Neues Wohngebiet im Süden von München: Projektentwickler verraten erste Details
Auf der sogenannten Staffler-Wiese in Wolfratshausen könnten bis zu 350 Wohnungen gebaut werden. Hinter den Kulissen gibt‘s bereits Streit - unserer Zeitung haben die Projektentwickler ihre Pläne und das weitere Vorgehen erläutert.
Wolfratshausen – Hinter den Kulissen ist die Empörung bereits groß. Dass der Plan, die sogenannte Staffler-Wiese im Stadtteil Farchet zu bebauen, von der Wolfratshauser Liste publik gemacht worden ist (wir berichteten), sorgte für eine heftige Reaktion des Rathauschefs. Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) wirft den drei Liste-WOR-Stadträten vor, Interna preisgegeben zu haben und droht dem Trio mit einem Ordnungsgeld. Und die Projektentwickler? Die sind über den Vorstoß der dreiköpfigen Liste-WOR-Fraktion „erstaunt“, sagt Olaf Breuer, Prokurist der Krämmel Wohn- und Gewerbebau GmbH, gegenüber unserer Zeitung.
24 Stunden nach dem „Sonntagsgespräch“, zu dem die Wolfratshauser Liste die Bevölkerung eingeladen hatte, erläutern Breuer und Peter Schneider, Geschäftsführer der Schneider Wohnbau GmbH, ihre „Vision“ für die Entwicklung der gut 26 500 Quadratmeter großen Grünfläche in Farchet, benannt nach der Eigentümerfamilie Staffler. Schneider schickt voraus: „Wir stehen noch ganz am Anfang.“
Vor rund einem Jahr begannen die Gespräche zwischen Schneider und den Grundstückseigentümern. Mit ins Boot holte man die Krämmel Wohn- und Gewerbebau GmbH. „Die ist in Sachen Quartiersentwicklung sehr erfahren“, so Schneider mit Blick auf das „OPUS.G“ in Geretsried. Zwischen Elbestraße und Banater Straße entstehen bis 2027 wie berichtet 770 Wohnungen.
Ja, wir waren über dieses Vorgehen erstaunt.
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„Wir haben zur Staffler-Wiese zunächst eine Grundlagenermittlung angestellt und erste Problemfelder analysiert“, berichtet Breuer rückblickend. Das Vorhaben sei anschließend Bürgermeister Heilinglechner und seinem Stellvertreter Günther Eibl (CSU) informell vorgestellt worden. Anfang Mai präsentierte Breuer das Projekt dem zehnköpfigen Bauausschuss des Stadtrats in einer nicht öffentlichen Sitzung. „Dort bekamen wir die Empfehlung, das Ganze auch den einzelnen Fraktionen zu präsentieren, damit das Vorhaben dann in einer öffentlichen Sitzung beraten werden kann.“ Kurz nach der Bauausschusssitzung luden Breuer und Schneider nach eigenen Worten alle fünf Fraktionen schriftlich zu jeweils vertraulichen Gesprächen ein. Vier sagten zu, die Wolfratshauser Liste habe nicht reagiert. Stattdessen lud deren Sprecher, Ex-Bürgermeister Helmut Forster, die Bürger und die Presse zum „Sonntagsgespräch“ der politischen Gruppierung zum Thema Staffler-Wiese ein. „Ja“, räumt Breuer ein, „wir waren über dieses Vorgehen erstaunt.“
Anfang kommender Woche beginnen die internen Erörterungen mit Vertretern von CSU, SPD/FDP, Grünen sowie Bürgervereinigung – „auch über einen Termin mit der Wolfratshauser Liste würden wir uns nach wie vor freuen“, sagt Schneider.
Projektentwickler haben ein Verkehrsgutachten erstellen lassen
In diesem frühen Stadium sei die Vertraulichkeit der Gespräche wichtig, so der 51-Jährige. Das habe nichts mit Geheimniskrämerei oder Mauschelei zu tun, betonen die zwei Projektentwickler. Eine öffentliche Debatte macht in ihren Augen erst Sinn, wenn alle Mandatsträger über denselben Kenntnisstand verfügen. „Es geht nicht um die schnelle Bebauung der Staffler-Wiese mit Reihenhäusern oder Einfamilienhäusern“, konstatiert Peter Schneider. „Wir wollen uns am Bedarf orientieren.“ Er erinnert daran, dass die Grünfläche als potenzielles Baugebiet bereits in der Amtszeit von Rathauschef Reiner Berchtold (SPD) in den Jahren 1998 bis 2008 ein Thema war. Konkretisiert wurden die Gedankenspiele nicht. „Doch angesichts der akuten Wohnungsnot haben wir das Thema wieder aufgegriffen“, erklärt Schneider.
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Bislang sei eine „Grundlagenermittlung“ erfolgt, erläutert Breuer. Daran beteiligt gewesen war nach seinen Worten ein Infrastrukturentwickler, man habe gemeinsam das Augenmerk auf „besondere Dinge“ gelegt. Erstellt worden sei unter anderem ein Verkehrsgutachten, konkret sei es um die Frage gegangen, ob Farchet „einen Verkehrszuwachs verkraftet“ beziehungsweise welche Infrastrukturmaßnahmen mit der Bebauung eines Teils des Areals einher gehen müssten. Von dem rund 26 500 Quadratmeter großen Areal können laut Flächennutzungsplan etwa 13 000 Quadratmeter bebaut werden – einen Bebauungsplan, in dem die Stadt verbindliche Regeln fixiert, gibt es noch nicht.
Es soll „bezahlbarer Wohnraum für Wolfratshauser“ entstehen
350 neue Wohnungen bedeuten Zuzug: „Wir wissen natürlich, dass es Bedarf für eine Kindertagesstätte gibt und haben diese in dem Vorhaben platziert“, sagt Breuer. Er und Schneider legen Wert darauf, dass „bezahlbarer Wohnraum für Wolfratshauser entsteht“. Zwischen 20 und 30 Prozent der Mietwohnungen sollen einkommensorientiert gefördert werden. Weitere Themen seien die Energieversorgung, ein Mobilitätskonzept sowie „die Grünplanung“ gewesen. Letzteres „ist uns aufgrund der Lage des Grundstücks wichtig“, sagt Breuer. Die Staffler-Wiese östlich der Mehrzweckhalle grenzt an die Isarauen, ein Naturschutzgebiet.
„Die Planungshoheit liegt bei der Stadt“, unterstreicht das Duo unisono. Unter anderem könne die Kommune bei der Aufstellung eines Bebauungsplans – das Verfahren dauert etwa zwei Jahre – einen externen Städteplaner einschalten, „der völlig unabhängig unsere Grundlagenermittlung überprüft“.
Mit dem Baubeginn ist frühestens 2027/2028 zu rechnen
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Die Befürchtung von Liste-WOR-Stadtrat Richard Kugler, dass wie bei den 110 Neubauwohnungen im Loisachquartier – auf dem ehemaligen Kraft-Areal östlich des S-Bahnhofs – am Ende eine externe Gesellschaft die auf der Staffler-Wiese errichteten Gebäude kauft und dann „teure Mieten verlangen wird“, teilt Breuer nicht: „Das lässt sich durch einen Städtebaulichen Vertrag klipp und klar regeln und so auch verhindern.“
350 Wohnungen sind für den Prokuristen der in Wolfratshausen ansässigen Krämmel Wohn- und Gewerbebau GmbH „die absolute Obergrenze“. Würden die sukzessive errichtet? „Das kann ich heute final nicht beantworten, denn wir wissen ja nicht, was das Bauleitverfahren am Ende bringt.“ Wäre die Stadt mit 350 Wohnungen einverstanden, „würden sie in zwei Bauabschnitten errichtet“, prognostiziert der 66-Jährige. „Doch jetzt stehen erst einmal die Gespräche mit den Stadtratsfraktionen an.“ Voraussichtlich Ende Juli seien die Unterredungen mit den Vertretern der Parteien und politischen Gruppierungen abgeschlossen. „Dann sehen wir weiter.“ Mit einem Baubeginn rechnet Breuer „frühestens 2027/2028“. (cce)