Stadtbild-Streit: Warum wir Frauen über Ängste reden müssen, ohne uns zu schämen

Die Folgen unkontrollierter Migration haben Deutschland ein Sicherheitsproblem beschert. Das ist keine rechtsextreme Rhetorik, sondern Fakt - belegt durch Polizeistatistiken. Seit der Stadtbild-Debatte treiben mich immer wieder dieselben Fragen um: 

Bin ich rassistisch, wenn ich nachts aus Selbstschutz nicht mehr allein U-Bahn fahre? Bin ich rassistisch, wenn mir nach Einbruch der Dunkelheit das Herz auf dem Weg von der Haltestelle zu meiner Wohnung bis zum Hals schlägt? Bin ich rassistisch, wenn ich lieber mitten auf der Straße laufe, um nicht ins Gebüsch gezogen werden zu können? Sind diese Gedanken rassistisch oder einfach menschlich? 

Erlebnisse mit einer bestimmten Klientel

Denn sie alle entspringen keinem Vorurteil, sondern einem erschütterten Sicherheitsempfinden. Sie beruhen auf Erlebnissen mit einer bestimmten Klientel, nicht auf Ideologien. Und es ist vermutlich bezeichnend, dass ich schon beim Formulieren dieser Zeilen einen Kloß im Hals spüre. Fast als müsste ich mich für mein Unwohlsein rechtfertigen. 

Ich bin ein liberaler, freiheitsliebender Mensch. Leben und leben lassen. Mir sind Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, Religion, Rang und Name herzlich egal. Vermutlich wie den meisten meiner Mitmenschen auch. 

Es gibt auf der Welt aber Kulturkreise, die eben jene Toleranz nicht in sich tragen. Gesellschaften, in denen Frauen weniger gelten, in denen Respekt und Gleichberechtigung keine Selbstverständlichkeit sind. Wenn dieses Denken - ob durch religiösen Extremismus oder patriarchale Prägung - auf unsere Straßen getragen wird, ist das kein kleines kulturelles Missverständnis. Es ist ein Konflikt der Werte. Und damit habe ich durchaus ein Problem, weil es meine Freiheit beschneidet. 

Die Stadtbild-Debatte ist überfällig

Friedrich Merz hat mit seiner Stadtbild-Aussage eine Debatte losgetreten, die überfällig ist. Vielleicht ein bisschen ungelenk, in seiner ureigenen Kanzlerart. Ich bin ihm trotzdem dankbar dafür. 

Denn viele Frauen schweigen längst. Nicht, weil sie nichts erlebt hätten, sondern weil Ehrlichkeit einen Preis hat. Wer öffentlich ausspricht, was viele im Stillen empfinden, riskiert moralische Ächtung. Schlimmstenfalls sogar im Freundeskreis. Wer will das schon? 

Die Rassistenkeule schwingt wie ein Damoklesschwert über jedem noch so harmlosen Gedanken, sobald er nicht den überhöhten moralischen Ansprüchen der Linken entspricht. Weil nicht ist, was nicht sein darf. 

Und während die selbst ernannten "Töchter gegen Merz" auf die Straße gehen, um sich über den Ausspruch des Kanzlers zu empören, ziehen sich die Töchter, die Merz gut verstehen, schweigend zurück. Leider. Dabei lohnt es sich, die Debatte zu führen. Im Optimalfall ohne Schaum vor dem Mund. 

Wie sich in der Merz-Kritik linker Rassismus offenbart

Wie schwer das der einen oder anderen noch fällt, zeigte die Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge eindrucksvoll. Für sie war Merz' Stadtbild-Äußerung zwingend an die Hautfarbe geknüpft, was vermutlich mehr über sie als über den Kanzler aussagt. "Wie sieht man denn das Problem, außer an der Hautfarbe der Menschen, Herr Merz?"

"An den Pollern vor Weihnachtsmärkten und Stadtfesten", möchte man ihr zurufen. An den Messerverbotszonen in den Städten. An der enormen Polizeipräsenz an Bahnhöfen und bei Veranstaltungen. An völlig überfüllten Notaufnahmen und Bereitschaftspraxen, weil sich dort alle einfinden, die wegen fehlender Sprachkenntnisse keinen regulären Termin beim Hausarzt vereinbaren können. In einzelnen U-Bahnlinien, in denen kaum mehr ein Wort Deutsch gesprochen wird. Auf den Straßen, wo Israel-Flaggen brennen. In Schulen, in denen homosexuelle Lehrer vom Hof gejagt werden. 

Nichts davon hat mit der Hautfarbe zu tun. Alles aber mit unkontrollierter Migration, gescheiterter Integration - und dem Stadtbild. Und ja, am Ende zählen eben auch jene jungen Männer, die sich selbst als Talahons bezeichnen, dazu, die sich abends am Münchner Stachus versammeln und einen belebten Platz im Herzen der Stadt zeitweise zur No-Go-Area für Frauen machen. 

"Töchter gegen Merz" verraten ihre eigenen Werte

Ich freue mich für jede Frau, die diesbezüglich keinerlei einschlägige Erfahrungen machen musste. Ich respektiere, dass sie entsprechende Ängste deshalb nicht nachvollziehen kann. 

Was ich nicht verstehe, ist, dass gegenteilige Erlebnisse als anekdotisch abgetan, als Rassismus gelabelt oder mit Whataboutism konterkariert werden. Als könne es nicht mehrere Probleme zeitgleich geben. 

Das ist nicht nur intolerant und realitätsfern. Es ist empathielos, frauenverachtend und unterdrückend. Kurioserweise genau das Gegenteil jener Werte, die Progressive - wie die "Töchter gegen Merz" - gerne für sich proklamieren. 

Ein Vorschlag zur Güte: Wie wäre es, wenn wir Erlebtes gelten lassen und nicht bagatellisieren, auch wenn es unbequem ist? Wie wäre es, wenn wir den Korridor des Sagbaren verbreitern und nicht jedem liberal-konservativen Politiker einen Hitlerbart verpassen? Wie wäre es, wenn wir Ideologien hinten anstellen, Gefühle aushalten und endlich das Problem lösen? 

Damit wäre übrigens auch denjenigen Zuwanderern geholfen, die unsere Werte gerne leben und unsere Gesellschaft jeden Tag bereichern.