BVB-Kapitän bei der Klub-WM: Brandt macht ehrliches Geständnis

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Julian Brandt führt den BVB bei der FIFA Klub-WM in den USA als Kapitän an. Er zieht die Lehren aus einer persönlich schweren Saison.

Dortmund/Fort Lauderdale – Wenn Borussia Dortmund bei der FIFA Klub-WM am Dienstagabend deutscher Zeit gegen Fluminense ins Turnier einsteigt (18 Uhr, alle TV-Infos), dürfte Julian Brandt das Team aufs Feld führen. Der Mittelfeldmann ersetzt den verletzten Kapitän Emre Can, sein Startelf-Mandat scheint sicher.

Ein Jahr ist es her, dass Brandt beim BVB mit mehr Verantwortung betraut wurde. Der Nationalspieler bekam die prestigeträchtige Rückennummer 10, wurde bei einer Asien-Reise des Klubs zum Marketingzugpferd bestimmt und stieg zum Vizekapitän auf. In den folgenden Monaten war ein Brandt zu erleben, der mit dieser Rolle fremdelte.

Nun spricht der dienstälteste BVB-Profi in einer Medienrunde offen über seinen Kampf mit der Führungsrolle – und gesteht einen gravierenden Fehler ein. Den kurzen Urlaub vor der Reise in die USA zur Klub-WM hat Brandt genutzt, um zu reflektieren. Die Erkenntnisse, zu denen er dabei gekommen ist, sind bemerkenswert ehrlich.

Brandt entspricht nicht Führungsideal: „Muss kratzen, beißen, laut sein“

Brandt beschreibt das deutsche Führungsideal präzise: „Ich glaube, dass wir gerade in Deutschland von einem Führungsspieler ein ganz klares Bild haben. Er muss wie eine Eins im Wind stehen, muss kratzen, beißen, muss laut sein, breite Schulter haben, muss auch mal einen umwichsen“, zitieren die Ruhr Nachrichten den Blondschopf.

Das Problem: All das ist Julian Brandt nicht. Und das weiß er auch. Trotzdem versuchte er, diesem Bild zu entsprechen – mit negativen Folgen für Leistung und Wohlbefinden des Dortmunder Kreativspielers.

Brandts ehrliches Geständnis: „Hat mir mehr geschadet“

„Ich habe es versucht“, gibt Brandt zu. „Am Ende muss ich aber sagen, es hat mir mehr geschadet, als dass es mir gutgetan hat.“

Brandt war zu verkopft, ging mit sich selbst hart ins Gericht, sagt er heute. Der Versuch, ein anderer zu sein, als er wirklich ist, kostete ihn Energie und Selbstvertrauen – beides dringend benötigte Ressourcen in einer ohnehin schwierigen Saison.

„Ich bin nicht der, der den Sabitzer, den Groß und anschließend den Can auf dem Platz anscheißt“, erklärt Brandt seinen neuen Ansatz. „Aber ich habe einen sehr, sehr guten Draht zu allen aus der Mannschaft, von jung bis alt, von Neuzugängen bis zu denen, die schon lange im Verein sind.“

Bei der FIFA Klub-WM führt Julian Brandt den BVB-Kader an.
Bei der FIFA Klub-WM führt Julian Brandt den BVB-Kader an. © IMAGO/Laci Perenyi

Brandts neuer Führungsstil: Authentisch statt aufgesetzt

Diese Rückbesinnung soll der Schlüssel zu Brandts Neustart in der Führungsrolle sein. Er will künftig mit Leistung vorangehen, nicht mit großen Tönen oder aufgesetzten Gesten. Authentizität ist das Stichwort.

Die Frage bleibt: Passt dieser Führungsstil zu den Erwartungen der Fans und des Vereins? Brandt ist sich der Diskussion bewusst: „Jetzt kann sich jeder fragen: Passt er überhaupt in die Rolle rein? Das kann man sehen, wie man will.“

BVB-Vertrauen trotz Kritik

Entscheidend ist, dass der BVB hinter seinem Vize-Kapitän steht. „Da hat jetzt keiner gesagt: Zieh das Ding jetzt wieder ab, du passt da nicht rein“, berichtet Brandt.

Bei der Klub-WM ist Brandt sogar als einziger Kapitän dabei, da neben Emre Can auch Nico Schlotterbeck verletzungsbedingt fehlt. Sollte Brandt nicht auf dem Platz stehen, dürfte die Binde an Torhüter Gregor Kobel wandern.

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Brandt über BVB-Saison: „Bin froh, dass sie vorbei ist“

Eines scheint sicher: Julian Brandt hat aus der wohl schwierigsten Saison seiner Karriere die richtigen Schlüsse gezogen. Vielleicht wächst er so mit Verspätung auch in die großen Fußstapfen, die ihm der BVB vorgezeichnet hat.

„Das war eine ganz verrückte Saison für mich, aber auch für die ganze Mannschaft, für den ganzen Verein, weil es einfach so viele verschiedene Themen gab“, so Brandt. Der BVB musste sein Trainer-Experiment mit Nuri Şahin für gescheitert erklären, Nachfolger Niko Kovač bekam erst spät die Kurve. Zudem gelangten wiederholt Interna aus der Führungsetage an die Öffentlichkeit.

„Ich bin einfach nur froh, dass diese Saison vorbei ist“, gibt der 29-Jährige unumwunden zu. Die FIFA Klub-WM gehört für Brandt wohl schon zur neuen Runde. Schließlich soll sie auch einen Neustart für seine Führungsaufgaben liefern.

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