Gegen Putins Propagandashow: Wütende Soldaten-Frauen wollen sich in TV-Frage-Runde drängen
Letztes Jahr ließ Russlands Präsident seine Fernsehsprechstunde ausfallen. Diesmal nicht. Doch es wollen auch wütende Soldaten-Frauen on air.
Moskau – Die Fernsehsprechstunde des Kremlchefs ist für 2024 offiziell bestätigt. Wladimir Putin wird am 14. Dezember seine traditionelle TV-Audienz mit dem russischen Volk abhalten. Ist es ausgeschlossen, dass er in der Frage-und-Antwort-Runde auch an eine der wütenden russischen Soldaten-Frauen gerät? Angeblich zahlt er ihnen bereits Schweigegelder, so groß ist die ungewohnte Kritik auch im eigenen Land an seinem Kurs im Ukraine-Krieg.
Wie Newsweek schreibt, können Russlands Bürgerinnen und Bürger schon seit dem 1. Dezember ihre Fragen einsenden, die allerdings vorab überprüft werden. In der Call-In-Show „Direct Line“ erhält Putin dann Fragen aus dem ganzen Land. Der Unmut unter Familienangehörigen russischer Soldaten wird sich bis zum 14. Dezember sicher nicht gelegt haben. Sie kritisieren inzwischen die langen Einsätze an der Front in der Ukraine.
Vergangenen Monat gingen die Soldaten-Frauen in Moskau sogar auf die Straße, und forderten die Rotation ihrer Männer von den Gefechten. Der Kreml ging gewohnt hart gegen die Proteste vor – doch die Aufständischen warnten: „Die Menschen wissen, was passiert.“
Aufruhr unter Soldaten-Frauen vor Putins „TV-Sprechstunde“
Der russischsprachige Telegram-Kanal „7 by 7 Horizonal Russia“, ein oppositioneller Nachrichtensender, veröffentlichte Screenshots einer Chat-Gruppe von Frauen in der Wolga-Stadt Samara namens „Way Home“, berichtet Newsweek. Sie wollen ihren Unmut direkt an Putin richten. Ob es klappen wird? Putin werde bei der Pressekonferenz eine Bilanz des abgelaufenen Jahres ziehen, kündigte Kremlsprecher Dmitri Peskow vergangene Woche an.
Fernseh-Fragerunde mit Putin hat in Russland Tradition
Jahrespressekonferenz und die Fernsehsprechstunde für Bürger haben im Kreml Tradition. Die Pressekonferenz für Journalisten findet unter Putin bereits das 18. Mal statt, die Fernsehsprechstunde feiert ihre 15. Auflage. Allerdings sind die beiden mehrstündigen Ereignisse, bei denen sich Putin der Öffentlichkeit präsentiert, in der Vergangenheit zumeist getrennt voneinander abgehalten worden. Nur 2020, während der Corona-Pandemie, wurden sie zusammengelegt.
Wegen seines Angriffskrieges gegen die Ukraine hatte Putin die Pressekonferenz im vergangenen Dezember erstmals seit zehn Jahren ausfallen lassen, ebenso die Fernsehsprechstunde. Beobachter waren damals überzeugt, dass Putin unangenehme Fragen vermeiden wollte. Inzwischen tritt Putin wieder zunehmend selbstbewusst auf, dass er den Krieg gewinnt. (frs mit dpa)