werden diese Position nach aktuellen Prognosen auch in den kommenden Jahren verteidigen.
„America First“ mischt Märkte auf
Trumps „America First“-Agenda hat bereits in seiner vorherigen Amtszeit die Märkte durcheinandergewirbelt. Ein starker Dollar verteuert Importe und macht deutsche Produkte in den USA teurer. Gleichzeitig hat Donald Trump angekündigt, im Falle seiner Wiederwahl umfassende Importzölle zu erheben. Geplant sind generelle Zölle von zehn bis 20 Prozent auf fast alle Importgüter und bis zu 60 Prozent auf Produkte aus China.
Ziel dieser Maßnahmen: Stärkung der US-Produktion und Reduzierung des Handelsbilanzdefizits. Für Deutschland und die Europäische Union könnten solche Zölle weitreichende wirtschaftliche Folgen haben. Deutsche Unternehmen müssten Fabriken in den USA eröffnen, um dort günstiger produzieren zu können. Der Standort Deutschland würde dadurch weniger lukrativ. Besonders betroffen wären exportorientierte Branchen wie die Automobilindustrie und der Maschinenbau. Ökonomen warnen bereits vor möglichen Einbußen beim Bruttoinlandsprodukt und dem Verlust von Arbeitsplätzen.
Deutsche Verbraucher müssen sich wegen der Zollerhöhungen auf höhere Preise für US-Produkte einstellen. Dazu gehören Whiskey, Jeans, Elektronik und beliebte Marken wie KitchenAid, Yankee Candle, North Face oder Wilson-Rasierer.
Auch Netflix wäre betroffen
Donald Trumps protektionistische Handelspolitik verfolgt das Ziel, die US-Wirtschaft durch Maßnahmen wie höhere Importzölle und Handelsbarrieren zu stärken und zu schützen. Obwohl diese Politik in erster Linie darauf abzielt, die heimische Industrie zu schützen und zu fördern, könnten auch US-Technologieunternehmen wie Netflix davon betroffen sein.
Trump kritisierte bei Wahlkampfveranstaltungen und auch in Interviews mit dem Sender FOX News, dass viele der erfolgreichsten Netflix-Produktionen der letzten Jahre aus dem Ausland stammten, wie etwa „Squid Game“ (Südkorea) und „House of Money“ (Spanien). Dies könnte dazu führen, dass Trump die Streaming-Dienste verstärkt dazu ermutigt (oder auffordert), mehr Produktionen ausschließlich in den USA zu drehen und damit den Fokus auf heimische Inhalte zu legen.