"Sehr großzügig": US-Sondergesandter sorgt mit Putin-Aussagen für Aufsehen
Kremlchef Wladimir Putin will sich nach Auffassung des US-Sondergesandten Steve Witkoff nicht "ganz Europa" einverleiben. Wenn er nach den Motiven Putins gefragt werde, dann sehe er einfach nicht, dass Putin es auf ganz Europa abgesehen habe, sagte Witkoff am Sonntag in einem TV-Interview dem US-Sender Fox News. "Dies ist eine ganz andere Situation als im Zweiten Weltkrieg – damals gab es keine Nato."
Witkoff nach Putin-Treffen: "Ich habe das Gefühl, er will Frieden"
Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine meinte Witkoff: "Man kann die Dinge nicht beenden, ohne mit beiden Seiten zu kommunizieren, zu verstehen, was jeder von ihnen braucht und dann versuchen, sie zusammenzubringen."
Der US-Sondergesandte sprach auch erneut über seine beiden Treffen, die er mit Putin in Moskau in den vergangenen Wochen hat. Beide hätten ungefähr dreieinhalb Stunden gedauert. Witkoff hatte sich in den vergangenen Wochen auffallend positiv über Putin geäußert. "Ich habe das Gefühl, er will Frieden", sagte Witkoff nun mit Blick auf den russischen Angriffskrieg.
Witkoff hält Putin nicht für einen "schlechten Kerl"
In dem Interview wurde er außerdem gefragt, ob er das Gefühl habe, dass Putin fälschlicherweise als Tyrann dargestellt werde oder als jemand, dessen politische Gegner oft verschwinden oder sterben. Witkoff entgegnete: "Ich denke, in meinen 68 Jahren auf dieser Erde habe ich noch nie eine Situation erlebt, in der es nicht zwei Seiten einer Geschichte gibt." Es sei nie einfach alles schwarz oder weiß.
Erst am Samstag hatte Witkoff in einem Gespräch mit dem rechten Online-Kommentator Tucker Carlson erzählt, dass eine Freundschaft mit dem Kremlchef entstanden sei. Er halte Putin nicht für einen "schlechten Kerl". "Das ist eine komplizierte Situation, dieser Krieg, und all die Zutaten, die dazu geführt haben. Wissen Sie, es geht nie nur um eine Person, richtig?, sagte Witkoff über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.
"Ich denke, es war sehr großzügig von ihm, mich zu empfangen"
Der US-Sondergesandte gab an, er rechne fest mit einem persönlichen Treffen zwischen Putin und Trump in den kommenden Monaten. Putin wisse, dass es für Trump aktuell politisch schwierig sei, nach Russland zu kommen, so Witkoff. Und weiter: "Ich denke, es war sehr großzügig von ihm, mich zu empfangen."
US-Sondergesandter übernimmt russische Narrative zu besetzten Gebieten
Im Interview mit dem sehr russlandfreundlichen Tucker Carlson hatte Witkoff zudem jüngst betont, dass das größte Hindernis für eine Beilegung des russischen Kriegs in der Ukraine der Status der Krim und der vier von Russland besetzten Regionen in der Ukraine sei.
Witkoff, der Immobilienmanager sowie Investor ist und keine diplomatische Erfahrung besitzt, nannte sie „den Elefanten im Raum“ bei den Friedensverhandlungen. Dabei kannte er nicht einmal die Namen der Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja.
„Sie sind russischsprachig“, meinte der US-Sondergesandte über die vier von Russland besetzten Gebiete. „Es hat Referenden gegeben, in denen die überwältigende Mehrheit der Menschen angegeben hat, dass sie unter russischer Herrschaft stehen wollen“, so der US-Sondergesandte.

Sondergesandter unterstützte Trump im Wahlkampf mit Millionenspenden
Der 68-Jährige pflegt seit vielen Jahren eine enge Freundschaft und Golfpartnerschaft mit Trump. Ihr erstes Treffen fand in den 1980er Jahren statt, zunächst im geschäftlichen Kontext, wie Witkoff in Trumps Betrugsprozess 2023 bestätigte.
Witkoff spielt jedoch weit mehr als nur die Rolle eines Geschäftspartners in Trumps Leben. Er unterstützte Trumps politische Bestrebungen mit großzügigen Wahlkampfspenden in Millionenhöhe. Zusätzlich war Witkoff in das Kryptowährungsunternehmen World Liberty Financial involviert, das der Trump-Familie gehört.
USA vermitteln bei Gesprächen in Riad
Auf die Gespräche in Saudi-Arabien über eine Waffenruhe in der Ukraine blickt Witkoff derweil optimistisch. Aus einer möglichen Waffenruhe im Schwarzen Meer würden die Gespräche "natürlicherweise auf eine vollständige Waffenruhe hinstreben", sagte er.
US-Unterhändler haben für Saudi-Arabien getrennte Gespräche mit Delegationen aus Kiew und Moskau über eine Waffenruhe in der Ukraine angekündigt. Nach ukrainischen Angaben sollten ihre Unterhändler bereits am Sonntagabend mit der US-Delegation in der saudiarabischen Hauptstadt Riad zusammentreffen. Für Montag ist in der Golfmonarchie dann ein Treffen der US-Unterhändler mit russischen Regierungsvertretern vorgesehen.