Patzer bei Putins Propagandasender: Russland wird mit Aprilscherz überrascht
Das russische Staats-TV tappte in die Falle eines britischen Magazins: Es übernahm einen Satire-Bericht über den Kauf eines britisches Kriegsschiffs.
Moskau – Ein Bericht des UK Defence Journal vom 1. April beginnt zunächst noch seriös: Wegen der wachsenden Bedrohung durch Russland wolle das britische Verteidigungsministerium ein drittes Kriegsschiff in Auftrag geben – eine Entscheidung, die angesichts des Ukraine-Kriegs gar nicht komplett abwegig wäre. Ein Waffenstillstand zwischen der Ukraine und Russland scheint derzeit wieder in die Ferne zu rücken.
Dann wird es jedoch absurd. Das Schiff würde nach Prinz Andrew benannt werden, dem unfreiwilligen Skandalsohn der Queen. Darüber hinaus soll es 480 Meter lang werden, „unendlich viele“ Flugzeuge transportieren können und rund eine Billion Pfund (rund 1,15 Billionen Euro) kosten. Das Ministerium fordere außerdem, dass der geplante Flugzeugträger über eine große Buntstiftausstattung verfüge.
Russischer TV-Sender übernimmt Satire-Bericht und verbreitet ihn als seriöse Nachrichten
Für den russischen Staatsfernsehsender Russia Today war die Überschrift des Satire-Berichts offensichtlich genug, um eine seriöse Nachricht daraus zu machen. Über den Vorfall hatte zunächst das britische Magazin The Sun berichtet. Auf Screenshots ist zu sehen, wie Russia Today die Fake-News unverblümt übernahm und mit der Überschrift ausstattete: „Großbritannien will seine Marine wegen der russischen ‚Bedrohung‘ ausbauen“. Russia Today ist ein 2005 vom russischen Staat gegründetes und finanziertes Auslandsfernsehprogramm.

Die zahlreichen ironische Hinweise in dem Original-Artikel seien bei der russischen Berichterstattung völlig ignoriert worden. „Der Bericht von [Russia Today] übernahm Zeilen aus dem Artikel vom 1. April und stellte sie als echte Analyse dar, wobei der Kontext, der den Artikel als Parodie kennzeichnete, weggelassen wurde“, schrieb auch das UK Defence Journal in einem Aufklärungsbericht am Freitag (3. April). Das Magazin betonte, dass der Satire-Bericht nur „amüsieren“ und nicht „informieren“ sollte.
Zwischenfall mit russischem Medium laut britischem Herausgeber ein klassisches Beispiel für Desinformationen
Am Ende des Satire-Berichts folgt sicherheitshalber eine offizielle Aufklärung: „Herzlichen Glückwunsch und danke, dass Sie den ganzen Artikel gelesen haben; dies ist nur ein Aprilscherz“, heißt es in der Anmerkung der Redaktion. „Der obige Artikel ist nicht wahr, und wenn jemand ihn nach dem 1. April weitergibt, erinnern Sie ihn bitte an diese Tatsache.“
Der Herausgeber des UK Defence Journal, George Allison, sagte gegenüber The Sun, dass der Artikel Teil der April-Tradition der Redaktion war. Der Vorfall mit dem russischen Medium mache aber auf ein großes Problem in aktuellen Zeiten aufmerksam. „Es ist leicht zu lachen, aber es zeigt auch etwas Wichtiges: wie leicht sich Desinformationen verbreiten können“, betonte er. (nz)