Baerbock spricht Lawrow auf G20-Gipfel direkt an

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Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) (im Hintergrund bei der deutschen Flagge) und ihren russischen Amtskollegen Sergej Lawrow (Vordergrund rechts, unscharf) trennen Welten (Archivbild März 2023). © Imago/Florian Gaertner/photothek

Russland solle den Krieg stoppen, forderte Außenministerin Baerbock am Mittwoch beim G20-Gipfel. Dabei wandte sie sich direkt an ihren russischen Amtskollegen – nicht ohne Grund.

Rio de Janeiro – Russland begann vor fast zwei Jahren den Angriffskrieg gegen die Ukraine – und könnte ihn auch wieder beenden. Eine entsprechende Forderung stellte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Mittwoch (21. Februar) bei einem G20-Treffen in Rio de Janeiro. Die Grünen-Politikerin sprach ihren russischen Amtskollegen Sergej Lawrow dabei wohl nicht ohne Grund direkt an: Der 73-Jährige hat die Angewohnheit, vor Reden Baerbocks scheinbar demonstrativ den Saal zu verlassen.

Baerbocks Appell direkt an Lawrow: „Beenden Sie diesen Krieg“

In diesem Jahr wandte sich Baerbock beim G20-Treffen direkt an den russischen Außenminister. „Wenn Ihnen Menschenleben am Herzen liegen, wenn Ihnen Ihr eigenes Volk am Herzen liegt, russische Kinder und Jugendliche, müssen Sie diesen Krieg jetzt beenden“, sagte die Grünen-Politikerin an Lawrow gerichtet, der drei Plätze links von ihr saß. „Wenn Russland diesen Krieg jetzt beenden würde, wäre morgen der Weg zum Frieden und zur Gerechtigkeit weit offen“, fügte die deutsche Außenministerin hinzu.

Kurz vor Beginn des Ukraine-Kriegs hatten sich Baerbock und Lawrow bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Moskau im Januar 2022 noch die Hand gegeben, wie Pressefotos zeigen. Es sind Bilder aus anderen Zeiten. Wenige Tage später fiel Russland in die Ukraine ein, zwischen dem Kreml und Berlin herrscht seitdem auch diplomatisch eisiges Schweigen. Als die deutsche Bundesaußenministerin bei einem G20-Treffen im Juli 2022 in Indonesien zu ihrer Rede ansetzte, war Lawrow schon aus dem Tagungssaal gestürzt. Der diplomatische Eklat wirkte lange nach.

Lawrow verließ bereits mehrfach den Saal: „Nicht da, um anderen zuzuhören“

Diplomaten hatten der Nachrichtenagentur AFP zu dem Vorfall in Indonesien mitgeteilt, der russische Außenminister habe bei dem Redebeitrag Baerbocks den Saal „aus Protest“ verlassen. Abschließend geklärt ist jedoch nicht, ob der Minister bei dem G20-Treffen tatsächlich wegen Baerbocks Rede ging. „Dass der russische Außenminister einen großen Teil der Verhandlungen hier nicht im Raum, sondern außerhalb des Raumes verbracht hat, unterstreicht, dass es keinen Millimeter an Gesprächsbereitschaft der russischen Regierung derzeit gibt“, analysierte Baerbock selbst den Vorfall.

Das Verhalten des russischen Außenministers war kein Einzelfall: Bei einer Ministerkonferenz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) Ende November vergangenen Jahres in der nordmazedonischen Hauptstadt Skopje hatte Lawrow ebenfalls bereits den Konferenzraum verlassen, als Baerbock ihre Rede hielt. Die Außenministerin sprach das Verhalten des russischen Politikers daraufhin direkt an. Er sei wie bei anderen Sitzungen offensichtlich nur im Saal, „wenn er selber spricht, aber nicht, um anderen zuzuhören.“ Auch damals hatte die Grünen-Politikerin von Moskau den sofortigen Stopp des Angriffskriegs gegen die Ukraine gefordert. (bme mit Material der dpa)

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