Naturkosmetik-Hersteller - Weleda will Trump-Zölle umgehen und prüft Produktion in USA
Der Naturkosmetikhersteller Weleda aus der Schweiz will angesichts der angedrohten US-Zölle auf europäische Produkte womöglich auch eine Produktion in den USA aufbauen. „Wir prüfen das seit einigen Wochen“, sagt Weleda-Chefin Tina Müller. Es geht unter anderem darum, ob bei einem eventuellen Einstieg in den USA nur dort abgefüllt oder dort auch komplett produziert werden soll.
Trump will weitere Handelsbeschränkungen verkünden
Der neue US-Präsident Donald Trump hat jüngst 25-prozentige Importzölle auf Autos und Autoteile verordnet. Sie gelten ab heute (2. April) für alle entsprechenden Einfuhren in die USA.
Die Märkte gehen davon aus, dass Trump noch weitere Produktklassen mit Strafzöllen belasten wird. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nannte Pharmaprodukte. Trump hat den 2. April als „Tag der Befreiung“ („Liberation Day“) ausgerufen. Für 22.00 Uhr plant er einen Presseauftritt. Bei der Gelegenheit dürfte Trump weitere Handelsbeschränkungen verkünden.
Weleda betreibt schon einen Tiktok-Shop
Weleda mit einem großen Standort in Schwäbisch-Gmünd rund 50 Kilometer östlich von Stuttgart blickt auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück und hat einen neuen Schwerpunkt auf eine jüngere Zielgruppe gelegt.
Weleda sei etwa beim Start von Tiktok-Shop in Deutschland von Anfang an dabei, sagt Müller. Die Funktion ermöglicht Einkaufen direkt in der App.
Deutscher Standort Schwäbisch Gmünd soll profitieren
Weil die Weleda-Geschäfte gut laufen, will das Unternehmen „perspektivisch“ mehr Leute einstellen. Das betrifft auch Deutschland: „Natürlich wird auch in Schwäbisch-Gemünd aufgestockt“, sagt Müller. Dort war im September ein neues Logistikzentrum eingeweiht worden. Ende 2024 arbeiteten dort rund 930 Menschen, insgesamt hat das Unternehmen gut 2200 Beschäftigte.
Bei den Augenprodukten (plus 32 Prozent Umsatz) werde in Schwäbisch Gmünd in mehreren Schichten gearbeitet. Die Kundschaft wachse, weil viele Menschen durch intensive Bildschirmnutzung trockene Augen bekämen, sagte Müller. Bei anderen Produktlinien sei dort noch Luft nach oben.

Weleda erzielt weltweit 456 Millionen Euro Umsatz und hat Gewinn verdoppelt
Nach schwierigen Jahren ist Weleda unter der ehemaligen Chefin der Parfümeriekette Douglas auf starkem Wachstumskurs: In Asien, den USA, Ost- und Südeuropa sowie Benelux stieg der Umsatz 2024 im Jahresvergleich zweistellig, in Deutschland um 6,2 Prozent. Weltweit waren es plus 8,3 Prozent auf 456,2 Millionen Euro Umsatz - so viel wie nie in der Unternehmensgeschichte, die 1921 begann.
Der Gewinn vor Steuern und Abgaben (Ebit) hat sich auf 28,3 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Müller sieht sich auf gutem Weg, ihr Ziel zu erreichen, den Umsatz bis 2030 zu verdoppeln.
Die Weleda-Aktie ist nicht börsennotiert, die ISIN lautet CH0004960180. Aktuell kostet eine Aktie 4400,00 Schweizer Franken (rund 4640 Euro). Zirka 40 Prozent des Kapitals und 80 Prozent der Stimmrechte der Weleda AG befinden sich im Besitz zweier Großaktionäre
- die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft (AAG, Dornach, Schweiz)
- die Klinik Arlesheim (KA, Arlesheim, Schweiz)
Prinzessin und Influencerinnen helfen Weleda-Umsatz zu steigern
Weleda bringt mit der schwedischen Prinzessin Madeleine im Herbst eine Pflegeprodukte-Linie für Babys, Kinder und Teenager heraus. Auf der Kurzvideo-App Tiktok werden diese wie andere Weleda-Produkte mit Influencerinnen ab 18 Jahren beworben. „Mittel- und langfristig wird Tiktok der prägendste Beauty-Kanal“, glaubt Müller. Dort will sie die Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2010) und die nachfolgende Generation Alpha erreichen.
Hauptsitz von Weleda ist Arlesheim im Schweizer Kanton Basel-Landschaft. Dort unterhält das Unternehmen einen Showgarten, ähnlich einem botanischen Garten, mit mehr als 450 Arten.
(mit dpa)