Kempten: Die Sozialbau blickt beim Jahresgespräch auf ein herausforderndes und erfolgreiches Jahr 2024 zurück
Zufrieden schauen die Sozialbau-Geschäftsführer Thomas Heubuch und Martin Langenmaier sowie Oberbürgermeister Thomas Kiechle auf das Geschäftsjahr 2024 zurück.
Kempten – Trotz widriger Rahmenbedingungen konnten alle geplanten Projekte realisiert werden und dabei hat das Bauunternehmen mit 127 Mitarbeitern ein Jahresüberschuss von 6,4 Millionen Euro erwirtschaftet.
„Der Wohnungsbau liegt am Boden. Die Baupreise haben sich seit 2019 um 40 Prozent erhöht“, schilderte Heubuch die allgemeine Lage. Außerdem gebe es zurzeit keine Landesförderung für den sozialen Wohnungsbau. „Ein schwieriges Thema“, rief Kiechle dazwischen. „Viele Projekte drohen deshalb in der Schublade zu verschwinden.“ Er gehe davon aus, dass 2026 die Gelder wieder fließen würden, meinte Langenmaier. „Trotzdem schade für die verlorene Zeit.“
Neubau-Wohnungen
„Wir leben aber in einer Zuzugsregion“, erklärte Heubuch. Hier brauche man dringend zusätzlichen Wohnraum. Im Rahmen einer anspruchsvollen Wohnbau-Offensive baute die Sozialbau in den letzten gut zehn Jahren 770 Neubauwohnungen mit einer Investitionssumme von insgesamt 213 Millionen Euro. Davon etwa 120 im vergangenen Jahr: „Eine beachtliche Zahl für eine Stadt in der Größenordnung von Kempten“, so der OB. Von den Gesamtbauinvestitionen in Höhe von rund 39 Millionen Euro wurden etwa 24 Millionen für Neubauprojekte aufgewendet.
Auf der „Funkenwiese“ entstanden von Ende 2018 bis Anfang 2024 183 Wohnungen. Am Calgeerpark werden bis zum 1. Oktober 68 neue Apartments für Pflegekräfte und Studierende fertiggestellt. In der Parkstadt Engelhalde sind die ersten 31 von den insgesamt 400 Wohnungen bis Ende des Jahres bezugsfertig.
Mietwohnen
„Wir liefern nicht nur im Neubau, wir stehen auch für bezahlbaren Wohnraum“, erklärte Langenmaier. Die Bewirtschaftung von mehr als 4.200 Mietwohnungen mit einer Durchschnittsmiete von 6,68 Euro (2023: 6,47 Euro) bleibt das Kerngeschäft der Sozialbau. Den Schwerpunkt bilden familienfreundliche Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen. Fast 30 Prozent des Bestandes sind barrierefrei (Bundesdurchschnitt: drei Prozent). 170 Wohnungen in der Rottachsiedlung hat die Sozialbau von der BImA übernommen, über das weitere Vorgehen berichtete der Kreisbote am 24. Mai 2025.
Eine neue Vermietungssoftware erleichtert die Kommunikation mit Interessenten an Mietwohnungen.
Was die Instandhaltung und Modernisierung des Wohnungsbestandes betrifft, hat die Sozialbau bei der Benchmark beste Bewertungen, sagte Langenmaier. 2024 flossen 14,5 Millionen Euro in die nachhaltige Sicherung des Bestandes und in die Verbesserung der Energieeffizienz und der Wohnqualität. Beim Anschluss an das ZAK-Fernwärmenetz gehe die Sozialbau mit gutem Beispiel voran: „Wir rollen den Teppich aus, damit sich auch die anderen rundherum anschließen können.“
Gewerbeobjekte
In Kempten bewirtschaftet das Unternehmen 682 Gewerbeeinheiten mit fast 74.000 Quadratmetern Nutzfläche. Hiermit gehört es zu den größten Anbietern in Schwaben. Flächen für gewerbliche Nutzung entstehen auch im Kreativquartier der Parkstadt Engelhalde. Im sogenannten F-Gebäude fanden bereits 60 Mitarbeitende des Architekturbüros „f64“ ein neues Zuhause. Nach dem Umbau des ehemaligen „Haus Hochland“ zieht dort 2026 die Montessori Fachoberschule für Gestaltung ein (wir berichteten). In Thingers ging im Februar 2024 eine neue Quartiersgarage mit über 200 Stellplätzen in Betrieb.
Für seine Innovationskraft erhielt das Unternehmen 2024 das zweite Mal das Siegel Top Innovator. „Der Deutsche Bauherrenpreis gilt in der Branche so viel wie ein Oscar“, sagte Langenmaier. Er wird alle zwei Jahre vergeben. Dass eine Firma direkt hintereinander zweimal diese Anerkennung bekommt, habe es noch nie gegeben. Die Sozialbau schaffte es: 2022 wurde sie für den Umbau der Sheddachhalle, 2024 für den Neubau des ersten siebengeschossigen reinen Vollholzhauses in Bayerisch-Schwaben ausgezeichnet. Dazu kam auch noch der „Deutsche Ziegelpreis 2024“ für den Wohnpark Funkenwiese.
Zukunftsstrategie
Unter der Federführung der beiden Geschäftsführer begann man 2024 mit einem firmeninternen Strategieprozess unter dem Namen „Sozialbau 2035“. Es gibt seit kurzem auch die Möglichkeit, auf die Landes- und Bundespolitik Einfluss zu nehmen: Martin Langenmaier erhielt einen Sitz im Verbandsrat des VdW (Verband bayerischer Wohnungsunternehmen). Er und Kiechle, der im Vorstand des Bayerischen Städtetags sitzt, könnten in Zukunft auch auf der Landesebene gut zusammenarbeiten, sagte Langenmaier.
Beide Geschäftsführer betonten, dass sie zuversichtlich in die Zukunft blicken, weiterhin auch „ein Stück als Stadtentwickler“ wirken wollen und dazu beitragen, dass Kempten noch lebenswerter werde.
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