Die Sozialbau fängt gerade an, das ehemalige Haus Hochland umzubauen. Ab September 2026 zieht dort die Montessori Fachoberschule für Gestaltung (MOS) ein.
Kempten – Der Mietvertrag mit dem Schulträger ist unterzeichnet und gilt für 25 Jahre. Die umfassenden Baukosten betragen laut Sozialbau rund 3,6 Millionen Euro. Der Kreisbote sprach mit dem Schulleitungsteam über seine Zukunftspläne.
Frau Brandmiller, Frau Fahdt, können Sie Ihre Schule kurz vorstellen?
Katharina Fahdt: Wir sind eine staatlich anerkannte Fachoberschule mit der Fachrichtung Gestaltung. In unserer Schule bestehen die gleichen Aufnahmebedingungen wie für staatliche Fachoberschulen und das hier erworbene Abitur wird an allen Hochschulen anerkannt. Wir haben eine 11. und eine 12. Klasse mit Fachabitur. Im Herbst 2025 startet erstmalig eine 13. Klasse mit allgemeinem Abitur. Außerdem besteht an der MOS die Möglichkeit, eine Vorklasse zu besuchen.
Ellensint Brandmiller: Die Schule wurde 2014 eröffnet und erhielt 2017 die staatliche Anerkennung. Die Montessori Schule und die MOS haben den gleichen Träger, sind aber zwei eigenständige Bildungseinrichtungen.
Wer ist der Schulträger?
Brandmiller: Die Augsburger Gesellschaft für Lehmbau, Bildung und Arbeit gGmbH, ein mittelständisches Sozialunternehmen mit ca. 800 Beschäftigten, das in unserer Region u. a. Schulen, Therapie- und Rehaeinrichtungen, Kindergärten sowie Jugendherbergen betreibt und auf vier Jahrzehnte Erfahrung zurückblicken kann.
Was steckt hinter dem Begriff „Gestaltung“?
Fahdt: Ein sehr breites und vielfältiges Angebot. Unsere Schülerinnen und Schüler erhalten nicht nur eine umfassende Einführung in Kunst- und Kulturgeschichte, sondern sie dürfen alles, was für die einzelnen Epochen charakteristisch ist, selbst ausprobieren. Bei uns wird nicht nur gezeichnet und gemalt, auch die modernen Medien spielen eine wichtige Rolle. Die jungen Menschen können ihre Kreativität in vielen Bereichen ausleben: Mediengestaltung, Produktdesign, erklärende Zeichnungen, Fotografie, plastisches Gestalten werden genauso angeboten wie handwerkliche Tätigkeiten, beispielsweise Nähen, Töpfern oder Holzarbeiten. Die Gestaltungsfächer nehmen etwa ein Drittel des Unterrichts ein.
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Können Sie hierbei einen Praxisbezug herstellen?
Brandmiller: Am besten klappt es beim Fachpraktikum in der elften Klasse. Einen Teil davon absolvieren die Jugendlichen in unseren Werkstätten intern, den anderen Teil jedoch extern in einschlägigen Betrieben.
Fahdt: Wir versuchen, wo möglich, unsere Schülerinnen und Schüler ins kulturelle Leben der Stadt einzubinden. Ihre Werke waren beispielsweise fester Bestandteil der Ausstellung „Handgezeichnet“ im Kempten-Museum. Sie übernahmen die Plakatgestaltung für „Die Dreigroschenoper“. Die MOS ist bei der Kunstnacht vertreten.
Um unseren Jugendlichen den Kontakt zur aktuellen Kunstszene und zu wichtigen Museen zu ermöglichen, organisieren wir Fahrten zur Biennale nach Venedig, nach Kassel, Rom und Wien, aber auch Tagesausflüge beispielsweise in die Pinakothek in München.
Woran erkennt man die Montessori-Pädagogik in Ihrer Schule?
Brandmiller: In unseren Klassen gibt es maximal 20 Schüler, die Atmosphäre ist familiär. Die Kernunterrichtszeit beginnt um neun Uhr und richtet sich nach dem Biorhythmus von jungen Menschen. Wir bieten von Lehrkräften begleitete Studierzeiten an. Unangemeldete Leistungsnachweise finden in unserer Schule nicht statt. Als systematische Beraterin biete ich den Jugendlichen Lerncoaching an. Wir stärken die Selbstverantwortung der Jugendlichen und nehmen ihre Vorschläge bei der Gestaltung des Schullebens auf.
Was ist die Motivation für den Umzug? Werden die Leute die alten Räume des Haus Hochland noch wiedererkennen?
Fahdt: Nicht nur wir wachsen, auch die Montessori Schule. Die Räume in der Reichlinstraße reichen nicht mehr aus. Die Möglichkeit, neue Räume auf insgesamt 1.500 Quadratmetern Fläche mitten in der Stadt, in der Nähe der Kunsthalle und der Musikschule nutzen zu können, ist wie eine Fügung. Der große Saal wird beibehalten. Wir werden ihn für experimentelles Gestalten, Abiturfeiern, Infoabende und für (auch öffentliche) Ausstellungen nutzen. In den Räumen hinter der Bühne entstehen sechs Klassenzimmer. Das ehemalige Lokal mit Terrasse dient als Schülermensa. Das Gebäude ist gut durchkomponiert und bietet viele freie Flächen für Lerninseln. Sein alter Charme bleibt erhalten.
Vielen Dank für das Gespräch!
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