Russischer Priester prophezeit in Putins Staats-TV: Russlands Lage wird noch schlechter werden

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Entgegen der Meinung des Moskauer Kirchenoberhaupts Kyrill, sagt ein anderer Geistliche zur Lage Russlands im Kampf gegen Kiew: „Es wird nur schlimmer werden.“

Moskau – Der russische Priester Kyrill Ivanov hat in einer Rede im russischen Staatsfernsehen vor der Entwicklung im Ukraine-Krieg gewarnt: „Wenn diese Situation, dieser Krieg uns nicht zur Besinnung bringen kann, was kann uns dann in Bewegung setzen und zur Besinnung bringen?“, sagte der Erzpriester der russisch-orthodoxen Kirche. Und weiter: „Es wird nur schlimmer werden“ prophezeite der Geistliche.

Wie Russian Media Monitor berichtet, sprach Ivanov davon, dass zu wenig an die Soldaten, die im Ukraine-Krieg an der Front kämpfen, gedacht wird. „Sie kämpfen dort drüben, sie sind in den Schützengräben. Hier leben wir weiter, als ob nichts geschehen wäre.“ Die Rede, die auf YouTube zu sehen ist, ist eine ungewöhnliche Ansprache von einem russisch-orthodoxen Priester. Denn eigentlich unterstützt die russisch-orthodoxe Kirche Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine bedingungslos. 

Krieg mit Gottes Segen: Die russisch-orthodoxe Kirche unterstützt Putin bedingungslos

Zum Hintergrund: Der Krieg wird von Geistlichen als Heimatverteidigung zelebriert und gutgeheißen. In zahlreichen Predigten stellt das Kirchenoberhaupt, Patriarch Kyrill I., den Krieg als Russlands Schutz vor Feinden dar. In seinem im Oktober 2024 erschienenen Buch namens „Für die Heilige Rus: Patriotismus und Glaube“ betont er, welche wichtige Rolle die orthodoxe Kirche in Kriegen spielt.

Er ruft darin laut Angaben seiner Kirche die Gesellschaft zu Patriotismus auf und erklärt, das bedeute in erster Linie „Treue zum göttlichen Plan“ für Land und Volk. „Dafür ist es nicht schade, seine Seele hinzugeben, denn dadurch wird die Wahrheit Gottes auf Erden bestätigt“, wird der Patriarch zitiert.

Wladimir Putin (l), Präsident von Russland, und der orthodoxe Patriarch Kirill stehen während einer Zeremonie zur Verleihung des Ordens des Heiligen Andreas des Erstberufenen an Kirill im St. Katharinen-Saal des Kremls zusammen. Putin hat die orthodoxe Kirche in seinem Land als bedeutsam für die Gesellschaft bezeichnet.
Patriarch Kyrill (r) unterstützt Putins Krieg in der Ukraine. © picture alliance/dpa/Planet Pix via ZUMA Press Wire | Mikhail Metzel/Kremlin Pool

Kyrills Buch enthält aktuelle und historische Bilder von Soldaten. Auf einem werden sie von einem Priester gesegnet. Der Verlag des Moskauer Patriarchats teilte mit, das Buch handle von der russischen Welt, vom Glauben, vom Patriotismus und von der orthodoxen Kirche, „die eine große Rolle im Kampf der Rus gegen ausländische Kräfte gespielt hat“. Das mittelalterliche Großreich „Rus“ gilt als Vorläuferstaat Russlands und der Ukraine. „Es war die Kirche, die die Soldaten zu historischen Schlachten inspirierte, wodurch das Heimatland souverän und frei blieb“, so der Verlag.

Er wirbt auf der Kirchen-Website ganz auf der Linie von Staatschef Wladimir Putin für das Buch: „Heute, wenn die Feinde Russlands mit aller Macht versuchen, es zu zerstören und zu erobern, sind Patriotismus und Glaube von großer Bedeutung. Die Verteidigung des Vaterlandes ist die größte Pflicht und heilige Tat des Volkes.“ Zugleich behauptet Kyrill I. in dem Buch, Russland wolle niemandem etwas Böses.

Sanktionen gegen Kyrill I. gescheitert: Kirchenoberhaupt unterstützt weiterhin Ukraine-Krieg

Mehrere Staaten haben Sanktionen gegen Kyrill I. verhängt, weil das Kirchenoberhaupt als wichtiger Verbündeter Putins den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine immer wieder gutheißt. EU-weite Strafmaßnahmen gegen Kyrill I. scheiterten aber am Veto Ungarns.

Im September 2022 hatte das Kirchenoberhaupt russischen Soldaten versprochen, sie würden von all ihren Sünden reingewaschen, wenn sie im Krieg fallen. Das Sterben „bei der Erfüllung der militärischen Pflichten“ verglich er damals mit der Opferung Jesu durch Gott.

Priester, die den Krieg ablehnen, ließ der 78-Jährige aus Kirchenämtern entfernen. Weihnachten feiern russisch-orthodoxe Christen am 6. und 7. Januar. Anders als vor zwei Jahren rief der russische Präsident diesmal keine 36-stündige Feuerpause zum orthodoxen Weihnachtsfest aus. Anfang 2023 hatte das Kirchenoberhaupt die Kriegsparteien – offensichtlich in Absprache mit Putin – um eine Waffenruhe gebeten, damit die orthodoxen Christen an Weihnachtsgottesdiensten teilnehmen könnten. Kyrill I. wiederholte diese Bitte seither aber nicht (bg/dpa).

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