350 neue Wohnungen: Liste WOR macht Projekt öffentlich - Bürgermeister droht Räten mit Zwangsgeld

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Die gut 26 700 Quadratmeter große sogenannte Staffler-Wiese in Farchet liegt am Rande des Naturschutzgebietes zwischen Loisach-Isar-Kanal und dem Wohnviertel, erklärte beim „Sonntagsgespräch“ der Wolfratshauser Liste Stadtrat Dr. Manfred Fleischer. © Peter Herrmann

Es wäre das größte Wohnungsbauprojekt in der Geschichte Wolfratshausens: Bis zu 350 Wohnungen könnten im Ortsteil Farchet entstehen. Noch sind kaum Details bekannt - doch es gibt bereits einen heftigen Streit.

Wolfratshausen – Das Projekt, das die Entwickler langfristig verfolgen und bislang als eine „Vision“ bezeichnen, unterlag allerstrengster Geheimhaltung. Zuletzt kam es in einer nicht öffentlichen Sitzung des zehnköpfigen Bauausschusses des Stadtrats zur Sprache: Ein Wolfratshauser Immobilienbüro erwägt gemeinsam mit einem Bauträger die Errichtung von bis zu 350 Wohnungen auf der sogenannten Staffler-Wiese im Stadtteil Farchet.

350 neue Wohnungen: Liste-WOR-Fraktion macht Projekt publik - Bürgermeister droht Räten mit Zwangsgeld

Dass das Vorhaben nun durch die Wolfratshauser Liste publik gemacht und beim „Sonntagsgespräch“ der politischen Gruppierung im Gasthof Löwenbräu debattiert wurde, erzürnt Rathauschef Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung). Er versendete vor der Veranstaltung per E-Mail eine Mahnung an die drei Liste-WOR-Stadträte Dr. Manfred Fleischer, Helmut Forster sowie Richard Kugler. „Er hat uns mit einem Zwangsgeld gedroht, weil vermeintliche Interna ausgeplaudert wurden“, berichtete Fleischer am Sonntag. Diesem Vorwurf widersprach Forster: „Der Projektentwickler hat mich persönlich angerufen und informiert“, behauptete der ehemalige Bürgermeister. Von seinem Fraktionskollegen Kugler, der Mitglied des Bauausschusses ist, habe er nichts erfahren, so der Wirtschaftsreferent des Stadtrats.

Da zerlegt’s unsere Infrastruktur.

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Ungeachtet dieser Querelen will die Wolfratshauser Liste die Diskussion laut Fleischer „transparent und öffentlich“ führen. Vor allem die Anwohner hätten das Recht, alles über das potenziell größte Wohnungsbauprojekt in der Geschichte der Flößerstadt zu erfahren. Fleischer verwies auf den Flächennutzungsplan, der 2006 rechtswirksam wurde. Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte von derzeit nahezu 2200 Einwohnern pro Quadratkilometer sei im Flächennutzungsplan ein organisches Wachstum von etwa 100 bis 200 Bürgern pro Jahr vorgesehen. Bei 350 Wohneinheiten müsse jedoch mit mindestens 700 Neubürgern, die voraussichtlich mehr als 700 Parkplätze benötigen, gerechnet werden. „Da zerlegt’s unsere Infrastruktur“, prognostizierte Kugler. Wie seine zwei Fraktionskollegen verwies er auf die engen Zufahrtstraßen in Farchet sowie die hohe Verkehrsbelastung der Anwohner, die schon heute mit Blick auf den Märchenwald und das Isar-Loisach-Stadion über verstopfte Straßen und unzureichende Parkmöglichkeiten klagen.

Liste Wolfratshausen fordert öffentliche Diskussion im Stadtrat

Ein Wolfratshauser, der nach eigenen Worten seit 70 Jahren in Farchet lebt und seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, ging mit Bürgermeister Heilinglechner hart ins Gericht: „Er ist dem Gemeinwohl verpflichtet, das durch diese Bebauung gefährdet wäre.“ Auf der Staffler-Wiese dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sei ohnehin kaum realisierbar.

Kugler befürchtet, dass wie bei den 110 Neubauwohnungen im Loisachquartier – auf dem ehemaligen Kraft-Areal östlich des S-Bahnhofs – am Ende eine externe Gesellschaft die auf der Staffler-Wiese errichteten Gebäude aufkauft und dann „teure Mieten verlangen wird“. Fleischer sieht das genauso und gab darüber hinaus zu bedenken, dass im Falle einer Bebauung auch Kinderbetreuungsplätze und Schulerweiterungen für die zugezogenen Familien geschaffen werden müssten. Er plädierte dafür, dass das Thema zeitnah in einer öffentlichen Sitzung des Stadtrats behandelt wird. (ph)

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